Start Kunst & Kultur ARSONORE: Vom Klang der Nacht und des Tages

ARSONORE: Vom Klang der Nacht und des Tages

Foto: Martin Hauer

Bei ARSONORE stehen Weltstars der klassischen Musik wie Sharon Kam oder Benjamin Schmid mit Hochbegabten der Kunstuniversität Graz und den TV- und Theaterlieblingen Wolfram Berger, Mavie Hörbiger und ­Ulrike Beimpold gemeinsam auf der Bühne.

Text: Natalie Resch

Konzerte mit Freunden nach seiner ganz eigenen Vorstellung und mit neuen herausragenden Talenten – so beschreibt der künstlerische Festivalleiter Markus Schirmer im lockeren Ton ARSONORE. Zu seinen „Vertrauten“ – und nach 4 Ausgaben auch jenen des Stammpublikums – zählen Benjamin Schmid, Danjulo Ishizaka, Thomas Selditz, die wie auch Sharon Kam erneut das diesjährige Programm mitgestalten. Zum ersten Mal zu Gast sind der Weltklassecellist Christian Poltéra, Ausnahmebratschistin Veronika Hagen und Echo-Klassikpreisträger Linus Roth. Ihnen zur Seite stehen rund 15 hochbegabte Studierende der Kunstuniversität Graz, darunter – und von der Geburtsstunde des Festivals dabei – Yevgeny Chepovetsky an der Violine. Er erinnert sich zurück: „Ich habe von ARSONORE durch eine Empfehlung gehört. Es gäbe da so ein neues Festival, das von einem berühmten Pianisten geleitet wird. Dass von Markus Schirmer die Rede war, wusste ich nicht, aber dass es etwas Besonderes ist, war mir von Anfang an klar.“ Seine erste Erfahrung, professionell zu arbeiten, derart viele Künstler von Weltruf kennenzulernen, sei es gewesen, die die Faszination des Musikfestes ausmacht. „Anfangs war ich ja Bachelor-Student, doch ich habe mich gleich aufgehoben gefühlt.“ Sein Resümee nach dem 4. Jahr Zusammenarbeit mit Künstlern wie Selditz und Schmid: „Wir freuen uns wie Freunde, wenn wir uns wiedersehen. Das Festival als Ort des Wiedersehens hat sich verankert. Jetzt bin ich wirklich Teil der ARSONORE-Familie. Vor fünf Jahren war ich als „Kind“ dabei, heute gehöre ich schon zu den „Älteren“, erzählt er lächelnd, „und nun kann ich jenen etwas weitergeben, die neu dazukommen.“

Yevgeny Chepovetsky
Foto: Christian Jungwirth

Zum ersten Mal dabei ist Vincent Ling, Ausnahmetalent und Schüler in der Konzertfachklasse Markus Schirmer. Als Ling 2017 erstmals bei Schirmer Unterricht nahm, schlug er das Angebot der Royal College of Music in London inklusive Vollstipendium aus. „Unsere Zeit verging wie im Flug. Sie hat mich vollkommen inspiriert zurückgelassen“, beschreibt der junge Pianist seine erste Begegnung mit Schirmer und die Entscheidung, trotz der Reputation des College an der Grazer Kunstuniversität zu studieren. Heute sei er sehr froh darüber. Die gute Beziehung zwischen Schüler und Lehrer sei maßgeblich am Erfolg beteiligt. Es brauche Motivation, Rückenstärkung und Ermutigung, Dinge zu leisten, die man nicht glaubt, erreichen zu können. „Nur so bist du als Musiker fähig, zu wachsen und Fortschritte zu machen, in die richtige Richtung geführt zu werden“, so der mehrfach ausgezeichnete Jungstar der Klassik.

Ulrike Beimbold
Foto: Haiden

Das Programm – ein langjähriger Prozess

Über einen langen Zeitraum, über die Netzwerke an renommierten Musikern weltweit und durch seine guten Verbindungen zur Kunstuniversität Graz arbeitet Markus Schirmer gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden am Programm von ARSONORE. „Ich trage die Ideen der Kollegen zusammen und bündle sie in ein spannendes Programm.“ ARSONORE unterscheidet sich von anderen Festivals, weil es sich unabhängig von musikalischen Epochen jeweils einem Thema verschreibt. 2019 eben „Night & Day“, erklärt Schirmer, der zu den international gefragtesten Pianisten zählt. „Für das Publikum gibt es wieder zahlreiche Raritäten zu entdecken, die sie fast nie oder eben zum ersten Mal hören können. Vor einigen Jahren erst Entdecktes wie Benjamin Brittens Reveille – Der Weckruf wird am 4. September im Planetensaal Eggenberg zu hören sein“, so Schirmer. Die programmatische Balance von bekannten Stücken und Neuem ist eine Herausforderung, die ihn immer wieder aufs Neue reizt. Und Yevgeny Chepovetsky fügt noch begeistert hinzu, dass Markus Schirmer immer auf der Suche nach der richtigen Besetzung für die aufwendigen und hoch komplexen Stücke sei. Gespannt sein kann man in diesem Zusammenhang auf die Auftragskomposition des aufstrebenden Komponisten Shiqi Geng.

Markus Schirmer
Foto: Christian Jungwirth

Erfolgsgeschichten

Aufgrund des Erfolgs in den vergangenen Jahren hat sich das konzeptionelle und organisatorische Duo Markus Schirmer und Werner Schrempf dazu entschlossen, das Festival 2019 um einen Tag zu verlängern. Und diese Erweiterung auf den 5. Tag brauche es aus inhaltlicher Sicht, so Schirmer, denn unter dem diesjährigen Festivalthema „Night & Day“ gäbe es so viel zu erzählen. „Ich habe mir sehr viele Gedanken zum Tages- und Nachtlauf gemacht. Was passiert in 24 Stunden, im Laufe des Jahres und was haben bedeutende Schriftsteller und Komponisten dazu zu sagen gehabt?“ Eröffnet wird der 5-tägige Konzertreigen am 3. September mit dem Festkonzert unter dem Titel „Sonne, Mond und Sterne“. Schirmer bezeichnet den ersten Abend als „Sampler des ganzen Festivals – von den frühen Morgenstunden bis zur späten Nacht, von Barockmusik über Klassik und bis zur Moderne. Ein Abend, der in einer wunderbaren Interpretation von Mozarts weltberühmter Kleiner Nachtmusik gipfelt.“

Mavie Hörbiger
Foto: Irina Gavrich

Der zweite Konzertabend ist dem „Zauber der Morgenröte“ gewidmet, dem Aufbruch und dem Erwachen im weitesten Sinne. Die Sopranistin Sarah Maria Sun interpretiert Richard Strauss, das Publikum erwartet Schuberts berührendes Lied Der Hirt auf dem Felsen. Und eine spannende Uraufführung des blutjungen Kompositionstalentes Shiqi Geng unter dem Titel Vogelgeflüster in der Morgenröte am Frühlingsbeginn als Auftragswerk der Kunstuniversität Graz mit der selten zu hörenden Korngold-Suite in internationaler Luxusbesetzung. Abends darauf findet eines der Lieblingsprojekte Schirmers statt. Sechs Preisträger aus den Reihen der Kunstuniversität spielen einen Abend lang am Faziolo-Flügel alle 21 Nocturnes für Klavier solo in chronologischer Reihenfolge. „Das gibt es nirgendwo sonst. Auch der Planetensaal wird für die Rezitation Mavie Hörbigers ‚Ausgewählte Gedichte für späte Stunden‘ von Bachmann bis Morgenstern passend illuminiert“, schwärmt der Festivalleiter. Doch schon am Tagesbeginn lädt das Festival Familien zu einer öffentlichen Probe. Um 11 Uhr geben Hochbegabte gemeinsam mit Markus Schirmer und Harald Haslmayr Einblicke in ihre Probenarbeit. Die Aufführung ausgewählter Nocturnes von Frédéric Chopin ist speziell für Kinder gestaltet. „Wir versuchen Zugänge zu finden, lassen uns auf ein Experiment ein und möchten vor allem auch jene Kinder erreichen, für die der Zugang zu Konzerten sonst schwierig ist.” Das Land Steiermark unterstützt die öffentliche Probe, in dem es rund 150 Personen dazu einlädt.

SHaron Kam
Foto: Maike Helbig

„Auf dem Weg zum Licht“ lautet der Titel des letzten Konzertabends im Planetensaal am 6. September. „Die Schwärze der Nacht beschwört Jörg Widmann in seinem eindrucksvollen ‚Nachtstück‘, das vom Violoncellisten Danjulo Ishizaka vorgeschlagen wurde und mir bis dato unbekannt war“, verrät Schirmer. Schönbergs Verklärte Nacht und Schuberts Stück für Streichquintett werden in absoluter Starbesetzung zur Aufführung gebracht, unter anderen mit Benjamin Schmid an der ersten Geige, Veronika Hagen, Thomas Selditz, Christian Poltéra. Das große Finale findet bereits zum dritten Mal in der Helmut List Halle statt. Programmatisch verlässt das Festival die Klassik im klassischen Sinne und greift „Night & Day“ in populärer Art und Weise auf. Mit dem Jazz Orchester Steiermark unter der Leitung von Sigi Feigl sowie dem Trio Infernal will man „keinen angenehm säuselnden Halb-Jazz präsentieren“ – ganz im Gegenteil. Der Abend sei eine Einladung, in die Goldene Ära des Swings einzutauchen, in den Ballroom Dance, mit Soli von Ausnahmegeiger Benjamin Schmid und Markus Schirmer. Und am Ende würde Ulrike Beimpold genau diesen Ella Fitzgerold-Stil auf die Bühne bringen, den sie so liebe. Ihr männlicher vokaler Gegenpart: Daniel Caccia, ein junger Sänger, der seinerseits an der Kunstuniversität Graz studierte und als legitimer Nachfolger von Roger Cicero gesehen wird.

Danjulo Ishizaka
Foto: Marco Borggreve

ARSONORE internationales Musikfest Schloss Eggenberg

3.–6.9., Schloss Eggenberg, Planetensaal, jeweils um 18.45 Uhr: Konzerteinführung durch Harald Haslmayr

3.9., 19.30 Uhr, Abendkonzert „SONNE, MOND UND STERNE … DAS ERÖFFNUNGSFEST“

4.9., 19.30 Uhr, Abendkonzert „AURORA – IM ZAUBER DER MORGENRÖTE“

5.9., 11 Uhr: öffentliche Probe für Familien

19.30 Uhr: Abendkonzert „TRAUM.HAFT“

6.9., 19.30 Uhr, Abendkonzert „AUF DEM WEG ZUM LICHT“

7.9., Helmut List Halle, 19.30 Uhr, „NIGHT & DAY – DAS GROSSE FINALE“

Tipp: Der ORF zeichnet alle Konzerte im Planetensaal vom Schloss Eggenberg auf und überträgt sie auf Ö1 und ORF Steiermark.

Tickets unter 0316 269 749 oder ticket@arsonore.at

www.arsonore.at