Start Kunst & Kultur Vielsprachlichkeit am Wiener Burgtheater: Raum der Extreme

Vielsprachlichkeit am Wiener Burgtheater: Raum der Extreme

Intendant Martin Kušej Foto: Fischer

Direktor Martin Kušej setzt in seiner ersten Saison am Wiener Burgtheater klare Zeichen.

Text: Wolfgang Pauker

Viele Sprachen werden zukünftig im Wiener Burgtheater (ebenso wie im Akademietheater, Vestibül und Kasino) zu erleben sein – Sprachen im engen Sinne ebenso wie ästhetische Formensprachen. Denn Kušej und sein Team haben Regisseurinnen und Regisseure aus 13 Ländern eingeladen, um mit ihren spezifischen Zugriffen auf die Stoffe und in ihren (Theater-)Sprachen den Spielplan der ersten Saison zu gestalten. Die meisten von ihnen arbeiten dabei erstmals am Burgtheater. „Das Kosmopolitische, das, was Wien – diese Stadt mitten in Europa – ausmacht, muss sich auch im Theater wiederfinden, erst recht im Burgtheater!”, so der designierte Direktor. Das Burgtheater soll ein Raum sein für den lebendigen künstlerischen Austausch mit Denkweisen und Ausdrucksformen jenseits innerer und äußerer Grenzen und Begrenzungen. Es soll ein Raum der Extreme sein – „extrem kontrovers, extrem vielgestaltig, extrem dringend, extrem zeitgenössisch, extrem laut, extrem leise, extrem österreichisch, extrem international. In diesen Raum sind alle in dieser Gesellschaft eingeladen“, so Kušej. Ein besonderes Beispiel für Vielsprachigkeit wird die Inszenierung von Wajdi Mouawads Vögel am Akademietheater sein, denn in diesem Thriller prallen mit Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch gleich vier Sprachen aufeinander. Überhaupt ist der Spielplan des Burgtheaters geprägt von Vorhaben, die mit den Mitteln der Theaterkunst einen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten leisten werden. Dazu gehört u. a. auch Tosca von Kata Wéber nach Victorien Sardou, das vom künstlerischen Schaffen in repressiven Systemen handelt. Wesentlich ist für Kušej sein Ensemble: „Dieses großartige und große Ensemble ist ein wesentlicher, wenn nicht sogar DER Grund, dass ich hier arbeiten möchte – das gilt für mich als Regisseur und viel mehr noch als Direktor dieses Hauses!“

Foto: Fischer