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Steirische Unternehmerkultur: SPAR feierte 60-Jahr-Jubiläum

Fritz Poppmeier Foto: Djakob

SPAR Steiermark feierte in diesem Jahr sein 60-jähriges Jubiläum. Ein Gespräch mit Mitbegründer und Miteigentümer Fritz Poppmeier und dem jetzigen Geschäftsführer Christoph Holzer über die Entstehungsgeschichte des legendären Unternehmens, Konsumkultur und Zukunftspläne.

Text: Lydia Bißmann / Stefan Zavernik

Heute ist SPAR Steiermark eine ­Insti­tution, die es vor allem für die jüngere Generation „schon immer gegeben hat“. Wann und auf welche Weise hat die SPAR-Steiermark-Geschichte eigentlich begonnen?

Fritz Poppmeier: Der Grundstein für dieses Großprojekt wurde im Jahre 1958 gelegt, als wir, die Poppmeier KG, als Großhändler auf den Zusammenschluss der Einzelhändler unter der Marke SPAR aufmerksam wurden. Dieses Konzept stammt ursprünglich aus Holland und zu dieser Zeit war SPAR bereits in Tirol vertreten.

Christoph Holzer: Die ursprüngliche Idee des SPAR-Erfinders Adriaan van Well war stark davon geprägt, dass ein gemeinschaftliches Zusammenarbeiten der richtige Weg ist, um einen nachhaltigen Erfolg zu erreichen. Und zwar für alle. Für Groß- und Einzelhändler, und vor allem auch für die Konsumenten.

Poppmeier: Ich habe die SPAR-Idee damals mit meinem Vater und meinem Bruder diskutiert und mein Vater war damals so überzeugt, dass alle Großhändler mitmachen werden, dass er dieses Konzept in einer Konferenz der „Union alpenländischer Großhandelsfirmen“ eingebracht hat, jedoch wurde er schließlich aus dem Saal geworfen. Schlussendlich sind wir dann doch in SPAR eingestiegen und das war die richtige Entscheidung, denn sonst hätte es uns als Großhandel bald nicht mehr gegeben. Kurz darauf haben wir dann unser erstes Geschäft in der Grazer Humboldtstraße eröffnet.

War SPAR Steiermark von Beginn an eine Erfolgsgeschichte oder gab es Hürden, die es zu bewältigen galt?

Poppmeier: Ich erinnere mich noch ganz genau, dass es viele Hürden gab, bis SPAR so richtig in die Gänge gekommen ist. So haben beispielsweise die Großhändler nicht verstanden, dass sie den Einzelhändler und die Fläche direkt beim Kunden brauchen. Im Rahmen dessen musste die Kooperation zwischen der Industrie und dem Großhandel erst aufgebaut werden. Außerdem wurde in der damaligen Handelskammer, der heutigen Wirtschaftskammer, der sogenannte „Anti-SPAR-Vertrag“ aufgesetzt, der von allen anderen Großhändlern unterzeichnet wurde. Auch wir selbst standen mit unserer ersten Filiale anfangs vor großen Herausforderungen: Wir wussten nicht einmal, wie wir die Regale in einer Räumlichkeit von 140 m2 füllen sollen, zumal es nach dem Krieg kaum möglich war, eine breite Palette an Produkten anzubieten.

Geschäftsführer Christoph Holzer
Foto: Djakob

Im Gegensatz zu den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach dem Krieg gibt es heute von allem alles, und das zu jeder Zeit. Herr Holzer, wie stehen Sie zur tendenziell zunehmenden „Überflusskultur“? Versucht SPAR hier gegenzulenken?

Holzer: Wenn es um Lebensmittel geht, geht es um den eigenen Körper, das Wohlbefinden und Genuss. Was sich jedoch nicht leugnen lässt, ist, dass die Wertschätzung gegenüber diesen Produkten beim Kunden abgenommen hat. Und diese Entwicklung lässt sich vermutlich auf das starke Überangebot zurückzuführen. Wir sehen hier als mögliche Antwort das Thema Regionalität, auf hochqualitative Produkte zu setzen und dabei das Tierwohl nicht aus den Augen zu verlieren.

Poppmeier: Hier ist auch durchaus schon eine positive Entwicklung zu erkennen. Ich freue mich, dass die Konsumenten wieder die Nähe zu den heimischen Produkten gefunden und unsere Philosophie „Regionalität ist das neue Bio“ aufgenommen haben.

Holzer: Die heutige Wegwerfkultur ist freilich auch ein Anlass, als Unternehmen die gegenwärtige Situation zu überdenken. Wir bemühen uns, beim Konsumenten das Bewusstsein für nachhaltige Qualität zu schärfen. Aktuell gibt es im Rahmen dieser Zielsetzung in einigen Testfilialen die Möglichkeit, eigene Behältnisse mitzunehmen und in der Feinkostabteilung befüllen zu lassen, um Verpackungsmüll zu vermeiden. Ebenso soll in Zukunft der Fokus weg von den fertig abgepackten Produkten und hin zu frisch aufbereiteten Waren in der Feinkost liegen – denn die Plastikmenge, die hier zum Einsatz kommt, ist wesentlich höher als die dünne Beschichtung auf dem Papier, das in der Theke verwendet wird.

Wie viel Spirit der Gründerfamilie Poppmeier ist heute noch im Unternehmen spürbar?

Holzer: Als starkes Familienunternehmen sind wir nach wie vor von der Gründerfamilie geprägt, die auch operativ tätig ist – Fritz Poppmeier (Junior) vertritt diese im Vorstand. Das schafft eine ganz eigene Unternehmenskultur.

Der klassische Handel als Ort sozialer Interaktion.
Foto: Djakob

Trotz des starken Traditionsbewusstseins blickt SPAR fortschrittlich in die Zukunft. Elektromobilität und umweltschonende Verpackungen wurden 2018 zum Thema. Mit welchen innovativen Projekten möchte man 2019 an den Start gehen?

Holzer: Für das kommende Jahr sind wir nach wie vor bestrebt, unsere laufenden Projekte weiter auszubauen, wobei uns die Reduzierung des CO2-Ausstoßes und die Optimierung der Standorte sehr am Herzen liegen. Hier hat sich in den letzten Jahren auch schon viel getan! Auch im Bereich der Elektromobilität soll es eine Weiterentwicklung geben. Wir verfügen im Rahmen einer Testserie mittlerweile über 10 Elektro-LKW-Fahrzeuge, die wir in den verschiedensten Unternehmen einsetzen. Des Weiteren betreffen die geplanten Neuerungen auch die Platzierung der Frischeabteilung im vorderen Bereich sowie die Produktpalette generell. So haben wir beispielsweise neulich den „Alpenochs mit mehr Tierwohl“ als innovatives Qualitätsprodukt der TANN eingeführt.

Gibt es noch Visionen?

Holzer: Es ist uns ein großes Anliegen, dass SPAR als klassischer Handel aufrechterhalten bleibt und damit weiterhin einen Ort der sozialen Interaktion und der menschlichen Begegnung bietet. In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung und der Verlagerung hin zum Online-Handel kann man hier durchaus von einer Vision sprechen.