Start Reise & Genuss Das schöne Leben zwischen Cap d’Antibes und Vence

Das schöne Leben zwischen Cap d’Antibes und Vence

Schon in den 30er Jahren war das Eden Roc der Hotspot für Künstler und Filmstars. Am Bild: Marlene Dietrich.

Ewig lockt die azurblaue Küste: Vom Hinterland der Provence bis hinaus an die Côte d’Azur, Südfrankreichs Schönheit hatte immer schon magische Anziehungskraft.

Text: Stefan Zavernik

Viele von ihnen kamen als Reisende, verliebten sich in das Land, blieben für immer oder kamen immer wieder. Etwa Auguste Renoir, Marc Chagall oder Pablo Picasso. Andere wiederum, wie Paul Cézanne, fanden nie einen Grund, ihre Heimat zu verlassen. Warum auch? Es war das Paradies, wie gemacht dafür, mit dem Pinsel auf die Leinwand gebannt zu werden. Schon ­alleine das unvergleichliche Licht war pure Magie. Während das Hinterland der Provence bis heute einem idyllischen Landschaftsgemälde gleicht, in dem das Leben ruhevoll seinem gemütlichen Takt folgt, besticht die Küste seit jeher durch ihren mondänen Puls.

Eden Roc anno dazumal

Auf einem Felsen Edens

Das funkelnde Meer, der azurblaue Himmel und die südländische Vegetation treffen auf luxuriöse Hotels, exorbitant teure Jachten und schöne Menschen, wohin das Auge reicht. Ein Lifestyle, für den die Côte d’Azur auf der ganzen Welt unübertroffen bleibt. Als ein episches Sinnbild dieser prickelnden Lebenslust gilt das ­Hotel du Cap-Eden-Roc in Cap d’Antibes. Das geschichtsträchtige Gebäude wurde einst vom Verleger Auguste de Villemessant errichtet und war ursprünglich als Refugium für Schriftseller und Autoren gedacht. Das war im Jahre 1870. Glanz und Glamour kamen erst mit der Zeit, spätestens aber in den 30er Jahren des darauffolgenden Jahrhunderts. Der Italiener Antoine Sella hatte das Haus in der Zwischenzeit übernommen, mit Dynamit einen Meerwasserpool in den Felsen sprengen lassen und auf ein klassisches Hotel mit Sommerbetrieb umgestellt. Schriftsteller zählten weiterhin zu den Gästen, allerdings jene mit dem Hang zum Großformat: Stefan Zweig, Ernest Hemingway oder Scott Fitzgerald, der das Hotel in seinem Roman Tender is the Night als „Hotel des Étrangers“ verewigt haben soll. Auch Künstler und Filmstars entdeckten das noble Ferienparadies für sich. Am Klientel hat sich bis heute nicht viel geändert, es hat sich nur ein wenig zugespitzt.

Das Eden Roc des Hotel du Cap.
Foto: Oetker Collection

Speziell während der Filmfestspiele von Cannes gleicht der Beachclub einem Laufsteg für Hollywood-Stars. Für den heutigen Ruf der Hotel-Ikone ist dieser Umstand aber nur ansatzweise von Bedeutung.  Die High Society dieser Epoche liebt diesen „place to be“ aus anderen Gründen. Etwa für den knapp 10 Hektar großen Park, den Blick hindurch aufs offene Meer in Richtung Eden Roc, einem Pavillon mit Restaurants und angrenzendem Seebad. Oder für den atemberaubenden Infinity-Pool. Betrieben wird dieses Juwel eines Luxushotels heute von der Oetker Collection, einer Sammlung weltweit einzigartiger High-End-Hotels im Besitz der Industriellenfamilie Oetker. Neben dem Hotel du Cap-Eden-Roc bietet man an der Côte d’Azur mit dem Hotel Château Saint-Martin & Spa noch ein weiteres Luxus-Erlebnis für den Urlaub im Hollywood-Format. Im Gegensatz zum glamourösen Jet-Set-Feeling auf den Sonnenliegen des Eden Rocs finden Gäste hoch oben in Vence den Gegenpol zum Schaulaufen am Cap d’Antibes. Nicht dass dieser zwingend notwendig wäre, aber es gibt ihn. Und es gibt Menschen, für die er der größte Luxus von allen ist. Er besteht aus Abgeschiedenheit, Ruhe und gutem Essen, der Nähe zur Natur und inspirierenden Kunstwerken.

 

Luxus geht durch den Magen

Knappe 40 Minuten braucht es mit dem Auto von Antibes hinauf in die hügelige Gegend von Vence, am Rande des Naturparks der Préalpes d’Azur. Kunstliebhabern ist die Region seit jeher ein Begriff. Hier wurde an vielen Orten Kunstgeschichte geschrieben. Am Weg in die Berge liegt etwa die Ortschaft Cagnes-sur-Mer. Der große Renoir ließ sich dort nieder. Er hatte sich nicht nur in das Land, sondern auch in seine zukünftige Frau verliebt und erschuf dank seiner wiedererlangten Lebensfreude strahlende Werke. Sein damaliges Anwesen mit seinem prächtigen Garten ist heute ein Museum. Und da wäre natürlich das um einiges höher gelegene Saint-Paul-de-Vence, es zählt zu den schönsten Dörfern der Provence und wurde als Wahlheimat von Marc Chagall berühmt. Wer seinen Zauber auskosten möchte, sollte Frühaufsteher sein. Nur noch in den Morgenstunden kann man seinen einstigen Charme erahnen. Danach gehen seine kleinen Gassen und Plätze in einem Meer aus Touristenströmen unter. Von diesem Treiben bleibt man im Château Saint-Martin & Spa völlig unberührt.

Das Château Saint-Martin & Spa in Vence.

Auch wenn man das kleine Städtchen von der Terrasse des hauseigenen Sterne-­Restaurants aus in den Blick bekommt. Es fällt schwer, sich sattzusehen. Nicht nur die Küste liegt einem förmlich zu Füßen, auch der Blick ins Hinterland der Provence ist spektakulär. Hinter dem Schloss streckt sich der weiße Felsen, le Baou de Blancs, in den azurblauen Himmel. Er zählt zu den schönsten Aussichtspunkten an der Côte d’Azur. Nur wenige Höhenmeter unter ihm genießen Gäste des Châteaus ein nicht minder beglückendes Panorama. Wer einen Tisch im Restaurant Le Saint-Martin bucht, tut dies aber nicht alleinig deswegen. Hierher kommt man, wenn man ausgezeichnet essen möchte. Als Gast des Hotels gerne mehrmals am Tag. Die Küche von Jean-Luc Lefrançois hat sich herumgesprochen und wird Jahr für Jahr vom Guide Michelin gewürdigt. Der Küchenchef hat sich einer provenzalischen Mittelmeerküche verschrieben, die durch eine unglaubliche Leichtigkeit besticht und darin ihre große Raffinesse entfaltet.

Le Bar

Gemüse und Kräuter aus der Provence sind dabei von elementarer Bedeutung – verwöhnt von der Sonne Südfrankreichs, wenn möglich schnittfrisch aus dem eigenen Schlossgarten. Das Gericht „Le Bar“ ist als einer der großen Klassiker in jeder Saison auf der Karte und bringt die Kochkunst des Chefs grandios auf den Punkt. Ein perfekt gegarter Wolfsbarsch ist dabei von einer knusprigen Pistazienkruste überzogen und entfaltet sein mediterranes Aroma in Begleitung von aromatischen Tomaten, süßlich-mildem Basilikum und einem luftig-leichten Oliven-Polenta. Auch bei opulenteren Vergnügungen, wie etwa der famos marmorierten Fois-Gras-Schnitte mit Feigen oder dem provenzalischen Lamm, gelingt es Lefrançois, eine grandiose Leichtigkeit auf den Teller zu zaubern.

Küchenchef Jean-Luc Lefrançois

Selbst nach einem Menü mit mehreren Gängen wäre es ein Leichtes, Berge zu versetzen, wenn es denn sein müsste. Ist es glücklicherweise aber nicht. Es reicht, sich an den Pool zu begeben, um die Zeit am Anwesen voll und ganz auszukosten. Und sich irgendwann, nach ein paar Stunden in der südfranzösischen Sonne, gedanklich voller Vorfreude aufs nahende Abendessen einzustellen.  Die Geschichte des Château Saint-Martin reicht zurück bis ins Jahr 1150. Auf jenem Boden, auf dem es heute steht, hielten vor vielen hunderten Jahren einst Templer-Ritter Hof. Die Ruinen sind bis heute sichtbar und als Teil der Geschichte in die Architektur des heutigen Anwesens eingebunden. Es liegt inmitten eines 38 Hektar großen Parks mit hunderten uralten Olivenbäumen, Zypressen, Lavendelhecken und Rosmarien­sträuchern. In ihm verschmilzt das Zirpen der Grillen mit den Düften der Pflanzen zu einem Glücksgefühl für jeden Besucher. Entworfen wurde die Anlage vom legendären Landschaftsarchitekten Jean Mus. Wie in allen Hotels der Oetkercollection erhält auch die Kunst ihren Raum. Im Park fesseln Skulpturen berühmter Bildhauer die ­Blicke, wie die beeindruckenden Objekte von Manolo Valdés. Im Inneren des Châteaus übernimmt der Kreuzgang die Funktion einer Galerie mit wechselnden Ausstellungen. Und die hauseigene Kapelle wurde mit der Kunstinstallation The Tree of Life von Erick Ifergan zu einem Markenzeichen des ­Hotels. Das größte Kunstwerk von allen aber liegt für Gäste des Châteaus schlicht in der Luft. Es ist jenes Lebensgefühl, bei dem es leichtfällt, jeden noch so kurzen Augenblick ewig auszukosten.

„Mariposas“ von Manolo Valdés