Start Kunst & Kultur Ausstellung in der Messe Graz: Die großen Meister der Renaissance

Ausstellung in der Messe Graz: Die großen Meister der Renaissance

Botticelli, "Die Geburt der Venus". Foto: Scala Firenze

Mit der einzigartigen Präsentation der Werke der „großen Vier“ holt die MCG einen Publikumsmagneten in die eigens adaptierte Halle A der Messe Graz. Gezeigt werden ab 17. Oktober „Die großen Meister der Renaissance“.

Text: Wolfgang Pauker

Müsste man für die Originale der ab 17. Oktober in Graz gezeigten Werke ein Dutzend Städte auf drei Kontinenten bereisen, können in der Sonderausstellung Die großen Meister der Renaissance nun die berühmten Bildwelten von Leonardo da Vinci, Michelangelo Buonarroti, Sandro Botticelli und Raffaello Sanzio da Urbino in einer weltweit einzigartigen Präsentation an nur einem Ort erlebt werden. Anhand originalgetreuer Reproduktionen in beeindruckender Dimension können Kunstliebhaber damit erstmals in aller Ruhe in authentischem Ambiente sämtliche Details einiger der größten Werke der Menschheitsgeschichte studieren, sich emotional berühren lassen und die ungebrochene Faszination der jahrhundertealten Bilder auf sich wirken lassen. Denn trotz der multimedialen Bilderflut unserer Zeit begeistern die großen Künstler der Renaissance noch immer Millionen, die in die Galerien, Kirchen und Museen an die Originalschauplätze nach Florenz, Venedig, Mailand, Rom und Paris pilgern, wo meist kaum Zeit und Raum bleibt, um sich den Bildern, Fresken und Statuen mit der dafür nötigen Aufmerksamkeit zu widmen. Doch in Graz ist das nun möglich, denn die Schau löst die Kunstwerke aus dem traditionellen Museumsbetrieb heraus und macht sie für ein breites Publikum erlebbar. Zusätzlich erklärt eine informative Hörführung via Audio-­Guide die einzelnen Kunstwerke, die versteckten Details und alle wichtigen historischen Hintergründe dieser Ikonen der Malerei.

Ausstellungsansicht der eigens adaptierten Halle A der Messe Graz.
Foto: Dominik Gruss

Geschichtsträchtige Werke in Graz

Wie erfolgreich die Ausstellung – in Graz umgesetzt von den Kooperationspartnern Messe Congress Graz (Location & Betrieb), COFO Entertainment (Produzent) und Show Factory (Veranstalter) – ist, zeigen eindrucksvolle Zahlen der ­vorangegangenen Stationen: Mehr als 100.000 Besucher stürmten im vergangenen Jahr in die Wiener Votivkirche und heuer in die Linzer Tabakfabrik. Nun kommt es in der Steiermark zu einer weiteren Auflage des einmaligen Zusammentreffens der vier italienischen Giganten der Renaissance in der eigens adaptierten Halle A der Messe Graz, wo vom 17. Oktober bis zum 29. Dezember die Inszenierung der bekanntesten und auch wertvollsten Gemälde und Wandfresken der Geschichte bestaunt werden kann. Nirgendwo sonst hat man die Möglichkeit, so geschichtsträchtigste Bilder wie Da ­Vincis Das letzte Abendmahl oder Das Jüngste ­Gericht von Michelangelo, ebenso wie ­Botticellis Die Geburt der Venus und ­Raffaels Die Schule von Athen – in Originalgröße und aus nächster Nähe – in einer einzigen Ausstellung zu betrachten. Dass die „großen Vier“ nicht nur die Superstars ihrer Zeit waren, sondern auch heute noch die Ranglisten bei Kunstauktionen anführen, stellen sie regelmäßig eindrucksvoll unter Beweis.

Foto: Dominik Gruss

Galt lange Zeit etwa Da Vincis Mona Lisa als das teuerste Gemälde der Welt, versetzte erst kürzlich dessen Jesus-Gemälde Salvator Mundi den Kunstmarkt in Ekstase: Ende 2017 wurde es vom Auktionshaus ­Christie‘s in New York für die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar (etwa 397 Millionen Euro) ersteigert. Bisher ist das Kunstwerk, das im Louvre Abu Dhabi ausgestellt werden soll, für die Öffentlichkeit unzugänglich, in der Messe Halle A kann man es aber schon jetzt betrachten. Wie auch die Mona Lisa, das bekannteste Ölgemälde der Welt. Über kaum ein Lächeln wie das der jungen Lisa del Giocondo, die Da Vinci zu Beginn des 16. Jahrhunderts verewigte, ist so viel spekuliert worden. Während man das Original in Paris, das jährlich etwa 10 Millionen Besucher zählt, nur nach langer Wartezeit aus mehreren Metern Entfernung und hinter dickem Panzerglas besichtigen kann, ist es in der Schau in Graz hautnah aus nächster Nähe zu erleben. So wie die Arbeiten von Renaissance-Maler Raffael, der wiederum Rekordhalter bei den zu Höchstpreisen versteigerten Zeichnungen ist: 2009 erzielte er mit seiner Kreidezeichnung Kopf einer Muse 32 Millionen Euro, getoppt wurde er von sich selbst mit seinem Kopf eines Apostels, der im Jahr 2012 für umgerechnet 36,6 Millionen Euro versteigert wurde.

Leonardo da Vinci, „Salvator Mundi“.
Foto: FIne Art Imagies, Scala Florence

David-Statue in Originalgröße

Nicht fehlen darf in der Inszenierung in der Messe Graz auch die Sixtinische Madonna von Raffael. Das Original befindet sich in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden und ist damit das Einzige, das im deutschsprachigen Raum zu sehen ist. Das Bild in seiner Gesamtheit ist heute vielen Menschen weniger geläufig als die beiden gelangweilten Puttenfiguren am unteren Bildrand, die als eigenständiges Motiv millionenfach als Poster, Postkarten, auf Tassen oder Dekorationsstücken in der Alltagskultur auftauchen. Ein weiterer Publikumsmagnet der Schau ist die Erschaffung Adams in der Sixtinischen Kapelle in Rom, die jedes Jahr von vier Millionen Menschen besichtigt wird. Kaum einer, der das berühmteste Motiv des Deckenfreskos nicht kennt, in dem der Schöpfergott kurz davor ist, Adam mit einer Berührung Leben und Geist zu schenken. Doch darüber hinaus gibt es in dem Fresko tausende kleiner Details zu entdecken. In der Sonderausstellung genießen die Besucher nun den Vorteil, diese aus nächster Nähe bestaunen und sich entspannt direkt vor dem Kunstwerk auf die Bildelemente einlassen zu können.

Michelangelo, „Die Erschaffung Adams“.
Foto: Scala Archives Florenz

Als Meilenstein in der Kunstgeschichte und eines der Hauptwerke der Renaissance gilt auch der erste fast lebensgroße Frauenakt von Botticelli: Die Geburt der Venus. Sie wird die Besucher der Ausstellung ebenfalls in Originalgröße (278 x 175 cm) empfangen. Das monumentale Gemälde wurde im späten 15. Jahrhundert erschaffen und wird seit Anfang der 1900er Jahre in den Uffizien in Florenz ausgestellt, wo es zusammen mit Botticellis Werk Primavera, das in Die großen Meister der Renaissance natürlich ebenfalls nicht fehlen darf, den unbestrittenen Publikumsmagneten darstellt. Das Highlight der Ausstellung in Graz ist aber die 5,17 Meter hohe Replik von Michelangelos David im Kuppelnachbau der Galleria dell‘Accademia. Der David ist die erste Monumentalstatue der Hochrenaissance und gilt als die bekannteste Skulptur der Kunstgeschichte. Das aus einem einzigen Marmorblock gehauene Original befindet sich seit 1873 in Florenz und wiegt fast sechs Tonnen.

Michelangelos David im Kuppelnachbau der Galleria dellʼAccademia
Foto: Dominik Gruss

Graz als legitimer Schauplatz

Seit 2014 wird ein Teil des Obergeschoßes der Halle A am Messegelände beinahe jährlich in einen Ausstellungssaal verwandelt. Die Touring Exhibitions Dinosaurs Live!, Die Terrakotta Armee und der Erste Kaiser von China, Tutanchamun – Sein Grab und seine Schätze sowie Körperwelten & Der Zyklus des Lebens wurden jeweils für mehrere Monate so inszeniert, dass die Gäste in den Ausstellungen sehr schnell vergaßen, dass sie eigentlich nicht durch ein Museum, sondern durch eine Messehalle schlendern. Insgesamt wurden in dieser Location über die verschiedenen Zeiträume und unterschiedlichen historischen, wissenschaftlichen und Edutainment-Formate hinweg bereits über 200.000 Ausstellungsbesucher begrüßt. „Es freut uns sehr, mit den ‚Großen Meistern‘ heuer erneut ein so hochkarätiges Format zu Gast zu haben“, so Christof Strimitzer, Leitung Marketing und Kommunikation, MCG. Und die steirische Landeshauptstadt ist durch ihre Architektur auch der ideale Schauplatz für die monumentale Ausstellung, hat die Renaissance hier doch bedeutende Spuren hinterlassen.

Die Türkeneinfälle im 16. Jahrhundert forderten zur Sicherung der Südostgrenze des Landes von Wien bis zum Adriatischen Meer eine durchgehende Festungskette als Bollwerk und brachten Graz in eine Schlüsselstellung, wo der Ausbau der Stadtbefestigung und des Schloßbergs nach dem neuen italienischen Bastionärsystem vorangetrieben wurde. Als Befestigungsbauleute wurden hervorragende Architekten aus Italien geholt, die von den Hofbeamten, die Erzherzog Karl II nach Graz berufen hatte, auch für zivile Neu- und Umbauten herangezogen wurden. Durch diese Einflüsse der italienischen Renaissance entstand in der Altstadt eine einzigartige Mischung und Überlagerung künstlerischen ­Formengutes. Einen beispielhaften Monumentalbau dieser Epoche stellt etwa das Landhaus in der Herrengasse mit seiner charakteristischen oberitalienischen Hauptfassade und dem großzügigen Arkadenhof dar. Es wurde ab dem Jahre 1557 vom italienischen Baumeister Domenico dell‘Aglio erbaut und ist einer der bedeutendsten Renaissancebauten außerhalb Italiens. Daher scheint es nur legitim und passend, dass nun die wichtigsten Kunstwerke dieser Epoche in Graz Halt machen.

In Originalgröße zu sehen ist auch Da Vincis mythenumranktes Letztes Abendmahl – rund neun Me-ter breit und vier Meter hoch.
Foto: Scala Archives Florenz

Die großen Meister der Renaissance
17. Oktober bis 29. Dezember 2019
Dienstag bis Sonntag, 10 – 18 Uhr
Messe Graz, Halle A, Eingang A2, Fröhlichgasse, 8010 Graz

www.die-grossen-meister.com