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An meinen Haaren möcht ich sterben

Das Stück mit Ute Veronika Olschnegger, Petra Pauritsch und Lisa Rohrer widmet sich einer der großen Ikonen der österreichischen (Populär-)Kultur

Sophie Reyers neues Stück im Theater im Keller widmet sich „Kaiserin“ Elisabeth. Regisseur Alexander Kropsch über popkulturelle Projektionsflächen, turbulente Gefühlswelten und Ehrlichkeit im Theater.

Interview: Wolfgang Pauker

Am 3. Februar feierte das von Ihnen inszenierte Stück über „Kaiserin“ Sisi Premiere. Welche Aspekte ihrer vielschichtigen Persönlichkeit faszinieren Sie besonders?

Das Interessante an Persönlichkeiten wie Kaiserin Elisabeth ist ihre pop-kulturelle Wirkung. Jeder glaubt, sie auf die eine oder andere Weise zu kennen und projiziert Positives und/oder Negatives – ganz nach eigenem Befinden – auf einen scheinbar realen Menschen. Lebende Pop-Ikonen können sich zumindest verbal wehren, letztlich bleiben sie aber genau wie die Toten nur eine Projektionsfläche. Jedoch wirft jede Projektionsfläche etwas zurück und darin lässt sich viel über uns selbst erfahren, viel mehr als über eine Frau, die Kaiserin wurde, ohne es angeblich zu wollen. Da setzt unsere Theaterarbeit an. In der Auseinandersetzung mit den Projektionen von uns selbst, der Autorin, den Schauspielerrinnen und natürlich auch vom Regisseur, mir. Es entsteht also ein sehr persönliches Bild dieser Ikone, die sie selbst vielleicht nie sein wollte. Zumindest legen ihre Aufzeichnungen nahe, dass sie den Rummel um sie, der ja erst nach ihrem Tod entstand, wohl nicht sehr geschätzt hätte.

Alexander Kropsch inszenierte für das Theater im Keller Sophie Reyers Stück Sisi oder: An meinen Haaren möcht ich sterben
Foto. Nicolas Galani

Eine zentrale Rolle im Stück spielen Elisabeths Tagesbuchaufzeichnungen. Wie werden diese in die Aufführung eingewoben?

Sophie Reyers Theatertext bezieht viel Inspiration aus Elisabeths Aufzeichnungen. Ihre Verehrung von Heinrich Heine, das Interesse an Shakespeare, die Identifizierung mit der Elfenkönigin Titania. Die Gedanken, die in Tagebüchern, Briefen und Gedichten festgehalten wurden, liefern den Grundstock für einen biografischen Abriss in Sophie Reyers eigenem lyrisch dramatischen Stil. Darin begibt sich die Autorin wie die Protagonistin selbst auf die Suche nach einer Seele, die sich nicht frei fühlen kann. Die zahlreichen Schicksalsschläge, wie zum Beispiel der Tod ihrer ersten Tochter Sophie, wie auch die komplexe Beziehung zu Kaiser Franz Josef können aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive natürlich nur angerissen werden. Sie sind aber Motor für eine turbulente Gefühlswelt, die wir auf die Bühne bringen wollen.

Das Leben von Sisi war von Höhen und Tiefen geprägt. Welche emotionalen Herausforderungen haben Sie während der Vorbereitung zum Stück empfunden?

Das Spannende an der Theaterarbeit ist ja immer das Einlassen auf die Emotionalität und Psyche von Personen und Figuren. Man muss nur aufpassen, wenn es sich wie in diesem Fall um eine reale Person handelt, dass man nicht behauptet, man gäbe ein akkurates Abbild ihrer Gefühle wieder. Wir können nur aus uns selbst schöpfen. Wir können immer nur unsere Emotionen auf die Bühne stellen, und wir versuchen das in dieser Inszenierung auch offen zu vermitteln. Ehrlichkeit ist im Theater immer eine Herausforderung, da man ja als Schauspieler*in gewohnt ist, so zu tun als ob. Es ist aber das, was mich interessiert.   

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