Start Kunst & Kultur „Keep Stroke“: Wer nicht im Takt geht, muss gehen

„Keep Stroke“: Wer nicht im Takt geht, muss gehen

v.l.: Nora Köhler, Victroia Fux und Alexandra Schmidt Foto: Clemens Nestroy

Wir arbeiten im Zwölfstundentakt. Wir produzieren, wir funktionieren. Doch was passiert, wenn sich das System ändert?

Text: Wolfgang Pauker

Wir leben in einer arbeitszentrierten Welt. Wer nicht arbeitet, wird überflüssig, denn Arbeit ist identitätsstiftend und sichert dem Menschen einen Platz im System. Doch was passiert, wenn sich die Spielregeln ändern und Arbeit in den nächsten Jahren durch den Fortschritt künstlicher Intelligenz einer fundamentalen Transformation unterzogen wird? Oder müsste die Frage vielmehr lauten: Wie sieht die Zukunft ohne Arbeit aus? Und kann die Automatisierung nicht auch eine Chance für unsere Gesellschaft sein?

Mensch vs. Maschine

In dem Stück Keep Stroke, das Anfang September Premiere feiern wird, setzen sich Victoria Fux, Nora Köhler und Alexandra Schmidt des Grazer Theater- und Performancekollektivs ​„Das Planetenparty Prinzip“ unter der Regie von​ Nora Köhler und Vera Kopfauf, im Probenprozess künstlerisch begleitet von der Schauspielerin Julia Gräfner, mit dem Thema Arbeit in der Zukunft und vor allem der Rolle von Frauen in der Arbeitswelt auseinander und begeben sich damit in eine feministische und differenziert kritische Debatte zu einem höchst brisanten wie aktuellen gesellschaftspolitischen Thema. Denn Frauen in Österreich leisten weit mehr unbezahlte Arbeitsstunden und verdienen deutlich weniger als Männer. In der Performance setzen sich die drei Schauspielrinnen mit Themen wie der Angst vor dem Nicht-mehr-notwendig-Sein und der immer größer werdenden Unlust, im Dienstleistungs- oder Produktionssektor zu arbeiten, auseinander und durchqueren das breite Themenfeld bis hin zu futuristischen Arbeitsvorstellungen und der vorhergesehen Maschinisierung unserer Arbeitsbedingungen.

Foto: Clemens Nestroy

Visuals von OchoReSotto

Der Text wird aber nicht allein im Zentrum der Aufführung stehen, sondern sich den Fokus mit der visuellen Darstellung der Arbeit in der Zukunft teilen. Die Musik (von Wolfgang Möstl und Mario Zangl) dient dabei als Basis, gibt den Takt vor und bettet die drei Performerinnen in eine Endlosschleife, in der sie sich vor allem tänzerisch und mit rhythmisierter Sprache artikulieren und in ein ekstatisches Arbeitsrad steigern, bis schließlich über großflächige Projektionen die Utopie einer Post-Arbeitsgesellschaft entworfen wird. Die Videoinstallation hierfür wird von den Grazer Video- und Installationskünstlern von OchoReSotto umgesetzt und gemeinsam im Probenprozess entwickelt. Ein weiterer zentraler Faktor ist der Spielort, eine große, leere Halle in einem Industriegebiet von Graz, die zur Gesamtatmosphäre beiträgt und deren Wände viel Platz für die Videoinstallation bieten. Während die drei Performerinnen sich schlussendlich entspannt zurücklehnen und die Technik als Befreierin feiern können, wird zugleich die soziale Frage neu gestellt: Was, wenn nun der Mensch zum Büttel der Maschine wird?

Das Planetenparty Prinzip

Das Planetenparty Prinzip ist ein Grazer Performancekollektiv, das 2015 gegründet wurde und seither kontinuierlich an Theaterstücken, Performances und Spielformaten arbeitet. Ausgehend von detaillierten und perspektivisch fokussierten (Kultur-)techniken werden gesellschaftliche Systeme erforscht, auseinandergenommen und in theatrale Formen übersetzt.

 

Keep Stroke: Premiere: 10. September 2019, 20 Uhr im Rahmen des newsOff Styria Festivals

weitere Spieltermine: 20., 21., 22., 23. September & 17., 18., 19., 20. Oktober

Spielort: Büro für Pessi_mismus, Waagner-Biro-Straße 20, 8020 Graz (Innenhof Firma Hanschmann)

www.planetenparty.at