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Aus dem Wohnzimmer vertrieben, aber guten Mutes

Das Stück "Die Vertriebenen" gibt es ab jetzt zum Sonderpreis für zu Hause

Mit der neuen Aufführungsserie zu „Die Vertriebenen“ bespielte das Tik bis zum Lockdown Anfang November erfolgreich eine Grazer Privatwohnung. Die Premiere von „Alice in Crazyland“ im Rahmen des Langzeitprojektes „Flisar complete“ ist im Jänner geplant.

Text: Stefan Zavernik

 „Trotz der Tatsache, dass das TiK – wie auch alle anderen Theater und Kultureinrichtungen – sich penibel an alle Sicherheitsvorgaben im Zusammenhang mit der Coronakrise gehalten hat, dürfen wir nun trotzdem nicht spielen“, so Alfred Haidacher, Mastermind des TiK im Gespräch mit „Achtzig“. Die sehr erfolgreiche Inszenierung von Die Vertriebenen musste im Zuge des Lockdowns direkt vor ihren letzten fünf großteils (bei beschränktem Publikumszugang) ausverkauften Vorstellungen abgesagt werden. Ob eine Wiederaufnahme möglich wird, steht in den Sternen. Fest steht, dass das Stück zur Miete für die privaten Wohnzimmer der Steirer angeboten wird. Wenn gesetzlich wieder möglich, kann das Stück ab Jänner 2021 zum Sonderpreis von € 200 (die ersten 9 Vorstellungen), später zum Preis von € 650 für jedes private Grazer Wohnzimmer gemietet werden. Für Aufführungen außerhalb von Graz wird ein Anreisepreis aufgeschlagen.

Startschuss für neue Reihe

Um den Spielbetrieb nach dem Lockdown umgehend wieder aufzunehmen, wird bereits für das neue Stück geprobt. Aufgeführt werden soll das Werk Alice in Crazyland im Rahmen des Langzeitprojektes „Flisar complete“. Die Aufführung ist zugleich auch der Auftakt zu einer neuen Reihe, die die Vorteile der „doppelten Zuschreibung“ nutzen will. Unter Werken mit „doppelter Zuschreibung“ verstehen sich solche, die keine eindeutige Publikumsvorschreibung bedienen. Es handelt sich im Theaterbereich damit um Stücke, die sowohl einem jungen als auch einem traditionellen, älteren Kulturpublikum „zugeschrieben“ werden können.

Autor Evald Flisar
Foto:Matej Druznik/DELO

„Alice in Crazyland“

Der zeitgenössische slowenische Autor Evald Flisar hat, lange schon fasziniert von Lewis Carrolls Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln, zwischen 2008 und 2013 gewissermaßen eine neue, slowenische „Alice“ als Trilogie herausgebracht. 2008 kam die Novelle Alice in Crazyland heraus, gefolgt vom gleichnamigen Stück. 2013 folgte mit dem Comic (illustriert von P. Kovačič) Alice in Toneronien der dritte Streich. Das Stück selbst ist ein einfach erzähltes Märchen für Erwachsene, richtet sich aber unkompliziert an alle Altersgruppen, ab etwa 8 Jahren. Die komplizierten Hintergedanken, die gesellschaftspolitische Basis des Stücks, werden durch den einfachen märchenhaften Zugang jedem verständlich. Alice ist in Flisars Geschichte ein zwölfjähriges Mädchen, das so intelligent ist, dass es mittlerweile drei Doktortitel erreicht hat. Als Assistentin ihres Onkels Professor Springer soll sie ihn nach Trinidad und Tobago begleiten. Allerdings weht sie ein Orkan an die Küste einer unbekannten Insel, die – wie sich bald herausstellt – Tone­ronien heißt. Die dortigen Bewohner haben alle ihre natürlichen Ressourcen ausgebeutet, weshalb das einzige Material, aus dem sie alles, was sie brauchen, herstellen, Ton ist. Das einzige Lebensmittel ist Fisch aus dem die Insel umgebenden Meer, da in Tone­ronien auch nichts mehr wächst. Selbst die Bäume sind aus Ton. Dieses tönerne Leben ist nur allzu zerbrechlich. Denn da sich die wichtigsten Tonabbauminen unter der Hauptstadt befinden und rücksichtslos ausgebeutet werden, droht bald ganz Toneronien einzustürzen. Da kommt ein weltberühmter Professor gerade recht. Er soll den Zusammenbruch verhindern, während Alice zum jugendlich-frischen Gesicht der Regierungspropaganda werden soll.  Erschwert wird dieses Vorhaben aber dadurch, dass die jahrelange Unterdrückung und einseitige Ernährung tiefe Spuren in den Hirnen und Herzen der Bevölkerung hinterlassen hat …     

Alice in Crazyland

Premiere geplant für Jänner 2021

www.tik-graz.at