Start Reise & Genuss Legendäre Hotels: Le Negresco

Legendäre Hotels: Le Negresco

Es als luxuriöses Grand Hotel zu beschreiben, wäre zu kurz gegriffen. In den mehr als hundert Jahren seines Bestehens wurde es zum Mythos und durch die heutige Besitzerin, Kunstsammlerin Jeanne Augier, zu einem Gesamtkunstwerk. Das „Le Negresco“ ist eine Sehenswürdigkeit, die sich selbst genügt und weiterhin Geschichte schreibt.

Henry Negresco
Henry Negresco

Entlang der „Promenade des Anglais“, der mondänen Uferpromenade Nizzas, sieht man es schon von weitem. Vor allem die auffällige, pinkfarbene Kuppel des Hotels sticht ins Auge. Gerüchte besagen, dass diese von Gustav Eiffel konstruiert sein soll, als Modell diente ihm der Busen seiner Geliebten. Ein illustrer Gedanke. Auch deswegen, weil die Kuppel zugleich das Büro der über 90-jährigen Besitzerin des Hotels ist. Über Jahrzehnte hinweg machte Jeanne Augier aus ihrem „Baby“ nicht nur das legendärste Hotel an der Cote d’Azur, sondern zugleich das außergewöhnlichste Privatmuseum Nizzas. Die leidenschaftliche Kunstsammlerin beherbergte einige der berühmtesten Künstler aller Zeiten, wie Pablo Picasso oder Salvador Dali, pflegte Freundschaften mit ihnen und kaufte ihre Bilder.

Salon Versailles
Salon Versailles
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Moderne Arbeiten, wie hier Romero Britto, treffen auf Klassiker der Kunstgeschichte.

Das Ergebnis ist eine umfangreiche Kunstsammlung mit über 6.000 Werken, die für Gäste auf den fünf Etagen des Hotels zu bestaunen ist. Einer der Prunkstücke befindet sich im „Versailles-Raum“ im Anschluss an die Rezeption: ein riesiges Originalportrait von Louis XV. Insgesamt gibt es davon drei Stück – eines ist im Louvre zu sehen, eines im Schloss Versailles und das dritte im Hotel von Madame Augier. Die Liebe der Hotelbesitzerin zum Historischen, vor allem zu den Zeiten von Louis XV., Marie Louis oder Napoleon Bonaparte lassen den Besuch des Hotels zu einer Zeitreise in die Vergangenheit werden. Schon beim Eingang erhält man einen ersten Vorgeschmack. Der Portier öffnet die Flügeltür im napoleonischen Reiterkostüm. Mit dem ersten Schritt in die Lobby betritt man dann eine andere Welt, in der stilvolle Dekadenz den Ton angibt.

Die Geschichte beginnt…

Henry Negresco hatte einen Traum. Er wollte das luxuriöseste und schönste Hotel an der Cote d’Azur betreiben. Mit einigen weitsichtigen Finanziers setze er seine Vision um, und eröffnete den Prachtbau im Belle Époque Stil am 8. Jänner 1913. Das „Negresco“ wurde umgehend zum Erfolg und erfreute sich über glamouröse Gäste, darunter zahlreiche Staatsoberhäupter, Geldadelige und berühmte Künstler. Als ein Jahr nach der Eröffnung der 1. Weltkrieg ausbrach, geriet die noble Bleibe allerdings in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde zum Krankenhaus umfunktioniert. Im Jahre 1957 erwarb eine aus Nizza stammende Familie namens Augier das Haus und gab ihm seinen internationalen Ruf zurück. Mehr noch, das „Negresco“ sollte zu einem Mythos werden.

Glamouröse Gästeschaft…

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Salvador Dali und Jeanne Augier.

Sophia Loren, Frank Sinatra, Marlene Dietrich, Walt Disney, James Dean, Herbie Hancock, Paul McCartney, Jean Cocteau, Montserrat Caballé, die Beatles, Pablo Picasso, Salvador Dali, Fürstin Gracia Patricia von Monaco, Elton John, und so weiter und so fort. Weniger Aufwand wäre es, eine Liste mit Berühmtheiten anzulegen, welche noch nicht im „Negresco“ gewohnt oder sich mit standesgemäßen Sonderwünschen verewigt haben. Michael Jackson zum Beispiel ließ sich einen eigenen Tanzraum einrichten.

LR05-Negresco-La-Rotonde-MJ (Large)Helene Seropian, die Presse-Managerin, trifft uns in der altehrwürdigen Hotelbar. Noch immer ist diese in der Originalausstattung von 1913 erhalten, ihre Wände zieren Tapeten aus dem 17. Jahrhundert. Bei Livemusik und einem Cocktail überkommt einen gut und gerne das Gefühl, das jeden Moment Frank Sinatra bei der Tür hereinspazieren könnte. Die „Relais Bar“ war über Jahrzehnte immer wieder Ort für glamouröse Partys oder Eskapaden von Hollywood-Stars. Richard Burton soll zum Beispiel nach mehreren Drinks den Smaragdschmuck von Liz Taylor an der Theke vergessen haben. „Klar, das Negresco lebt von seiner Geschichte. Viele unserer Gäste erfüllen sich mit einem Aufenthalt bei uns einen Traum, sie kommen von überall aus der Welt und betrachten das Haus als Sehenswürdigkeit, die sie einmal im Leben erlebt haben wollen. Wichtig ist es uns jedoch, dass die Geschichte des Hotels weitergeht, wir leben nicht in der Vergangenheit. Und schon gar nicht davon, welche Stars schon bei uns zu Gast waren. Im Negresco ist jeder Gast ein Star“, so Seropian.

A-03-Negresco-art-MJ (Large)Das Hotel zählt zu den letzten großen Grand Hotels der Welt, das sich noch in Privatbesitz befindet und nicht Teil einer großen, internationalen Kette ist. Daran wird sich auch in den nächsten hundert Jahren nichts ändern. Auch wenn Madame Augier keine Kinder hat, sind bereits Vorkehrungen getroffen. Es wurde eine Stiftung gegründet, die ihr „Baby“ weiterführen wird und zugleich sicherstellt, dass es nicht verkauft werden darf.

Nizza kann warten

Rechtzeitig zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 2013 wurden aufwändige Renovierungsarbeiten fertiggestellt. Den Charme der Belle Époque hat man dem Hotel dabei nicht genommen. Im Gegenteil. Alles ist so, „wie es immer war“ und konzipiert, den Gästen einen nahezu surrealen Aufenthalt zu bieten. Jedes Zimmer ist in seiner Ausstattung ein „Einzelstück“ und trägt die Handschrift der Hausherrin. Für das Frühstück und unkomplizierte Mahlzeiten im Brasserie-Style steht das „Rotonde“ parat. Ein Restaurant, das als original Karussell aus dem 18. Jahrhundert mit Holzpferden und bonbonfarbenen Sitzbezügen und Tapeten aufgemacht ist. Schwer in Worte zu fassen, aber ein Erlebnis. Am Weg dorthin durchquert man den Salon Royal mit seiner königlichen Glaskuppel und zahlreichen Kunstwerken, dem Herzstück des Hotels. Auf zwei-Sterne-Niveau wird im international angesehen „Le Chantecler“ unter der Leitung von Jean-Denis Rieubland aufgetischt. Im Grunde sind alle Voraussetzungen erfüllt, das Hotel während eines Nizza-Aufenthalts nicht zu verlassen, außer vielleicht für einen Abstecher an den Strand. Aber der liegt ja ohnehin vor der Haustür. Nizza kann warten.

www.hotel-negresco-nice.com

Text: Stefan Zavernik