Start Reise & Genuss Rembrandt: Amsterdam feiert seinen alten Meister

Rembrandt: Amsterdam feiert seinen alten Meister

Foto: Mike Bink

Vor 350 Jahren starb das Malergenie Rembrandt in Amsterdam, wo er aktuell mit einer Vielzahl an Ausstellungen gefeiert wird. Ein Lokalaugenschein.

Text: Wolfgang Pauker

Amsterdam, die liberale Hochburg Europas, ist eine Stadt mit einem ganz besonderen Flair. Ein breit ausgebautes und stark frequentiertes Netz an Fahrradwegen durchzieht sie ebenso wie die stilprägenden Kanäle: die Grachten. Letztere wurden vor 400 Jahren angelegt, um Platz zu schaffen für eine wachsende Stadt am Übergang ins „Goldene Zeitalter“, als die Handelsflotte den Aufstieg der Niederlande zur Weltmacht ermöglichte, in deren Fahrwasser Wissenschaft und Kunst erblühten.

Foto: Dave Kentuk

Ein talentierter wie rebellischer Maler zog genau zu dieser Zeit im Alter von 25 Jahren in die Hauptstadt und sollte rasch zum ersten Superstar der Kunstwelt aufsteigen, dessen Name auch heute wie kein anderer strahlt: Rembrandt Harmenszoon van Rijn. Oder einfach Rembrandt, denn der Junge vom Land hatte große Vorbilder wie Michelangelo, Tizian oder Raphael, die ihre Bilder allesamt mit ihren Vornamen signierten. So wie fortan auch der clevere Marketingprofi, der es auf seinem Weg zum bedeutendsten Künstler des Barocks verstand, seinen Namen zur Marke zu machen und auch auf den Wiedererkennungswert seiner Person zu setzen. Hierfür fertigte er über 80 Selbstportraits an, womit er die heutige Selfiekultur vorwegnahm und bereits zu Lebzeiten so populär wurde wie ein Rockstar, dem Amsterdam zu Füßen lag.

Rembrandt van Rijn, Selbstportrait als Apostel Paulus

Das Rijksmuseum packt aus

Das altehrwürdige Rijksmuseum besitzt nicht nur die weltweit größte Sammlung seiner Gemälde, sondern auch seine schönsten Zeichnungen und Radierungen, die gemeinsam mit Werken aus internationalen Privatsammlungen aktuell in der monumentalen Sonderausstellung Alle Rembrandts zu sehen sind. Die Schau gibt einen Überblick über sein gesamtes künstlerisches Schaffen und zeigt eindrucksvoll, wie radikal er die Art zu malen veränderte, indem er in seinen Werken Momente festhielt wie auf Fotografien, Bewegung in die Motive brachte und das Gezeigte durch starke Hell-Dunkel-Kontraste verstärkte.

Die monumentale Schau „Alle Rembrandts“ im Rijksmuseum.
Foto: Rijksmuseum

Tiefe Einblicke in das Leben des Ausnahmekünstlers eröffnet auch sein herrschaftliches Stadthaus in bester Lage, das heute ein Museum beherbergt und eine Zeitreise ins Amsterdam des 17. Jahrhunderts ermöglicht. Dort bewundert man nicht nur die größte Sammlung seiner Radierungen, sondern auch Werkstatt, Galerie, Privaträume und seine Kunstkammer, in der unzählige exotische Objekte aus aller Welt lagern, die er auf Auktionen ersteigerte. Hier empfing er die Reichen und Mächtigen, verkaufte Bilder und kam selbst zu großem Reichtum. Doch der Tod seiner geliebten Frau und Managerin Saskia warf ihn aus der Bahn. Sein verschwenderischer Lebenswandel führte schlussendlich in den Bankrott und das gefeierte Genie mit der streitbaren Persönlichkeit starb verarmt.

Blick hinter die Kulissen der Rembrandt’schen Kunstproduktion.
Foto: Kristen van Santen

Alte Meister treffen auf neue Helden

Dass sich die Kunstsupermacht Niederlande auch nach dem Goldenen Zeitalter stetig weiterentwickelte, beweisen Größen wie Vincent van Gogh oder Piet Mondrian. Und auch heute noch strotzt besonders die Hauptstadt vor künstlerischer Energie. Davon zeugen, nur einen Steinwurf vom „Rijks“ entfernt, weitere Museen. Das Stedeljik etwa zeigt einen exemplarischen Querschnitt durch alle bedeutenden Strömungen der modernen Kunst mit Spitzenwerken der größten Namen sowie Arbeiten niederländischer Künstler aus dem 20. Jahrhundert und Wechselausstellungen maßgeblicher zeitgenössischer Künstler und Designer. Ein paar Schritte weiter zeigt das Moco gerade eine Ausstellung des britischen Street-Art-Künstlers Banksy. Ihm gegenüber stehen Arbeiten des New Yorker Künstlers Daniel Arsham, die zwischen Skulptur, Film, Architektur und Mode changieren.

Banksy im Moco Museum.
Foto: Jan Arsenovic

Tradition trifft Moderne

Ein bemerkenswertes Beispiel für das Verschmelzen von Alt und Neu ist auch das mehrfach zum besten Luxushotel der Niederlande gewählte Conservatorium Hotel. Als Reichspostsparkasse bildete das ikonenhafte neo-gotische Gebäude einst das Herzstück des sich entwickelnden Museums-Viertels. Anfang der 1980er Jahre wurde es Heimat des Sweelinck Conservatorium für klassische Musik. 2008 siedelte die Kaderschmiede und das Unternehmen „The Set Hotels“ kaufte das Gebäude mit der glorreichen Vergangenheit.

Das Conservatorium Hotel am Rande des Museumplein
A Member of The Leading Hotels of the World; www.lhw.com/conservatorium
Foto: Amit Geron

Mit der Vision, seinen alten Glanz wiederherzustellen, wurde der vielfach preisgekrönte Designer Piero Lissoni beauftragt, der die reiche Geschichte sanft mit modernem Design verwob. Außen monumental, ist die Inneneinrichtung ungezwungen, schlicht und elegant und die hohen Decken und offenen, lichtdurchfluteten Räume vermitteln Loft-Charakter. In diesem in Amsterdam einzigartigen Setting lässt es sich nicht nur feudal wohnen, sondern im 1.000 m² großen Wellnessbereich im minimalistischen Design auch herrlich entspannen. Das Hotel am Rande des Vondel-Parks ist ideal für kulturaffine Gäste, sind doch die kulturellen Kronjuwelen Amsterdams buchstäblich vor der Haustüre.

Die Lobby des COnservatorium Hotel gilt auch als „Amsterdams Wohnzimmer“.

 

 

Kunst am Teller

 

Yamazato – authentische japanische Haute Cuisine

Ferdinand Bolstraat 333
www.okura.nl

Streng reduziert mit Blick in den japanischen Garten präsentiert sich das Yamazato im Okura Hotel im hippen Stadtteil De Pijp. Authentischer als in diesem mit Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant kann Kaiseki – die Königsdisziplin japanischer Küche – nicht sein. Feinsinnig komponiert und geradezu poetisch schön werden die Gerichte in einem kunstvollen Zusammenspiel von Geschmack, Temperatur, Farben und Formen von Damen im Kimono serviert. Begleitet natürlich von Sake. Wer gleich über Nacht bleiben will, dem bietet sich aktuell ein Rembrandt-Package im Hotel.

 

Daalder – so zwanglos kann Spitzengastronomie sein

Lindengracht 90
www.daalderamsterdam.nl

Jahrelang in den Spitzenküchen Amsterdams tätig, entwickelte Chef Dennis Huwaë seine Idealvorstellung eines zwanglosen Lokals auf Top-Niveau: weniger förmlich, mit entspannterem Service bei allerhöchster Qualität. Und so eröffnete er 2016 inmitten des angesagten Jordaan-Viertels das Daalder, wo er nach der „inneren Schönheit“ der Zutaten sucht, um daraus fabelhafte Gerichte zu kreieren. Um seine Gäste an diesem Prozess teilhaben zu lassen, hat er ein früheres Kaffeehaus so arrangiert, dass man ihm von der Bar aus auf die Finger schauen kann. Ein Pflichtbesuch.

 

Bolenius – niederländische Küche neu interpretiert

George Gershwinlaan 30
www.bolenius-restaurant.nl

Chef de Cuisine Luc Kusters, ein Botschafter der niederländischen Kochkunst, legt großen Wert auf zeitgenössische und gesunde Küche mit lokalen Qualitätsprodukten. Seine mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete „New Amsterdam“-Küche zieht Inspiration aus der ganzen Welt und lässt sie in minimalistische Kompositionen fließen – allesamt mit einem niederländischen Anstrich. Der Slogan „lokale Produkte“ bekommt hier eine völlig neue Dimension, denn der hauseigene Garten liegt direkt neben dem Restaurant und das frisch Geerntete findet stets Eingang in die Gerichte.

 

MOER – 100 % rein biologisch

Amstelveenseweg 7
www.restaurantmoer.nl
Foto: Pam Kat

In einer alten Autowerkstatt (MOER bedeutet Schraubmutter) serviert man sorgfältig ausgewählte organische Zutaten von handverlesenen Landwirten der Region. Das ­Tuning in der offenen Küche übernimmt Küchenchef Dirk Mooren, der daraus überraschende Gerichte zaubert. Der Star auf den Tellern ist stets frisches saisonales Gemüse. Fleisch und Fisch spielen nur eine Nebenrolle, um die Gerichte in einer gesunden Balance zu halten. Die gesamte Weinkarte (inkl. 25 offene Weine) wie auch sämtliche Getränke und Spirituosen an der Bar sind ebenfalls streng organic.