Start Kunst & Kultur Kunst aus dem Himalaya im Steirischen Feuerwehrmuseum

Kunst aus dem Himalaya im Steirischen Feuerwehrmuseum

Im Einklang mit den Göttern: Die diesjährige Sommerausstellung im Steirischen Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur widmet sich der Kunst und dem Kunsthandwerk von Bergvölkern aus dem Gebiet des Himalayas. Die Eleganz des Alltags steht dabei im Fokus.

Text: Lydia Bißmann

Die Schau Im Einklang mit den Göttern. Bergvölker rund um den Himalaya fügt sich nahtlos in eine Reihe erfolgreicher Ausstellungen ein, die sich fremden Kulturen aus fernen Ländern widmen. Neben zeitgenössischer Kunst regionaler Kunstschaffender ist das der zweite Schwerpunkt des Steirischen Feuerwehrmuseums im Kunst- und Kulturbereich. Die sorgfältig ausgewählten und nach Themen arrangierten Artefakte aus dem Himalaya-Gebiet stammen aus privaten Kollektionen und jenen von Hans Schell (Schell Collection Graz) und Ferdinand Aichhorn sowie aus der Heinrich Harrer Sammlung im kärntnerischen Hüttenberg. Hans Schell ist auch Gründer und Stifter des Schloss- und Schlüsselmuseums in Graz. Der Architekt Ferdinand Aichhorn besitzt eine umfangreiche Textilsammlung und betreibt mit seiner Gattin seit 2005 eine exklusive Textilkunst-Galerie in Salzburg.

Alltag am Dach der Welt

Der Himalaya ist das höchste und jüngste Gebirge der Welt. Er trennt die Tiefebene des indischen Subkontinents von den nördlich davon gelegenen Hochflächen Tibets. Hier finden sich unterschiedlichste klimatische Bedingungen und verschiedenste Religionen, die die Lebensweise und Kultur der ansässigen ethnischen Gruppen geprägt haben. Bis zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts lebten die Menschen dort völlig abgeschieden von westlichem Einfluss. In der Ausstellung finden sich nicht nur wertvolle Prunkstücke wie ein seltener Mondschal aus Kaschmir – kleine Kultgegenstände, Schmuck, Besteck, Schlösser und Musikinstrumente erzählen auch vom Alltag der Bergvölker, die in diesem Gebiet seit Jahrtausenden wohnen. „Solche Exponate machen den Lebensraum Himalaya in seiner Vielfältigkeit und trotz der Fremdartigkeit seiner Bildwelt und der hochentwickelten Symbolsprache für den Besucher begreif- und erlebbar”, so Anja Weisi-­Michelitsch, die die Schau konzipiert, kuratiert und gestaltet hat. Und tatsächlich, bekommt man beim Betrachten des wunderschön präsentierten Halsschmucks, der Musikinstrumente, Kopfbedeckungen, Teppiche und Seidenmandalas Lust darauf, zu erfahren, wofür und wie diese Gegenstände im Alltag wie Festtag und rituellen Gebrauch verwendet wurden. Auch am Dach der Welt, abgeschirmt vom Rest der Welt, benutzten die Menschen Geldbörsen, Reitgerten, Türschlösser, Leitern, Nadelkissen und Gürtel. Aufwändige Details sowie asiatische Schlichtheit und buddhistischer Pragmatismus bieten gemeinsam eine Art Urlaub von der Wegwerfgesellschaft für Augen und Seele.

Kostbares Sammlerstück: Eine gelbe Mönchshaube aus Tibet.

Sinnliche Sammelleidenschaft als thematische Klammer

Der Zauber der Ausstellung liegt aber nicht nur in den wunderschön inszenierten Objekten, auch die Leidenschaft für das Sammeln, der Stolz ihrer Besitzer haftet fast sichtbar an den Gegenständen. Ein tibetanischer Hocker, der in der Ausstellung gezeigt wird, wurde etwa erst voriges Jahr gefunden und erworben. Eine üppig verzierte Prunktruhe aus Nepal oder eine gelbe Haube, die Mönche als Zeichen für ihren lamaistischen Orden benutzen, bezeugen die faszinierende Kultur der Bewohner des Himalayas. Die Ausstellung erhebt bewusst keinen Anspruch auf historische oder ethnologische Vollständigkeit, dies wäre schlicht unmöglich.

Zu viele unterschiedliche Kulturen, ethnische Gruppen und Religionen bewohnen das Gebiet, das sich von Afghanistan, Indien und Nepal bis nach China/Tibet zieht. Jede Annäherung an eine fremde Kultur bleibt irgendwo dem Subjektiven und der eigenen Zeit verhaftet. Das betrifft nicht nur die Art und Weise der Interpretation, sondern bereits die Zusammenstellung der Sammlungen, die unterschiedlichen Schwerpunkte. Mit ihren Kostbarkeiten, die nicht nur die Geschichte ihrer Herkunft, sondern spürbar auch die ihrer Reise nach Europa erzählen, ist die Sommerausstellung wie ein feiner Teaser, der Lust auf mehr macht. Lust auf mehr Wissen über das Leben und Zusammenleben der Menschen in den schwindelnden Höhen des Himalayas. Lust auf das Stehenbleiben und sich Vertiefen in die gebetsmühlenartigen Informationstafeln, welche die Betrachter fast schon selbst in meditative Stimmung versetzen, wenn sie sich u. a. über die Meditationsgewohnheiten der tibetischen Mönche informieren möchten.

Prunktruhe aus Nepal.
Foto: Schell Collection

Im Einklang mit den Göttern. Bergvölker rund um den Himalaya.

8.6.–1.9.19, Di–So 10–17 Uhr im Steirischen Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur, Marktstraße 1, 8522 Groß St. Florian (Erreichbar mit der S6 vom Grazer Hauptbahnhof), Tel. 03464 8820

www.feuerwehrmuseum.at