Start Kunst & Kultur Wohnen als Menschenrecht: Ein politisch-dokumentarisches Forumtheater

Wohnen als Menschenrecht: Ein politisch-dokumentarisches Forumtheater

Foto: C. Rappel

InterACT greift ein hochaktuelles und brisantes Thema auf.

20 Jahre nach der ersten Forumtheaterproduktion von InterACT, der Werkstatt für Theater und Soziokultur, geht es in der neuesten Produktion um leistbares und menschenwürdiges Wohnen in Graz. Während im Vordergrund die Fassaden glänzen und der Immobilienmarkt boomt, tun sich immer mehr Menschen schwer, leistbaren und bedürfnisgerechten Wohnraum zu finden. Zudem fehlt der Stadt ein wirklich nachhaltiges, zukunftsfähiges Wohnkonzept für alle. Das Stück WARE WOHNEN MENSCHENRECHT unter der Regie von Michael Wrentschur, dem künstlerischen Leiter von InterACT, richtet nun die Schweinwerfer auf die Brüche, die Risse und das Verborgene hinter den glänzenden Anzeigen des Immobilienmarktes. In szenischen Reportagen werden Momente und Verläufe gezeigt, in denen Menschen um ein leistbares und inklusives Wohnen ringen. Dabei kommen in starkem Maße diejenigen zu Wort, die im öffentlichen, politischen und medialen Diskurs zumeist keine Stimme haben – auch dann nicht, wenn es um ihre Bedürfnisse oder ihr Recht auf Wohnen geht. Parallel dazu werden die öffentlichen und politischen Diskurse und Marktmechanismen performativ verhandelt. Dabei wird sichtbar, wie sich das Handeln jener, die auf Wohnen als Anlage und Profit setzen, mit dem Wohnen als Menschenrecht reibt. Im zweiten Teil der Aufführungen wird das Publikum dazu eingeladen, sich in einem theatralen Dialog am Spielgeschehen mit Lösungsvorschlägen zu beteiligen und damit auch politisch wirksam zu werden. Das interaktive Forumtheater wird so zum politischen BürgerInnenforum, das über den theatralen Raum hinaus ins kommunal- und landespolitische Geschehen wirken wird, mit dem Ziel, ein zukunftsfähiges Grazer Programm für leistbares Wohnen anzuregen, zu entwickeln, abzustimmen und in politische Prozesse einzubringen.

In szenischen Verläufen ringen Menschen um ihr Recht auf leistbares,menschwürdiges und bedürf-nisgerechtes Wohnen.
Foto: C. Rappel

Hintergrund des Projektes und der Produktion

Wohnen ist ein Grundbedürfnis und daher ein fundamentales Menschenrecht. Aufgrund von vernachlässigter Bestandspolitik und trotz intensiver Bautätigkeit steigen die Mietpreise, der Bedarf vor allem an leistbarem Wohnraum nimmt zu. Zudem stellen gesetzliche Veränderungen in Bezug auf Wohnunterstützung und die damit einhergehende Verringerung von sozialen Transferleistungen sowie die steigenden Miet- und Wohneinstiegskosten gerade für Menschen in prekären Lebenslagen eine Mehrbelastung dar; Preisdruck und den Mangel an adäquaten Wohnungen spüren vor allem einkommensschwache Menschen, was mit einer Reihe von weiteren Problemen, wie Gefahr von Delogierung, Konflikten im Zusammenleben, etc. einhergeht. Leistbares und menschenwürdiges Wohnen wirkt präventiv gegen Wohnungslosigkeit und ist daher zentrales Anliegen der Armutsbekämpfung.

Foto: C. Rappel

InterACT, die Werkstatt für Theater und Soziokultur.

InterACT ist eine seit 1999 bestehende professionelle Theater- und Kulturinitiative, die Theater und szenisches Spiel für eine Kultur des Dialogs und des Zusammenlebens, für Empowerment und Partizipation sowie für persönliche und soziale Veränderungsprozesse nutzbar macht. Wir realisieren in einem multiprofessionellen Team Workshops, Projekte und Produktionen als künstlerische und soziale Interventionen in vielfältige Felder, Institutionen und Räume, mit denen wir Grenzen zwischen Alltag, Kultur und Kunst überwinden und zur kreativen Auseinandersetzung mit Konflikten, Problemen und Visionen anregen. Interaktive und partizipative Theaterformen – inspiriert vom „Theater der Unterdrückten“, „Theater zum Leben“ und „Playback Theater“ – werden für persönliche und kollektive Reflexionen, für die Erweiterung von Handlungsspielräumen sowie für sozialen und politischen Wandel nutzbar gemacht. Bezogen auf politisch-partizipative Theaterarbeit realisiert InterACT seit vielen Jahren theatralische Verfahren und Prozesse der politischen Beteiligung unter Verwendung interaktiver, partizipativer Theaterformen. Dabei werden Menschen ermutigt, mit ihrer eigenen Stimme sprechen und ihre Interessen zum Ausdruck zu bringen. So werden künstlerische Räume für soziale Teilhabe und politische Partizipation eröffnet und auf kreative und partizipative Weise politische Vorschläge und Anliegen entwickelt. InterACT gestaltet innovative Formen des Dialogs zwischen Betroffenen, der gesellschaftlichen Öffentlichkeit und der Politik und nimmt mit theatralischen Interventionen Einfluss auf politische Diskurse und Entscheidungsprozesse: Forumtheaterstücke werden an Orten der politischen und behördlichen Macht zur Aufführung gebracht werden und mit Entscheidungs- und Verantwortungsträger*innen diskutiert: 2004, 2006, 2008, 2009 und 2013 für Mitglieder der Grazer Stadtregierung und des Grazer Gemeinderats; 2008, 2013, 2016 im Steiermärkischen Landtag, 2010 im Österreichischen Parlament, 2013 im Sozialministerium und 2008, 2011 und 2013 beim AMS. InterACT wurde 2007 mit dem Würdigungspreis für Kunst im Sozialen Raum, 2010 mit der Sozialmarie und 2013 mit dem Staatspreis für Erwachsenenbildung ausgezeichnet.

Foto: C. Rappel

WARE WOHNEN MENSCHENRECHT

Premiere: Mittwoch, 16. Oktober, 19.30 Uhr
Weitere Aufführungen: 18., 28., 29., 30., 31. Oktober 2019, 19.30 Uhr

19. Oktober, 18 Uhr (!) Aufführung mit anschließender InterACT 20-Jahr-Party (Beginn 20.30 Uhr)

Kristallwerk, Viktor-Franz-Straße 9, 8020 Graz

20. Jänner 2020, 14–18 Uhr: BürgerInnenversammlung: Wohnen für ALLE, Haus der Architektur Graz, Mariahilferstraße 2, Graz

www.interact-online.org