Start Featureshome „Bühnenbeschimpfung“ am Schauspielhaus Graz

„Bühnenbeschimpfung“ am Schauspielhaus Graz

In ihrem preisgekrönten Text Bühnenbeschimpfung widmet sich die israelische Dramatikerin Sivan Ben Yishai in einer Mischung aus Faszination, Kritik und Verwunderung dem Geschehen vor, auf und hinter der Bühne Foto: Johanna Lamprecht

Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr? Regisseurin Schirin Khodadadian inszeniert mit „Bühnenbeschimpfung“ einen theatralen Rundumschlag, bei dem kein Stein auf dem anderen bleibt.

1966 schrieb ein Grazer Student Thea­tergeschichte. Der erst 24-jährige ­Peter Handke stellte in seinem Stück Publikumsbeschimpfung vier Schauspieler auf die Bühne und ließ sie die Zuschauenden minutenlang mit Schimpf und Spott überziehen – was diese wiederum mit einem Buh-Orkan, Pfeifkonzert und ausuferndem Gelächter beantworteten. Ein Miteinander von Bühne und Zuschauerraum war geschaffen: Der Aufbruch zu einer neuen Theaterära.

Theater als Ort von Utopien

Über 50 Jahre später dreht die in Berlin lebende israelische Dramatikerin Sivan Ben Yishai, deren Stücke in den letzten Jahren das deutschsprachige Theater erobert haben, den Spieß noch einmal um. In ihrem preisgekrönten Text Bühnenbeschimpfung widmet sie sich in einer Mischung aus Faszination, Kritik und Verwunderung dem Geschehen vor, auf und hinter der Bühne. Sie seziert das Theater als Arbeitsort und jahrhundertealte Tradition, als geheime Abmachung zwischen Kunst und Publikum, als überkommene bürgerliche „Hochkultur“ ebenso wie als Ort gemeinsamer Utopien. In rasanten Perspektivwechseln spricht der Text für die Schauspieler*innen auf der Bühne sowie das Publikum im Saal. Von den schnödesten Bedürfnissen bis zu den größten Träumen legt die 1978 geborene Ben Yishai dabei lustvoll und schamlos jeden Gedanken offen.

„Stück des Jahres“ in Deutschland

Geht es nach der Kritiker*innen-Umfrage der Saison 22/23 der renommierten deutschen Theaterzeitschrift „Thea­ter heute“, ist Bühnenbeschimpfung (aus dem Englischen übersetzt von Maren Kames) das Stück des Jahres. Für die große Bühne am Schauspielhaus Graz inszeniert hat es die deutsche Regisseurin Schirin Khodadadian, die 2005 mit dem Förderpreis für Regie der Deutschen Akademie für Darstellende Künste für ihre Inszenierung von Theresia Walsers Stück So wild ist es in unseren Wäldern schon lange nicht mehr am Staatstheater Kassel ausgezeichnet wurde und ab der kommenden Saison als Co-Leiterin des Deutschen Theaters in Göttingen fungiert.     

Bereits geplante Vorstellungen am 19. & 22.12. (19.30 Uhr), am 30.12. (19 Uhr), am 13., 18., & 24.1. (19.30 Uhr) sowie am 14.1. (15 Uhr – Besucher*innen dieser Vorstellungen steht eine kostenlose Kinderbetreuung zur Verfügung)

www.schauspielhaus-graz.com