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Anmut von Winkel und Quadrat

Roberto Grill zeigt Kunst und Vintage Design in der Bürgergasse Foto: Johanna Prechtl

Roberto Grill setzt seit Mai dieses Jahres neue Akzente in der Galerienlandschaft der Stadt. Die Ausstellung „From Structure to Surface“ setzt auf klare Formen und die Spannung zwischen Fläche und Raum.

Text: Lydia Bißmann

Roberto Grill hat sich einen Wunschtraum erfüllt und dieses Jahr in den hellen Räumlichkeiten in der Bürgergasse 5 eine neue Galerie eröffnet. Grill kommt aus dem Grafikdesign und ist selbst leidenschaftlicher Sammler von zeitgenössischer Kunst. Die präsentierten Werke umfassen zeitgenössische Gemälde, Drucke und Skulpturen und werden durch Design ergänzt, bei dem der Fokus auf Interior Design – speziell Sitzmöbel – und Vintage Design des 20. Jahrhunderts liegt. In drei bis vier Ausstellungen pro Jahr sollen hier internationale wie regionale und vor allem jüngere Künstler gezeigt werden. Seine erste thematische Exposition setzt genau hier an. Zwei Bilder von Gunther Skreiner bekommen nun hier ihren großen Auftritt und bilden den Mittel- und Ausgangspunkt der Schau, die von Arbeiten von David Reumüller, Esther Stocker und Linda Ebert begleitet wird.

Spiel mit Raum und Illusion

Der in Graz geborene Skreiner stellt Struktur und System in den Fokus seiner Werke. In Öl auf Leinwand hat er hier hunderte winzig kleine Linien mit dem Pinsel gemalt. Was auf den ersten Blick wie Chaos aussieht, entwickelt sich in der Distanz oder in einem anderen Winkel zu wunderschöner Form voller Geschichten. In der Mitte erscheinen spitze Klammern, die rundherum wieder in kleinerer Form auftauchen. Sie erinnern – wenn man das so will – an das wichtige Zeichen der Programmiersprache, die spitze Klammer, mit der alles beginnt und auch alles endet. Die Arbeiten Skreiners sind aber 1979 entstanden – lange bevor das Internet unsere Wohn- und Arbeitszimmer erobert hat. Der Grazer Musiker und Künstler David Reumüller arbeitet ebenfalls mit filigranen, grafischen Elementen. Er ordnet Punkte in ihrer Dichte so an, dass sie den Eindruck von Schattenwurf auf geknittertem Stoff erwecken und so für Nähe und Spannung beim Betrachter sorgen. Mit Faltenoptik und Raum spielt auch Esther Stocker, die für die Ausstellung die Knitterskulpturen beigesteuert hat. Was wie ein zerknülltes Stück Papier aussieht, eignet sich in einer Ausgabe auch als großzügiges und durchaus bequemes Sitzmöbel. Ihre Arbeiten sind ein schönes Beispiel dafür, wie Roberto Grill sich die oft komplizierte Ehe von Kunst und Design vorstellt. Flächiger und strenger lesen sich die Werke der norwegisch-deutschen Künstlerin Linda Ebert. Sie baut Räume aus Quadraten, beschränkt sich dabei aber auf die Illusion der Perspektive und verlässt ihre schwarz-weißen Bildflächen nicht.

Knitterskulptur zum Sitzen von Esther Stocker
Foto: Markus Gradwohl

Von 21. Oktober bis 27. November ist das wunderschöne monochrom gehaltene Ensemble in der Galerie Grill zu sehen und kann auch gekauft werden. Zur Eröffnung ist Kunsthaus-Graz-­Kuratorin Katrin Bucher Trantow geladen, welche die Schau um 19 Uhr eröffnen wird.    

From Structure to Surface
Galerie für Kunst und Design
Bürgergasse 5, 8010 Graz

mit Linda Ebert (NOR/DE), David Reumüller (AT), Gunther Skreiner (AT/PT) , Esther Stocker (IT/AT)

22.10–27.11., Eröffnung: 21.10, 19 Uhr

www.galeriegrill.at