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The Summer of ’25

Foto: Gerhard Hirl

Hochkarätige Konzerte und Meisterklassen von 7. Juli bis 17. August: An ausgesuchten Spielorten präsentiert AIMS – das American Institute of Musical Studies – sommerliche musikalische Leckerbissen. Wir sprachen mit Intendant Clemens Anton Klug über die heurige Festivalausgabe und die Wertschöpfung für Graz und die Steiermark.

Worauf darf sich das Publikum beim AIMS Summer of 2025 freuen?

Zum ersten Mal in unserer 56-jährigen Geschichte geben wir am 25. Juli ein Konzert im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, was einen Meilenstein für AIMS darstellt. Es wird ein Programm der musikalischen Brücken sein, für die AIMS seit Jahrzehnten steht: Musik aus Amerika und Musik aus Wien, dazu eine Hommage an den Walzer, abseits der Strauß-Dynastie. Dafür kommen viele Familienmitglieder unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer, aber auch der Vorstand von AIMS in den USA extra nach Österreich. Das Konzert unter dem Titel „To Vienna with Love“ wird natürlich auch im Stefaniensaal in Graz aufgeführt werden. Wir wollen diesem prachtvollen Konzertsaal, der heuer 140 Jahre alt wird, am 31. Juli ebenso ein Festkonzert widmen. Patrick Hahn wird Bruckners Siebente mit dem AIMS Festival Orchestra darbieten, die ja dort ihre österreichische Erstaufführung erfuhr. Es ist aber auch der 90. Todestag der Erzherzogin Stefanie und ihre Nachkommen haben bereits ihr Kommen zugesagt.

Clemens Anton Klug ist promovierter Musikwissenschaftler und seit 3 Jahren Intendant von AIMS in Graz

Welche Jubiläen werden noch gefeiert?

Zum 50. Todestag von Robert Stolz gibt es am 7. August eine Operettengala auf den Kasematten und zum 150. Todestag von Georges Bizet eröffnen wir am 17. Juli unseren heurigen Konzertreigen mit einem Galakonzert, das Helene Breisach moderiert. Zusätzlich gibt es eine ganze Reihe an Konzerten bei freiem Eintritt, vom Kinderkonzert im Salon Stolz, über die beliebten Spiritual Konzerte zu Lieder- und Arienabenden mit Klavier. Wer sich in netter Runde einen fröhlichen Abend samt Kulinarik gönnen möchte, ist herzlich in den Kammermusiksaal eingeladen, wo wir zweimal Musik und Spezialitäten aus dem Süden offerieren. Und zum allerersten Mal geben wir ein Opernkonzert mit Orgelbegleitung in der Grazer Stadtpfarrkirche. 

Hinter den 40 öffentlichen Veranstaltungen steht ja ein viel größeres päda­gogisches Angebot.

Jeder Teilnehmer von AIMS hat wöchentlich zwei Gesangstunden und zwei Coachings mit einem Pianisten, dazu Schauspiel- und Sprachunterricht und vieles mehr. Multipliziert man das mit der Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, kommen wir auf ungefähr 1.000 Unterrichtsstunden in der Woche. Das ist schon eine logistische Herausforderung. Zusätzlich haben wir unsere öffentlichen Meisterkurse: Rolando Villazón kommt am 30. Juli wieder, ebenso Malcolm Martineau, der gerade Elīna Garanča im Musikverein begleitet hat. Und Linda Watson – seit vielen Jahren ein gerngesehener Gast bei AIMS –, die ja die Gesangslehrerin des Songcontest-Gewinners Johannes Pietsch alias JJ ist.

Rolando Villazón wird am 30. Juli eine Meisterklasse halten
Foto: AIMS in Graz

Hat die aktuelle politische Situation eine Auswirkung auf AIMS?

Natürlich. Kulturschaffende sind generell eher nicht im Lager der Republikaner zu finden. Da unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus fast 30 Ländern kommen und davon viele in Amerika studieren, fürchten manche, nach einem Aufenthalt in Europa im Herbst nicht wieder in die USA einreisen zu können. Ebenso sind amerikanische Universitäten momentan mit der Vergabe von Stipendien zurückhaltend, weil sie nicht wissen, wie sich die Unterstützung durch die amerikanische Regierung entwickeln wird. Es spricht also durchaus für die Qualität unseres Programmes, dass wir trotzdem ausgebucht sind. Es scheint es also wert zu sein, trotz dieser Unsicherheiten zu AIMS nach Graz zu kommen.

Sie sind heuer seit drei Jahren Intendant von AIMS in Graz. Was sind Ihre größten Herausforderungen?

Unser Team ist überschaubar: Generaldirektorin Sarah Halley und Program Director Theresa Ruperd sind das Jahr über in den USA. Das heißt: Wir sehen uns, abseits des Sommers, nie persönlich. Aber wir können einander zu 100% vertrauen und wissen genau, wer was tut, und jeder hat seine bzw. ihre Zuständigkeiten. Vieles kann aber erst im letzten Moment organisiert werden, wenn wir die genaue Anzahl der Teilnehmer kennen. Ich muss mich um Visa­anträge genauso kümmern wie um die Organisation der Konzertsäle, des Notenmaterials und der Busse, Autos und sonstigen Transporte. Wir lassen in diesen sechs Wochen rund 1,2 Millionen Euro in Graz und der Steiermark und sorgen für 10.000 Nächtigungen in der Tourismusbilanz.

Rund 100 junge Menschen kommen aus mehr als 30 Ländern in die Steiermark, wo sie bei AIMS ihre sängerische Ausbildung vervollkommnen
Foto: Gerhard Hirl

Wie wird AIMS in Graz wahrgenommen?

AIMS hat ja das in den 1970er Jahren berüchtigte Kultur-Sommerloch geschlossen. Danach war es aber so, dass die Konzerte als alljährliche Selbstverständlichkeit nicht mehr die ganz große Beachtung in Graz fanden. Die Grazerinnen und Grazer sehen uns jetzt (wieder) als einen fröhlichen Kulturbotschafter und ich merke, wie viele im letzten Jahr zu unseren Konzerten zurückgekommen sind. Wir hatten 2024 den größten Umsatz an Kartenverkäufen seit Anbeginn. Wir dürfen nicht vergessen, dass bei AIMS viele echte Opernstars von morgen zu erleben sind. Man konnte in der vergangenen Saison die Namen von rund einem Dutzend ehemaliger AIMS-Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Besetzungszetteln der MET in New York finden. Ich bin mit vielen von ihnen in Kontakt und eigentlich sagen alle, wie sehr sie AIMS in Graz zu Dank verpflichtet sind und ohne uns nicht diese großen Karrieren gemacht hätten.

www.aimsgraz.at