Start Kunst & Kultur „Fluxus und Happening“ im Kunsthaus Weiz

„Fluxus und Happening“ im Kunsthaus Weiz

Die aktuell im Kunsthaus Weiz laufende Ausstellung „Fluxus und Happening“ widmet sich der vielleicht spannendsten und zugleich radikalsten Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts. Mittels hochkarätiger Exponate aus der international renommierten Sammlung Francesco Conz taucht man tief ein in eine Kunst, die man auch auf den zweiten Blick nicht immer versteht. Aber vielleicht ging es den Fluxus-Künstlern gerade darum…

_IGP2336 (Large)Robert Watts, einer der Hauptvertreter dieser Kunstrichtung, erklärte Fluxus einmal Folgendermaßen: „Das Wichtigste an Fluxus ist, dass niemand weiß, was es ist. Es soll wenigstens etwas geben, dass die Experten nicht verstehen.“ Mit nur zwei Sätzen brachte Watts damit die Komplexität dieser Kunst auf den Punkt und macht gleichzeitig neugierig auf das in der Stadtgalerie Weiz Gezeigte. Denn was genau hinter der als Fluxus in die Geschichte eingegangenen Kunst steckt, darüber sollte man sich schon selbst ein Bild machen. Den Ausgang nahm die Kunstrichtung in den 1960er-Jahren, wo sie von namhaften Advantgardekünstlern geprägt wurde und weithin Bekanntheit erlangte. Viele der Mitbegründer – wie John und Astrid Furnival, Daniel Spoerri, Emmett Williams, George Brecht, Joseph Beuys, Charlotte Moorman oder eben Robert Watts u. a. – sind nun mit ihren Werken in Weiz vertreten und bilden in ihrer Gesamtheit eine der sehenswertesten Ausstellungen des steirischen Kultursommers.

Georg Köhler führt Günter Brus durch die Ausstellung
Georg Köhler führt Günter Brus durch die Ausstellung

Kunst von und für jedermann

Fluxus verfolgte, ähnlich dem Dadaismus, die Idee, wonach nicht das klassische Werk, sondern vielmehr die schöpferische Idee dahinter der eigentliche Akt des Kunstschaffens ist. Die Künstler, dem Ansatz folgend jeder könne Kunst schaffen, griffen damit das Werk im herkömmlichen Sinn an, negierten es und sahen das klassische Bild an der Wand als bürgerlichen Fetisch, den es vehement zu bekämpfen galt. Bezeichnend für diese Kunstrichtung sind die sogenannten Editionen: kleine Boxen, in denen sich eine Vielzahl an noch kleineren Kunstwerken befanden. Für die Weiterentwicklung des Fluxus war vor allem ein Mann verantwortlich: Francesco Conz. Der italienische Verleger und Kunstsammler förderte auf seinem Anwesen in Asolo unzählige Künstler, bot ihnen neben Kost und Logis auch Raum für Aktionen und Happenings und trug damit entscheidend zur Weiterentwicklung der Editionen hin zu größeren Arbeiten bei. Die Idee aber, wonach Kunst nicht nur die ist, die man für tausende Dollar kaufen, sondern auch die, die man selbst anfertigen kann, wurde dabei nie aus dem Auge verloren. Eine Auswahl signifikanter Arbeiten ist nun – kuratiert von Roman Grabner (Leiter des BRUSEUM im Universalmuseum Joanneum) – in Weiz zu sehen. Die Schau gibt einen Einblick in diese komplexe Kunstrichtung, zeigt Originalwerke und Editionen aus der Anfangszeit und bringt sie in einen Dialog mit dem „Happening“, einem improvisierten Ereignis direkt mit dem Publikum. Es ist damit eine der wichtigsten Formen der Aktionskunst mit den Protagonisten Günter Brus, Otto Mühl und Hermann Nitsch. „Mit dieser Ausstellung geben wir den Kunstinteressierten die Möglichkeit, die radikalste, experimentellste Kunstbewegung des 20ten Jahrhunderts in komprimierter Form zu sehen“, so Kulturbeauftragter Georg Köhler, der gemeinsam mit Gerhard Sommer von der Galerie Kunst & Handel diese internationale Ausstellung im Kunsthaus Weiz ermöglichte.

Ausstellungsdauer: bis 15. August 2015, Do u. Fr 15–18 Uhr, Sa 9–12 Uhr

Stadtgalerie Weiz

www.weiz.at

Text: Wolfgang Pauker