Start Kunst & Kultur 10 Jahre MUMUTH: Klangkunst und fließender Raum

10 Jahre MUMUTH: Klangkunst und fließender Raum

Werkstücke: Schlusspräsentation der ZUKUNFTSWERKSTATT im Zeichen der Improvisation. Do, 4.4., 19.30 Uhr Foto: Johannes Gellner

Mit dem MUMUTH eröffnete die Kunstuniversität Graz 2009 einen faszinierenden Experimentier- und Übungsraum für innovative Klangkunst und Musik. Das architektonisch und akustisch einzigartige Haus bietet seither die perfekte Bühne für verschiedenste Formate. Unter anderem erlebbar im eigens für dieses Haus entwickelten abo@MUMUTH.

Seit zehn Jahren ist Graz, die UNESCO City of Design, nun schon um einen architektonischen Hotspot reicher: dem Haus für Musik und Musiktheater (kurz MUMUTH). Am 1. März 2009 wurde es mit Zugang über die Lichtenfelsgasse offiziell eröffnet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung und Finanzierung des Bauprojekts konnte 2006 endlich mit dem Bau begonnen werden. Seit seiner Fertigstellung verbindet dieser Ort auf spektakuläre Weise Architektur und Musik. Er bietet Raum und Bühne für die unterschiedlichsten innovativen und experimentellen Kunstformen. Geplant wurde das Gebäude vom renommierten holländischen Architekturbüro UNStudio von Ben van Berkel. Der erste Eindruck des Gebäudes mag unscheinbar anmuten. Doch beim Betreten erschließt sich das innovative „blob-to-box“-Konzept, wie es die Architekten nennen. Der preisgekrönte Entwurf von Ben van Berkel schaffte es auch als ­österreichischer Beitrag auf die Biennale in Venedig.

Foto: Wolfgang Hummer

Ein Gebäude, das Musik lebt

Die innere Gestaltung des Gebäudes ist so konzipiert, dass alles ineinandergreift. Fließende Übergänge verbinden die einzelnen Räume miteinander – angelehnt an die musikalischen Klangflüsse, die sie beleben. Die Galerie und das Foyer mit dem „Twist“ aus Stahlbeton bieten wiederum als architektonisches Gegenstück zum ­György-Ligeti-Saal, in dem bis zu 450 Leute Platz finden, einen hervorragend nutzbaren „äußeren Raum“. Auch die fließende Hülle, ein Netz aus Metallgewebe, erzählt durch seine geschwungene, zur Gebäudefront hin gedehnte Form vom Klang. Sowohl die Wandverkleidung des György-­Ligeti-Saals als auch die verglaste Außenfassade weisen wiederum ein Muster auf, das von der Notenschrift inspiriert ist. Im Konzertsaal sorgt dieses „Pattern“ darüber hinaus für die optimale Akustik. Die raumakustischen Möglichkeiten des ­MUMUTH sind in Österreich einmalig: Vom Jazz-Club bis zum großen Orchesterkonzert ist alles möglich. Dies nicht zuletzt durch die Option einer ausgereiften elektronischen Raumakustik. Die perfekte Umgebung also, um Musik zu (er-)leben.

Foto: Clemens Nestroy

abo@MUMUTH: Highlights 2019

Als Erweiterung zum Abonnementzyklus der Kunstuniversität Graz gibt es deshalb seit April 2009 auch das abo@MUMUTH. Dieses Angebot lädt dazu ein, das Haus und sein vielfältiges Programm zu entdecken. Zeitgenössische Werke finden hier ebenso Eingang wie die Suche nach neuen Ausdrucksformen in der Kunst. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des MUMUTH erhalten Interessierte bis Ende März bei der Buchung eines Halbsaison-Abos ein zweites kostenlos! Auf dem Programm stehen ab März vier Konzertformate, die den vielfältigen Möglichkeiten im MUMUTH Rechnung tragen. Das Halbsaison-Abo startet mit einem Konzert aus der Reihe „Scan“ – ein interaktives Kompositions- und Improvisations-Projekt. Im Mittelpunkt steht diesmal das Werk Revue instrumentale et électronique von Gerd Kühr. Der mit dem Österreichischen Kunstpreis für Musik ausgezeichnete Komponist versteht Musik als eine Botschaft gegen die Armut an Fantasie. Letzterer sind auch in der Programmierung dieses Hauses keine Grenzen gesetzt. So steht das Konzert „Werkstücke“ ganz im Zeichen der Improvisation. Erste Ergebnisse aus der Zukunftswerkstatt sorgen für Überraschungen, wenn hier das Erschaffen von Musik mit der Aus- und Aufführung zusammenfällt. Anfang Mai folgt dann mit Der Großinquisitor eine musikalische Bearbeitung von Dostojewskijs gleichnamiger Geschichte aus dem Roman Die Brüder Karamasow. Die Schwarze Orgel wird hier zur Projektionsfläche, um religiöse Implikationen zu kommentieren. Zum Abschluss des Sommersemesters wird nicht weniger als die Entgrenzung der klassischen Musiktradition versprochen. Denn mit Sven Helbig tritt ein deutscher Musiker und Produzent auf, der ebenso mit Rammstein und den Pet Shop Boys wie auch mit dem renommierten Fauré-Quartett zusammengearbeitet hat.

György Ligeti Saal
Foto: Wolfgang Hummer