Start Kunst & Kultur ARSONORE: Der Klang des Südens

ARSONORE: Der Klang des Südens

Markus Schirmer Foto: Jungwirth

ARSONORE bringt das Lebensgefühl Italiens, Spaniens und Südamerikas zu Gehör. Intendant Markus Schirmer im Gespräch mit „Achtzig“ über sein Programm voller Leidenschaft und Heiterkeit.

Text: Natalie Resch

In seiner 4. Saison gehört das Festival für Liebhaber der Kammermusik zum Fixpunkt im spätsommerlichen Konzertreigen. Wie hat alles begonnen und wo steht es jetzt?

Emil Breisach hat die Eggenberger Schlosskonzerte 1971 gegründet, um ein kulturelles Sommerloch für Touristen zu füllen. Es ist ihm gelungen, eine erfolgreiche und vielfältige Konzertreihe ins Leben zu rufen. Im Jahr 1998 hatte ich bereits einmal die Ehre, die „Eggenberger Schlosskonzerte“ als künstlerischer Leiter zu betreuen. Das damalige Motto „Schloss jetzt!“ stand für ein neuartiges Konzept einer spannenden, von Publikum und Presse bestens angenommenen Klavierreihe. 2014 wurden Werner Schrempf und ich vom ORF Steiermark gebeten, gemeinsam eine Konzeptidee für die Fortführung der Eggenberger Schlosskonzerte zu entwickeln. Wir fanden großen Gefallen an dieser Idee – allerdings nur unter einer ganz bestimmten Voraussetzung: Wenn es ein weiteres Festival in einer Stadt geben soll, die bereits über ein lebendiges Musikleben verfügt, muss es ohne Wenn und Aber höchste internationale Qualität bieten! Bereits nach einem ersten Auftaktkonzert 2014, das ich gemeinsam mit meinen langjährigen Freunden Clemens Hagen, Benjamin Schmid und Sharon Kam gespielt habe, war klar, dass wir uns im ersten Jahr von ARSONORE 2015 mit den kammermusikalischen Schätzen von Frankreich beschäftigen möchten. Dabei ging es uns um die Präsentation von unbekannten, ungewöhnlichen Werken und Raritäten. Nach unserer Reise nach Frankreich waren wir 2016 zu Besuch in Russland und kehrten im vergangenen Jahr nach Österreich zurück.

„Der Sonne entgegen“ lautet das lustvolle Motto der diesjährigen Auflage. Was macht den Zauber des Südens aus? Welche Künstler und Orte haben Sie bei der Programmgestaltung inspiriert?

Nach unserer Reise in unterschiedliche Länder haben wir uns in diesem Jahr dem Süden in all seiner Pracht verschrieben. Es zieht uns künstlerisch nach Italien, Spanien und Südamerika. Das Lebensgefühl steht im Fokus: Was zeichnet es aus, in welcher Weise inspiriert es die Heiterkeit der Menschen, das Dolcefarniente, die entspannte Grundeinstellung? Wir reisen durch Stilepochen und Jahrhunderte. Das Programm der diesjährigen Ausgabe von ARSONORE wird von bekannten Künstlern wie dem Artis-Quartett Wien, Danjulo Ishizaka und Wolfram Berger sowie einer Vielzahl spannender Talente am Sprung zur internationalen Karriere wie der Pianistin Saori Toyama oder der wunderbaren Mezzosopranistin Isabel Pefferkorn gestaltet.

Markus Schirmer Foto: Christian Jungwirth

Traditionell findet der Auftakt im Planetensaal im Schloss Eggenberg statt. Was erwartet das Publikum?

Der Planetensaal ist ein unverwechselbarer, inspirierender Konzertort, der opulent ist und zugleich Intimität besitzt. Für Kammermusik gibt es kaum einen akustisch geeigneteren Raum. Beim Eröffnungsfest am 5. September erzählt die Musik von Luigi Boccherini, dem italienischen Meister des Streichquartetts, mit Gitarrenklängen und Kastagnetten von Spanien – wo schon Manuel de Falla mit einem rasenden Feuertanz auf uns wartet und Joaquin Turina vom „Gebet eines Toreros“ erzählt. Es wird Hugo Wolf mit faszinierender Tonsprache seine “Italienische Serenade” anstimmen. Sie können den hochvirtuosen Giacomo Rossini in einer Bearbeitung von Franz Liszt erleben. Der Abend gipfelt in einer Art klingendem Gesamtkunstwerk. Inmitten der Kulisse von Francisco de Goyas magischer Bilderwelt spielt die japanische Pianistin Saori Toyama Enrique Granado’s “Goyescas”. Ein sehr sinnlicher Abschluss des ersten Konzerttages.

Und die Reise geht am zweiten Abend weiter, oder?

Wir laden am 7. September zu einem abenteuerlichen Aufenthalt ins Land, wo die Zitronen blüh’n … „Bella Italia“ hat schon immer zahlreiche Komponisten inspiriert. Dieser Abend verblüfft unter anderem mit einem sprühend geistvollen Trio von Federico Fellinis Stammkomponisten Nino Rota, Vivaldis Vier Jahreszeiten in Traumbesetzung mit Benjamin Schmid und vielen weiteren beliebten ARSONORE Allstars. Mit Karin Bonelli, Soloflötistin der Wiener Philharmoniker, der charismatischen Mezzosopranistin Isabel Pfefferkorn und der erfolgreichen Grazer Pianistin Irina Vaterl betreten drei bezaubernde junge Damen erstmals das ARSONORE-Podium im Planetensaal.

Saori Toyama
Foto: Christian Jungwirth

Unter dem Titel „Pura Vida“ wird die Lebensfreude Spaniens und Südamerikas zelebriert …

Der Abend beginnt mit gleich drei Gitarrensoli: Isaac Albéniz schuf mit seiner Suite espagñola einen umwerfenden Zyklus, der auf der Gitarre wohl am authentischsten und trefflichsten zur Geltung kommt und in Petrit Çeku den möglicherweise weltbesten Interpreten findet. Und die Gegenüberstellung von zwei spanischen Rhapsodien der „Nicht“-Spanier Franz Liszt (solo) und Maurice Ravel (vierhändig) könnte musikalisch nicht zwingender sein. Die Cinco Canciones Negras des feinsinnigen Komponisten Xavier Montsalvatge werden das Publikum vom ersten Ton an in den Bann ziehen. Es freut mich, dass die großartige Burgtheater-Schauspielerin Maria Happel dann den sehr amüsanten Text Dornröschens Flugzeug von Gabriel García Márquez liest. An diesem Abend werden virtuose Studierende der Kunstuniversität Graz wie Yevgeny Chepovetsky, das Piano Duo Zilan & Zhao und Nejc Kamplet die Bühne des Planetensaals betreten und das Publikum begeistern.

Sie schwärmen vom 8. September als feuriges Grande Finale in der Helmut List Halle und geben diesem den Titel „World of Tango“.

Ja, es steht ganz im Zeichen jenes berühmten Tanzes aus Argentinien, der Feuer, Seele und Leidenschaft in sich vereint und einen wahren Hype ausgelöst hat. Wir beginnen am Vormittag mit unserer großen Familien-Matinee „Tango Infantil“: Thomas Reininger & Kristy Puusepp, eines der am internationalen Parkett erfolgreichsten Tanzpaare Österreichs, werden für unsere kleineren und größeren Tanzbegeisterten einen amüsanten Tango-Kurs präsentieren und alle mit ihrem Charme und ihrer Eleganz bezaubern. Es spielt das österreichische Ensemble Mala Junta, deren Repertoire von argentinischen Tangos und Tangos Nuevos bis hin zu Kompositionen ihres Akkordeonisten Christian Bakanic reicht. Auf das Abschluss-Konzert „World of Tango“ bin ich besonders stolz. Wir werden die Helmut List Halle in einen Ballsaal der Extraklasse verwandeln und unternehmen einen Streifzug durch die ganze Welt mit dem Ziel, rare Schätze des Tangos zu heben: es werden neben Kompositionen von Astor Piazzolla auch Werke von Puccini, Debussy, Strawinsky oder Satie zu hören sein, denen wir diese Gattung wohl nicht zugeschrieben hätten. Aus Argentinien kommen „Leo & Eugenia“, die tänzerisch den Tango in wahrer Vollendung präsentieren. Wolfram Berger rezitiert Oden und Liebesgedichte des bedeutenden chilenischen Dichters Pablo Neruda. Im Anschluss lädt der bekannte Wiener Tango DJ TJ MONOXID das Publikum ein, im Foyer der Helmut List Halle selbst das Tanzbein zu schwingen. Ein würdiger Ausklang unseres Festivals ARSONORE!

Mala Junta

Wenn Sie eine persönliche Empfehlung aussprechen müssten, wie würde diese lauten?

Das werde ich oft gefragt. Meine Antwort lautet stets: Gehen Sie mit einem Festivalpass zu allen Konzerten! Jedes Konzert hat seinen speziellen Reiz, ist eine neue, unverwechselbare Musik-Expedition, deren Ausgang offen ist.

 

ARSONORE Internationales Musikfest Schloss Eggenberg

jeweils um 18.45 Uhr: Einführung Harald Haslmayr

Abendkonzert „Here Comes The Sun … Das Eröffnungsfest“

  1. September, Schloss Eggenberg, Planetensaal, 19.30 Uhr

    Petrit Ceku
    Foto: Atdhe Mulla

Abendkonzert „Gelato al Limon“

  1. September, Schloss Eggenberg, Planetensaal, 19.30 Uhr

Abendkonzert „Pura Vida“

  1. September, Schloss Eggenberg, Planetensaal, 19.30 Uhr

Matinee „Tango Infantil“

  1. September, Helmut List Halle, Foyer, 11 Uhr

„World Of Tango – Das feurige Finale“

  1. September, Helmut List Halle, 19.30 Uhr

    Wolfram Berger

Tickets: 0316 269 749 oder per E-Mail an ticket@arsonore.at; Verkaufsstellen: Graz Tourismus, Herrengasse 16, 8010 Graz, 0316 807 50; Ticketzentrum, Kaiser-Josef-Platz 10, 8010 Graz, 0316 8000;
Ö-Ticket-Verkaufsstellen in ganz Österreich

www.arsonore.at