Start Kunst & Kultur TiK: „I mecht mi in a Blumenstandl verwandln“

TiK: „I mecht mi in a Blumenstandl verwandln“

Am 12. Februar öffnet sich im Grazer Theater im Keller der Vorhang für die erste Frühjahrsproduktion – eine gelungene Mischung aus subtiler Komik und urigem Wiener Grant.

Text: Bettina Leitner

Von derb-primitiv bis anmutig schön – so vielschichtig lässt sich die Sprache des österreichischen Dichters H. C. Artmann beschreiben, der es verstanden hat, spielerisch mit surrealen Zügen provokative Literatur zu schaffen. Aus dieser reichen literarischen Quelle schöpft das Theater im Keller in seinem neuen Stück Erlaubent, Schas, sehr heiß bitte. Was von Artmann als kompakter Einakter konzipiert wurde, bildet den Kern der kommenden Theaterproduktion, zu dem in einer gelungenen Collage weitere Artmann-Fragmente komponiert wurden, sodass ein unterhaltsames Gesamtkunstwerk daraus entsteht. „Mit Sicherheit werden hier viele angesprochen, da die Werke Artmanns so vielschichtig und reichhaltig sind wie kaum andere aus dieser Zeit. Er bringt sein künstlerisches Wollen sehr direkt und auf poetische Weise auf den Punkt, was nicht zuletzt auf seine unglaubliche Sprachgewandtheit zurückzuführen ist“, charakterisiert die Regisseurin Eva Weutz. „Wir verwenden Artmanns Gedichte außerdem als Texte für scheinbar klassische Wienerlieder, und seine freie Rhythmik passt perfekt. Ohrwürmer sind garantiert“, so Weutz weiter.

Hart, ergreifend und zugleich komisch

Das Stück funktioniert auch heute noch als Spiegel der österreichischen Gesellschaft und zeigt Symptome manch fragwürdiger Lebensphilosophie auf: Alle Protagonisten im Stück sind von ihrem individuellen Schicksal geprägt, doch sie kommunizieren nicht miteinander, sie sind sozusagen „gemeinsam einsam“. „Und genau dieses Nebeneinander führt am Ende zu einer akustischen Schlussexplosion, wird sozusagen durch Musik und Geräusch auf den Punkt gebracht“, verrät Weutz. Doch diese theatralisch wirkungsvolle und manchmal vielleicht bedrückende Seite ist nur einer unter vielen Aspekten des Stücks. Erlaubent, Schas, sehr heiß bitte spielt ebenso mit bewegenden Liebesavancen, wenn das klischeehafte Wiener Mädl ihren Geliebten anhimmelt und sich „allanig fir [erm] in a Blumenstandl verwandln mecht“, um ihm all ihre Blumen zu schenken. Auch der im Kaffeehaus vergessene Bohemien Lackl verleitet einerseits zum Lachen, wenn er sich – inspiriert von den Werken Artmanns – an der Schreibkunst versucht, doch schlussendlich mehr Seiten aus seinem Büchlein herausreißt, als er schreibt, und daraufhin andererseits aus Frust den neben ihm stehenden jüdischen Geigenspieler „angrantelt“. Ohne sein Gegenüber zu kennen, lässt er seinem Antisemitismus freien Lauf. „Dabei klingen auch zwei wesentliche Probleme unserer gesellschaftlichen Gegenwart an, die aktueller kaum sein können: der enorme Fremdenhass und das Abwälzen der eigenen Verantwortung auf andere. Auch wenn das im ersten Eindruck durch die musikalische Untermalung und das österreichische Idiom fast melodisch-gemütlich wirkt, eröffnet sich doch die dunkle Seite österreichischer Mentalität“, so Alfred Haidacher.  

Termine: Fr, 21.2., Sa, 22.2., Di, 25.2., Mi, 4.3., Mi, 11.3., Mi, 18.3., Di, 24.3., Mi, 25.3., Mi, 15.4., Do, 16.4., Di, 21.4., Mi, 22.4. und Do, 23.4.2020 um jeweils 20 Uhr

Mit: Christin Berlin, Katrin Ebner, Alfred Haidacher, Christian Krall und János Mischuretz, Regie und Kostüme: Eva Weutz

Tickets unter: 0664 973 31 84 oder auf www.tik-graz.at oder bei der Abendkassa sowie im Zentralkartenbüro

Info: www.tik-graz.at