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Christopher Drexler im Interview: Kultur als Markenzeichen

Vom „Digitalisierungscall“ bis zur „Steiermark-Schau“:  Kulturlandesrat Christopher Drexler will die steirische Szene auch auf die internationale Bühne bringen. Im Gespräch mit „Achtzig“ verrät er, wie das kulturelle Profil der Steiermark in den kommenden Jahren geschärft werden soll.

Text: Stefan Zavernik

Die Förderung von Kunst und Kultur in den steirischen Regionen ist Ihnen seit Beginn Ihrer Amtszeit ein großes Anliegen. Welches Potenzial sehen Sie für Kunst und Kultur abseits der urbanen Zentren?

Ich stehe regelmäßig in engem Austausch mit diversen Kulturinitiativen sowie einzelnen Protagonistinnen und Protagonisten in den Regionen. Und es zeigt sich hier immer wieder, welch unglaublich hohe Qualität im ganzen Land geboten wird. Dahingehend ist es mein Ziel, diese qualitätsvolle Durchflutung des ländlichen Raums mit Kunst und Kultur als starkes Markenzeichen der Steiermark zu etablieren.

Andererseits wollen Sie die steirische Kultur auch auf die internationale Bühne bringen. Welche Projekte sind für 2019 geplant?

In erster Linie werden wir die Projekte der „Art Steiermark“ weiterhin pushen. Ich werde für die Eröffnung diverser Veranstaltungen in Brüssel vor Ort sein und so ein Zeichen der Wertschätzung für die heimische Szene setzen. Darüber hinaus werde ich in den kommenden Jahren wieder die eine oder andere Auslandsexkursion gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern unternehmen. Das ist für mich insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung von entscheidender Bedeutung: Vieles in unserer digitalisierten Welt ist nur durch die persönliche Wahrnehmung und den persönlichen Austausch möglich. Gerade auch für die Landespolitik ist der Blick über den Tellerrand immens wichtig.

Stichwort „Digitalisierung“: Im Rahmen der letzten Landeskulturreferentenkonferenz in Klagenfurt haben Sie mit Kulturminister Blümel über eine österreichweite digitale Kunst- und Kulturstrategie diskutiert …

Es geht hier um die Frage, wie Kunst und Kultur im digitalen Raum so funktionieren kann, dass Kulturschaffende davon profitieren. Die österreichweite Kunst- und Kulturstrategie haben wir bereits vor einiger Zeit beim ersten Treffen der Kulturreferenten der Länder mit Kulturminister Blümel ins Auge gefasst. Dieser sogenannte „Digitalisierungscall“ ist deshalb eine Besonderheit, zumal hier Bund und Länder gemeinsam Geld in die Hand nehmen und in einen akkordierten, gemeinsamen Fördercall bringen. Auch wenn noch einige Details auszumachen sind, sind wir bereits auf einem sehr guten Weg.

Mit 2019 starten die dreijährigen Förderverträge für Kunst und Kultur. Wie sehr ist hier Ihre persönliche Handschrift zu erkennen?

Ich denke, dass meine persönliche Intention, die internationale Wahrnehmbarkeit der steirischen Kunst- und Kulturschaffenden sowie den internationalen Austausch zu fördern, durchaus ihren Niederschlag in den mehrjährigen Förderverträgen gefunden hat. Natürlich sind bei so einem Prozess nicht immer alle restlos glücklich mit dem Ergebnis. Letztlich bin ich jedoch davon überzeugt, dass wir bei den mehrjährigen Verträgen für 2019 bis 2021 gemeinsam mit dem neuen Kulturkuratorium viel Zufriedenheit zustande gebracht haben.

2019 soll das mit Spannung erwartete Konzept der „Steiermark-Schau“ präsentiert werden. Wie weit ist man mit der Planung bereits gekommen? Wird es etwa eine Intendanz geben?

Aktuell bin ich in erster Linie sehr froh darüber, dass wir uns für die erste Ausgabe der Schau auf das Jahr 2021 einigen konnten. Fest steht, dass die Schau biennal ausgetragen werden soll. Wir möchten wirklich ein ansehnliches Projekt realisieren, und das braucht seine Zeit. Im Vergleich der Bundesländer – und auch darüber hinaus – möchte ich mit der „Steiermark-Schau“ ein starkes Signal setzen. Die Frage nach einer Intendanz hat sich bis jetzt noch nicht gestellt. Ich schließe es jedoch nicht aus. Derzeit gehen wir dem Projekt mit einer kreativen Runde entgegen.

Wird es eine Kunst-Veranstaltung bleiben?

Die Schau wird in einem kulturellen Kontext stattfinden, das ist klar. In der ersten Ausgabe werden wir nicht nur in organisatorischer, sondern auch in räumlicher Hinsicht auf das Universalmuseum Joanneum zugreifen. Aber nicht ausschließlich. Es wird jedenfalls kein rein künstlerisches Projekt sein. Denn wir wollen uns vordergründig mit folgenden Fragen beschäftigen: Woher kommen wir? Wo stehen wir? Wo wollen wir in Zukunft hin? Demnach wird die „Steiermark-Schau“ eine ganze Reihe von Lebensbereichen durchfluten – mit dem Schwerpunkt einer künstlerischen Reflexion.

Was können Sie zum Konzept der „mobilen Halle“ sagen, die für 2021 in Planung ist?

Es soll eine „nomadische Architektur“ geben. Die erste Auflage werden wir hauptsächlich in Graz durchführen, wo das Volkskundemuseum, das Museum für Geschichte sowie das Kunsthaus Graz jedenfalls integrativer Bestandteil sein werden. Dies wird die mobile Halle ergänzen, wobei wir aktuell überlegen, wie viele Standorte generell anzustreben sind. Hierzu gibt es unterschiedlichste Ideen, die sich nicht nur innerhalb der Steiermark abspielen.

Planen Sie auch eine Einladung an freischaffende Künstlerinnen und Künstler in der Steiermark?

Kooperationen mit der steirischen Szene sind jedenfalls anzudenken. Wie es konkret laufen wird, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Neben dem Kulturjahr der Stadt Graz stehen für 2020 die steirischen Landtagswahlen an. Welchen Stellenwert wird hier die Kultur für die ÖVP Steiermark einnehmen?

Solange ich in der steirischen Landespolitik in irgendeiner Form Verantwortung übernehme, wird die Kultur einen zentralen Platz haben. Das ist mein Ziel. Daher möchte ich natürlich auch weiterhin Positionen entwickeln, die für Kulturinteressierte – und hoffentlich auch darüber hinaus – wahrnehmbar sind. Und dies gilt nicht nur für die kommenden fünf Jahre.