Start Kunst & Kultur Irmgard Schaumberger 1960–2018

Irmgard Schaumberger 1960–2018

Irmgard Schaumberger im wundersamen Garten von Bomarzo (Italien). Foto: Bernd Schmiedel

Ein selten feiner Mensch, eine überragende Künstlerin, weit über die üblichen Möglichkeiten der Keramik und ihre heutige Einschätzung hinaus, sowie eine Kunstpädagogin als Glücksfall für Schülerinnen und Schüler der Ortwein-Meisterschule ist nicht mehr. Im Werk der verstorbenen Keramik-Künstlerin und Ortwein-Professorin ist noch viel zu entdecken.

Einmal mehr haben Hoffen und Wünschen nicht geholfen. In der Steirischen Kulturinitiative wird, vor allem von Evelyn Kraus und Birgit Kulterer, an einer umfassenden Publikation (siehe auch: Achtzig, September/Oktober 2017) gearbeitet. Irmgard Schaumberger konnte vieles davon noch sehen und selbst beeinflussen bzw. ergänzen. Die Prognose für eine größere Zukunft des nun verwaisten Werks gründet auf der grundlegenden Absicht, die sich die Künstlerin selbst vornahm: „Meine Prämisse ist, die Keramik aus ihrer Geschichte zu sprengen und in einen anderen Kontext zu stellen.“ Das knallige Wort „sprengen“, von dessen Radikalität jedoch nichts wegzunehmen ist, hindert allerdings nicht die Klarheit und auch nicht die Sanftheit in der jeweiligen Prägnanz. Die reine, zu Ende gedachte und umgesetzte Absicht prägt jede einzelne Arbeit. Um diese erfühlte Klarheit nur nicht zu stören, hat Schaumberger aus der (immer wieder von ihr sprachlich erweiterten) Wirklichkeit jede überflüssige Attitüde ausgeschaltet.

Irmgard Schaumberger, „Kern eines Gedankens“,
Neue Galerie Graz (Kunstpreis-Ausstellung), 1987

Irmgard Schaumbergers Erinnerung setzt ein mit Erdäpfelacker und Fensterkitt. Letzteren hat sie aus Fensterrahmen gekratzt und sich mit den spärlichen Mengen an ihr Werk gemacht. Ab einem nicht viel späteren Zeitpunkt musste sie natürlich nicht mehr Fensteröffnungen undicht machen. Dafür perlten die immer qualifizierteren Projekte so gut wie jährlich aus ihrer Werkstatt. Und die Ergebnisse wurden nicht nur in Museen und Galerien präsentiert, sondern mit sicherem Instinkt überall dort, wo ihre klaren Ziele sich ihr Vor-Bild genommen hatten. Für die Steirische Kulturinitiative setzt sich nach Schaumbergers Ausstellungs- und Buchprojekt Synchron (2001, mit Heinz Etzelt und einem Text von Michael Fleischhacker), in dem sie die verschiedenen Bewusstheitswelten zwischen angenommener Historie, künstlerischer Normalität und beeinträchtigter Wahrnehmung Stein werden ließ, die Zusammenarbeit fort. Und es ist sicher nicht nur uns ganz wichtig, demnächst über den Tod hinaus viel mehr von ihrer Kunst zu wissen.