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Klängen und ihrer Geschichte Raum geben

Choreografin und Tänzerin Mareike Franz wird in der Barockoper Das verwunschene Glück in Eg-genberg zu erleben sein Foto: Nikola Milatovic

Besondere Erlebnisse zum 40-Jahr-Jubiläum: Die steirischen Festspiele Styriarte verschreiben sich von 19. Juni bis 20. Juli unter dem Motto „RAUM & KLANG“ der Erkundung aufregender und vielfältiger Räume in Graz und der Steiermark.

Ein „Festival im Festival“ findet heuer in Schloss Eggenberg statt, welches 2025 seinen 400. Geburtstag feiert. Die Steiermark Schau des Landes macht deshalb das Schloss zum Thema und auch die Styriarte bereitet ein musikalisches Programm, das in vielerlei Musiken und Geschichten das Wirken der Eggenberger in den dafür perfekten Räumen in Klang setzt. DER historische Anknüpfungspunkt dafür ist die Hochzeit Kaiser Leopolds I. mit Claudia Felizitas von Tirol im Jahre 1673, die das Schloss Eggenberg für Wochen spektakulär ins Zentrum der Weltgeschichte rückte. Antonio Draghi komponierte hierfür eine Ballettoper, die auch die Intrigen im Vorfeld der Vermählung mitverarbeitete und so einen amüsanten Blick auf die Umtriebe der Zeit gewährt. Michael Hell und sein Ārt House 17 bringen dieses Opernjuwel in Das verwunschene Glück von 21. bis 23. Juni gemeinsam mit einer illustren Sänger*innenschar und unter der Choreografie von Mareike Franz in den Eggenberger Planetensaal.

Treppauf, treppab heißt es wieder im Palais Attems mit Haushofmeister Hippolyt (Matthias Ohner)
Foto: Nikola Milatovic

Der steirische Escorial

Die Eggenberger waren auch Mäzene und mitunter wurde hier Musikgeschichte geschrieben. Daran erinnert auch die Styriarte. Heinrich Schütz widmete Hans Ulrich von Eggenberg seine Cantiones Sacrae. Die Grande Dame der Alten Musik, Emma Kirkby, wird diese mit der neu gegründeten Ini­tiative Palais Attems Vokalakademie einstudieren und mit Michael Hell und Ārt House 17 am 17. Juli im Minoritensaal, der dem großen Minoriten-Gönner Johann Seyfried von Eggenberg zu verdanken ist, zur Aufführung bringen. In der Hofkapelle der Eggenberger feierte der junge Heinrich Ignaz Franz Biber seine ersten Erfolge. Daran erinnert Lina Tur Bonet mit ihrer Musica Alchemica am 7. und 8. Juli im Minoritensaal mit einem zweiteiligen Konzertabend, der die ekstatischen Rosenkranz-Sonaten zum Inhalt hat. Und ein Schüler des Eggenberger Hofkapellmeisters Pignatta machte unter dem Namen Il Pignattino eine Welt-Karriere als Kastrat. Ideale Gelegenheit für Valer Sabadus, seine phänomenale Stimme in Graz zu präsentieren – diesmal in Begleitung von Lorenz Duftschmid und seinem Armonico Tributo: Der Kastrat von Eggenberg ist am 6. Juli im Planetensaal zu hören.

Hopkinson Smith kommt mit einem Lautenbuch in den Planetensaal, das 1638 einem Eggenberger
gewidmet wurde
Foto: Werner Kmetitsch

40 Jahre Styriarte

Ins Festival startet die Styriarte bereits am 19. Juni mit einem Vorspiel, in dem in den 17 Grazer Bezirken 17 Bühnen bespielt werden – inklusive Fahrradkonzert. „Alles Gute“ wünscht sie sich am 20. Juni selbst und feiert das mit einem Jubiläumskonzert: Wie im Gründungsjahr 1985 spielt Geiger Thomas Zehetmair die ersten Töne, Bachs Solopartita in d, und danach gemeinsam mit Bratschistin Ruth Killius die Soli in Mozarts Sinfonia concertante in Es. Weiters dirigiert er das Styriarte Festspiel-Orchester (SFO) bei der Jupitersinfonie und einem Auftragswerk der Styriarte an Flora Geißelbrecht. Einer der traditionellen Lieblingsräume des Festivals ist der Stefaniensaal im Congress Graz. Seine exklusive Akustik beweist er mit dem einstigen Eröffnungsprogramm des Saales aus dem November 1908. Die Grazer Domkapellmeisterin Melissa Dermastia spielt hier am 26. Juni zu Beginn an der Orgel Bachs Toccata in C und leitet dann ein Programm mit dem Schumann-Klavierkonzert und Beethovens Neunter zum krönenden Schluss. Zum zentralen Konzertsaal der Styriarte ist die Helmut List Halle geworden: Von den Kings Singers, die einen Ausflug in die Renaissance anbieten (23. Juni) über die „Dudel Diva“ Agnes Palmisano mit ihrem Schrammelorchester (24. Juni) und Austropop mit Eddie Luis und Den Gnadenlosen (29. Juni) spannt sich im Jubiläumsjahr der Bogen bis zur erschütternden Erdbeben-Messe von Antoine Brumel mit Graindelavoix oder Jordi Savalls Klangpanoramen, einmal mit Elisabethanischer Consort Musik (Das Feuer der Musen, 19. Juli) und mit einem karibisch-afrikanischen Meer der Musik, traditionell zum Styriarte-Finale (20. Juli).

Jordi Savall kommt am 19. Juli mit Elisabethanischer Consort Musik und zum traditionellen Styriarte-Finale am 20. Juli
Foto: Nikola Milatovic

Kraftquellen des Lebens

Bespielt werden auch wieder ländliche Räume. So lädt Marie-Theres Härtel etwa im Freilichtmuseum Stübing ein, bei Musikgruppen aus den neun Bundesländern an den zugehörigen Gehöften quer durch den Sound of Austria (22. Juni) zu wandern. In der Pfarrkirche Stainz, dem spirituellen Styriarte-Zentrum, dirigiert Michael Hofstetter das Styriarte Festspiel-Orchester und diesmal am 5. und 6. Juli Haydns Theresienmesse und mehr. Am 19. Juli wandert das Publikum mit einem Bläserquintett zum Pöllauer Teich, wo pastorale Musiken von Britten oder Messiaen die Raummagie In der Natur erschließen. Und am 20. Juli geht es mit dem Tiroler Spezialisten Peter Waldner auf eine Orgelreise zu barocken steirischen Orgeln rund um Pöllau. Die Grazer Stadtkrone gibt auch einige besondere Räume her: Zu zweit (!) führen Terry Wey & Ulfried Staber am 9. Juli im Mausoleum Thomas Tallisʼ 40-stimmiges Spem in alium auf, und in der momentan in Umbau befindlichen Grazer Burg wird sich am 11. Juli ein Renaissance-Fest für den Habsburgerkaiser Friedrich III. ereignen.

Zum Auftakt des Festivals gibt es am 19. Juni ein „Vorspiel“ in allen Grazer Bezirken – inklusive Fahrradkonzert
Foto: Nikola Milatovic

Attems-Saga & Kinder-Programm

Die 2024 erfolgreich eingeführte Attems-Saga bekommt am 27. und 28. Juni eine weitere Auflage. Im Palais Attems geht es wieder Treppauf, treppab, wenn das Publikum den Sticheleien von Graf und Gräfin Attems sowie Musiken von Vivaldi oder Haydn lauscht und nebenbei von der bereits bekannten Künstlertruppe unterhalten wird. Weiter geht es am 29. Juli, wenn der Attems-Clan samt Diener- und Künstlerschaft auf Landpartie nach Vorau zum Onkel ins Chorherrenstift fährt und hofft, mithilfe künstlerischer Umgarnung in Zwischen Himmel und Erde seine Zuneigung zu erwirken. Für die Kleinsten von 3 bis 6 holt Kinderzimmer-Kapitän Christoph Steiner unter dem Titel Verschwundibus am 5. und 6. Juli im Styriarte.Studio im Palais Attems beim Sitzkissenkonzert die verschwundenen Töne einer Stadt gemeinsam mit der Schwundi-Gang zurück und mit dem Ensemble Infiammabile erobert sich die Styriarte bei ihrer Mission Weltraum für 9- bis 13-Jährige am 12. Juli einen neuen Raum: die Helmut List Halle/DETROIT.    

Anna Manske singt im Palais Attems und in Vorau
Foto: Nikola Milatovic

Das gesamte Programm der Styriarte 2025 auf www.styriarte.com

Zu allen Veranstaltungen außerhalb von Graz werden von der Styriarte eigene Busse angeboten. Tickets sind auch zu sehr günstigen Konditionen erwerbbar: Junge Menschen bis 27 erhalten im Vorverkauf 50 % und an den Konzertkassen vor Ort Restplätze um 5 Euro. Weiters gibt es zwei Versionen von Restplatz-Abos (5er- oder 8er-Abo), ein Jolly-Joker-Abo sowie das Hop-on-Ticket (um 12 Euro).

Karten und Informationen: Styriarte-Kartenbüro, Sackstraße 17, 8010 Graz

www.styriarte.com