Start Reise & Genuss Bangkok: Die Grande Dame am Ufer des Chao Praya

Bangkok: Die Grande Dame am Ufer des Chao Praya

Zu Bangkoks Wahrzeichen zählt ein Hotel mit 140-jähriger Geschichte. Es heißt, es sei das beste Hotel der Welt.

Text: Stefan Zavernik

Die Quintessenz Bangkoks wird bereits mit dem Frühstück serviert, an einem ihrer geschichtsträchtigsten Orte. In einem Hotel, das vieles mehr ist als eine luxuriöse Oase der Ruhe in einer der aufregendsten und zugleich chaotischsten Metropolen der Welt. Auf der Terrasse des Orientals, am Ufer der Chao-Praya-Flusses, fällt es leicht, sich der Vorstellung hinzugeben, was Bangkok einst ausmachte. Schon in den frühen Morgenstunden ist die mächtige Wasserstraße voller Leben. Longtail-Boote brausen übers Wasser, Expressschiffe tuckern fahrplanmäßig im Takt und gigantische Lastkähne ziehen vereinzelt am Ufer vorbei. Vor langer Zeit galt die Hauptstadt Thailands als das Venedig des Ostens. Das Leben der Menschen spielte sich auf dem Wasser ab. Anstelle von Straßen oder Landwegen durchzog ein dichtes Netz aus Kanälen, sogenannten Klohngs, die Stadt und diente der Bevölkerung als fruchtbarer Lebensraum. Der Chao Praya war die Lebensader der heutigen Metropole, deren Geschichte im Jahre 1781 beginnt. Damals erkannte der eben erst zur Macht gekommene König Rama in dem kleinen Fischerdorf namens Bang Kok am östlichen Ufer des Flusses die besseren geografischen Voraussetzungen für die Hauptstadt seines neuen Reiches als im alteingesessen Thonburi am westlichen Ufer. Er erbaute seinen Palast und mehrere königliche Tempel im Gebiet Rattanakosin, in einer Biegung des Chao Praya, und ließ dieses durch einen eigens angelegten Kanal, den Khlong Lot, als Schutzmaßnahme gegen mögliche Feinde in eine künstliche Insel verwandeln. Die neue Hauptstadt florierte. Ihr reiches Vorkommen an Zucker, Reis und Gewürzen sprach sich bis nach Europa durch und lockte zahlreiche Seefahrer und Händler ins damalige Königreich Siam, das niemals kolonialisiert wurde, aber sich Europa zunehmend öffnete. Mit dem Einzug westlicher Einflüsse beginnt auch die Geschichte des Orientals, dessen Ursprung auf die bescheidene Seemannsunterkunft eines Kapitäns namens James White aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zurückführt. Als White im Jahre 1863 bei einer Flussüberquerung ums Leben kam, erwarben zwei Amerikaner die dürftige Unterkunft, verwandelten diese in das erste Hotel Thailands und tauften es auf den Namen Oriental Hotel.

Die Geschichte einer Hotel-Legende

Die mehr als 140-jährige Geschichte des Hotels beginnt turbulent. Ein verheerender Brand zerstörte den Traum der beiden Hotel-Pioniere bald nach der Eröffnung. Danach wagte ein dänischer Seemann sein Glück, versetzte das Gästehaus näher zum Wasser und machte aus dem Oriental erstmals eine nach heutigen Gesichtspunkten komfortable Unterkunft. Neben Familienunterkünften und Badezimmern wurden Frühstück und warmes Essen serviert. Es gab eine American Bar und einen Billard-Raum. Im Laufe der Jahrzehnte wechselte das Haus immer wieder seine Besitzer, entwickelte sich aber kontinuierlich zu einer Unterkunft, deren guter Ruf ihr vorauseilte. Zu einem Luxushotel wurde es ab dem Jahre 1887. Sein damaliger Besitzer Hans Niels Andersen verfolgte die Vision, das Haus grundlegend zu erneuern und zukunftsweisende Standards zu setzen. Er engagierte italienische Architekten und ließ ein neues Hauptgebäude errichten. So entstand der bis heute erhaltene, nun glamourös renovierte ­Author’s Wing. Zu seinem Namen als Schriftstellerflügel kam der Trakt, da das Hotel schon in seinen Anfangsjahren häufig von berühmten Schriftstellern besucht wurde. Der erste von ihnen war Joseph Conrad, Gast im Jahre 1888. Heute hat man ihm mit einer eigenen Suite und einem Restaurant, das den Titel eines seiner berühmtesten Werke trägt, Lord Jim, ein Denkmal gesetzt.

Seafood im Lord Jim´s.

Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Oriental bereits eine Legende unter Reisenden. Für zahlreiche Künstler und Literaten, wie zum Beispiel William Somerset Maugham, diente es als Inspirationsquelle. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen neue Investoren das Hotel, sanierten es und erweiterten es um den heutigen Garden Wing. Zu seiner bis dahin größten Glanzzeit kam das Hotel ab dem Ende der 60er Jahre, damals übergab man dem deutschen Hotelmanager Kurt Wachtveitl die Leitung. 41 Jahre lang sollte er der Institution zu Diensten bleiben, die Mitte der 70er Jahre durch einen neuen Teilhaber auch zum Ausgangspunkt für die heutige Luxushotelkette Mandarin Oriental wurde. Wachtveitl modernisierte den in die Jahre gekommenen Kolonialbau von Grund auf, setzte sich für die Erweiterung um den heutigen River Wing ein und machte aus dem einstigen Grill Room im letzten Stock des Garden Wings das erste französische Restaurant Bangkoks, das Le Normandie. Der Zufall hatte ihm einen talentierten französischen Koch in die Hände gespielt, welcher der Legende nach seine damalige Frau in Paris mit den Worten „Ich geh‘ mal kurz Zigaretten holen“ für immer verließ, um in Asien ein neues Leben zu beginnen. Seine Kochkünste sollten das ­Restaurant zu einer Ikone in Südostasien werden lassen. Von Hollywoodgrößen wie Marlon Brando abgesehen, zählten weiterhin berühmte Autoren zu den Gästen. Zum Beispiel James Michener, John le Carré, William Golding, Noel Coward oder Ian Fleming. Während des ­Vietnamkriegs verfasste der amerikanische Romancier Graham Green sein Buch Der stille Amerikaner im Zuge seines Aufenthaltes. Ab dem Jahr 1991 wurde das Oriental zehn Mal in Folge vom US-Magazin Institutional Investor mit dem Titel „Bestes Hotel der Welt“ ausgezeichnet. Heute ist es für viele seiner Gäste allein Grund genug, um nach Bangkok zu reisen. Anlässlich des 140-jährigen Jubiläums wurde die Grande Dame der asiatischen Luxushotellerie weitreichend renoviert. Heute steht sie unter der Leitung von General Manager Greg Lidell und Hotel Manager Franck Droin.

Einer der schönsten Orte Bangkoks: die Terrasse des Mandarin Oriental

Insel der Ruhe im hektischen Bangkok

Um seinen Gästen jeden Wunsch von den Augen ablesen zu können, sind über 1.200 Mitarbeiter im Einsatz. Ein epischer Personalaufwand für ein Hotel, das über 400 Zimmern und Suiten verfügt. Ein eigenes Butlerservice ist in den meisten Zimmerkategorien inkludiert. In diesem Fall kümmert sich das Zimmerservice bei Bedarf gerne darum, das Gepäck bei Anreise aus- und vor Abreise wieder einzupacken. Gewisse Dinge geschehen still und heimlich, ohne die Frage danach überhaupt in den Sinn zu bekommen, zum Beispiel die tägliche Reinigung der eigenen Haarbürste durch das Zimmermädchen. Befreit von sämtlichen Lasten des Alltags bleibt somit alle Zeit der Welt, um den Aufenthalt in vollen Zügen zu genießen. Die Hotelanlage verfügt über zwei Pools. Einer von ihnen mit Blick auf den Chao Praya, der andere in einem tropischen Palmengarten, in dem das laute Großstadtgetriebe Bangkoks so fern scheint, als wäre man auf einer weit entlegenen Insel angekommen. Einmal auf einer der Liegen Platz genommen, braucht es handfeste Gründe, um diesen malerischen Ort zu verlassen. Bangkok mag viel zu bieten haben, doch eine Location wie diese gibt es kein zweites Mal.

Der glamouröse Author´s Wing des Mandarin Oriental in Bangkok.

Der Luxus des guten Geschmacks

Zuletzt hat das Hotel in gastronomischer Hinsicht Geschichte geschrieben. Seit der Guide Michelin als weltweit maßgebendster Gourmetführer Ende 2017 seine erste Bangkok-Ausgabe veröffentlichte, zählt das Restaurant Le Normandie zu den drei höchstdekorierten Restaurants Thailands. Errungen wurden die zwei Sterne durch den gebürtigen Franzosen Arnaud Dunand Sauthier. Für den Sternekoch steht fest: um französisch zu kochen, braucht es französische Produkte. Aus diesem Grund werden zweimal in der Woche Lebensmittel direkt aus seiner Heimat eingeflogen. Von Meisterhand zubereitet wird damit klassische französische Hochküche mit klaren Aromen und kunstvollen Geschmackskombinationen für einen intimen Rahmen. Gerade einmal Platz für 12 Tische bietet das noble Etablissement mit eleganter Pianobegleitung, funkelnden Kristalllustern und bodentiefen Panoramafenstern.

Arnaud Dunand Sauthier, Chefkoch des Le Normandie

Auch abseits der geschmackvollen Opernaufführung auf Zwei-Sterne-Niveau ist das kulinarische Angebot des Hotels zum Aushängeschild geworden. Mehr als 600 der 1.200 Angestellten sind dafür unter der Leitung des Österreichers Thomas Kinsperger, Director of Food & Beverage, im Einsatz. 80 davon alleine in der Patisserie und der Bäckerei. Gäste, die sich näher mit der thailändischen Küche auseinandersetzen wollen, haben die Gelegenheit, die hauseigene Kochschule zu besuchen. Diese liegt gemeinsam mit dem Thai-Restaurant des Hotels auf der anderen Flussseite und ist bequem mit dem hauseigenen Shuttleboot zu erreichen. Insgesamt zehn Restaurants stehen den Gästen zu Auswahl, darunter das grandiose See-Food-Restaurant Lord Jim’s oder das China House, ein chinesisches Restaurant, das für seine Dim-Sums bekannt geworden ist. Die ganze Klasse des kulinarischen Angebotes lässt sich aber bereits beim Frühstück auf der Terrasse am Ufer des Flusses erleben. Es gleicht einem Kaleidoskop des Gesamterlebnisses, das Gäste des Hotels während ihres Aufenthaltes genießen. Traumhafte Location, perfektes Service und eine Küchenleistung mit nahezu ikonischem Ausmaß. Würde sich Gott in Frankreich dazu entschließen, Urlaub zu machen, wäre es gut möglich, ihm hier über den Weg zu laufen.

Seeigel trifft auf Osietra-Kaviar im Le Normandie.

 


 

Zu Tisch in Bangkok

Ende 2017 widmete der Guide Michelin der Streetfood-Metropole Bangkok eine eigene Ausgabe. Und adelt damit erstmals ihre Fine- Dining-Szene. Eine Kostprobe.

Nahm – Bangkoks berühmtestes Thai-Restaurant

Vom Guide Michelin wurde das Nahm nun mit einem Stern ausgezeichnet. Chefkoch David Thompson gilt als lebende Legende. Seine Gäste genießen in gemütlichem Rahmen kreative thailändische Hochküche in meisterhafter Perfektion. Um der ganzen Klasse der Institution gewahr zu werden, empfiehlt sich die Wahl eines ­Menüs. Nach anregenden Vorspeisen wird opulent aufgetischt: Serviert wird Salat, Suppe, Relish, ein frittiertes Gericht und ein Curry. Süß trifft auf sauer, scharf auf mild. Nahezu magisch verschmelzen unterschiedliche Aromen, Texturen und Temperaturen zu einer Geschmackssymphonie, für die man in der Tat erst nach Bangkok reisen muss. Das Nahm im schicken COMO Metropolitan Bangkok ist der kulinarische Pflichtbesuch bei jedem Bangkok-Aufenthalt.

www.comohotels.com/metropolitanbangkok

 

L’Atelier Joël Robuchon – Französische Haute Cuisine mit Kult-Status

Joel Rebuchon

Die Gemütlichkeit einer spanischen Tapas-­Bar, die Ästhetik eines japanischen Sushi-­Restaurants und das Essen im Stile der französischen Haute Cuisine. Das Konzept hinter dem L‘Atelier Joël Robuchon wurde zu einem weltweiten Erfolg mit zahlreichen Niederlassungen. Serviert wird moderne, leichte französische Hochküche. Robuchons Gerichte wirken wie puristische Kunstwerke. Die lokale Spezialität im L’Atelier in Bangkok ist der am Teppanyaki-Grill zubereitete Lobster. Das Gericht verbindet französische Sterneküche mit thailändischen Aromen. Ansonsten sind es Robuchons Klassiker, die begeistern. Auch außerhalb von Paris gilt: Wer einen Tisch in einem Restaurant von Joël Robuchon bekommen kann, sollte seine Chance nutzen.

robuchon-bangkok.com

Wachtel

 

Elements – Japanische Aromen treffen auf französische Kochkunst

Elements

Wer das Elements im Okura Prestige Hotel betritt, bekommt einiges zum Staunen serviert. Die spektakuläre Aussicht aus dem 25. Stock bleibt ein Nebenschauplatz, es ist die offene Küche, die alle Blicke auf sich zieht. In ihr dirigiert Chefkoch Antony Scholtmeyer sein Team im Stile einer großen Opernaufführung und verleiht jedem Gericht persönlich den letzten Schliff. Serviert werden japanische Gerichte, die im Stile der französischen Haute Cuisine zubereitet werden. Viele essenzielle Produkte werden eigens aus Japan importiert. Must-eats? Der weiße Spargel mit geräuchertem Tofu und Onsen-Eigelb. Das Tuna-Tataki mit Ponzu-Jelly und japanischem Gemüse. Und zweifellos das Hokkaido Kozatsu Steak – eine Offenbarung.

www.okurabangkok.com

Tuna Tataki

 

Paste – Zurück in die Zukunft

Bee Satongun

Sterneköchin Bee Satongun steht für moderne Thai-Küche, ihre Inspirationen holt sie sich dafür aus der Vergangenheit. In Vergessenheit geratene Rezepte der königlichen Hofküche dienen der talentierten jungen Frau ebenso als Grundlage für ihre Küche wie uralte Familienrezepte. Die kulinarischen Relikte werden von ihr für heutige Geschmäcker verjüngt und avantgardistisch interpretiert. In ihren Menüs, bei denen nach thailändischer Tradition alle Gerichte gleichzeitig serviert werden, präsentiert sich Gegensätzliches wie füreinander geschaffen. Eines ihrer phänomenalen Signature Dishes ist das cremig-milde Krabbencurry, das gerade als Gegenüber zu den restlichen, durchwegs feurigen Gerichten, sein betörend süßes Aroma entfaltet. Ein Erlebnis.

www.pastebangkok.com

Lachskaviar mit Wassermelone und geröstetem Galgant-Pulver