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Wiederholung als eine Form der Freiheit

Julije Knifer, „Arbeitsprozess“, Tübingen, 1975, Fotoserie (Ausschnitt)

Die Schau „Kompromisslos“ widmet sich ab Dezember Julije Knifer, dem berühmtesten kroatischen Maler des 20. Jahrhunderts.

Text: Lydia Bißmann

Gemeinsam mit dem Museum für zeitgenössische Kunst, Zagreb (MSU) gibt die Neue Galerie Graz einen Ein- und Überblick über Leben und Werk von Julije Knifer (1924 Osijek – 2004 Paris), einem der international renommiertesten Künstler aus Kroatien nach 1945. Ausgehend von konstruktivistischen Traditionen der Nove Tendencije und den konzeptuell-minimalistischen Strömungen der Malerei in Europa und den USA in den 1950er Jahren gelangte Knifer um 1960 mit den „Mäander“-Bildern zu seinem signifikanten Motiv. Mit der grundlegenden Intention der Schaffung eines „Antibildes“ durch den Prozess der extremen Reduktion von Formen und Inhalten, die ihn eng mit der von ihm mitbegründeten Gorgona-Gruppe (1959–1966) verband, strebte Knifer ganz im Sinn dieses lose zusammengeschlossenen Künstlerkollektivs nach Ausdrucksmöglichkeiten des Absurden als einem Mittel, traditionelle Wertesysteme der Kunst und die ihnen entsprechenden Normvorstellungen der Nachkriegsgesellschaft teils provozierend zu hinterfragen. Damit standen Knifer und Gorgona zum einen in der Nachfolge der Dada-Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts, die ähnliche Ziele verfolgt hatte, und ist zum anderen vergleichbar mit Zeitgenossen wie beispielsweise den Vertretern von Fluxus, Happening und Pop-Art oder den Protagonisten der Wiener Gruppe und des Aktionismus im Österreich der 1960er Jahre. Sein Bezug zu Graz ist die Teilnahme an trigon 77 („Der kreative Prozeß“). Die Ausstellung Kompromisslos bildet einen Querschnitt von den frühesten Arbeiten und Experimenten Knifers über die intensive Entfaltung des Mäander-Motivs bis hin zu den späten Arbeiten der 1990er-Jahre. Neben Knifer-Bildern sind auch spektakuläre Aktionen wie das Entrollen eines überdimensionalen Mäanders in einem aufgelassenen Steinbruch im deutschen Tübingen zu sehen.   

Julije Knifer, „Arbeitsprozess“, Tübingen, 1975, Fotoserie

Julije Knifer: Kompromisslos

Dezember 2020 bis 25.4.2021

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

Kuratiert von Radmila Iva Janković, MSU, Zagreb,
Tel. 0316 8017-9100, www.neuegaleriegraz.at