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Paper Works!

Franz West; Passstück

Papier als Medium steht im Mittelpunkt einer umfangreichen Gruppenausstellung bei Reinisch Contemporary. Werke von 21 Künstlerinnen und Künstlern zeigen, wie vielseitig Papier genutzt werden kann. Wir sprachen mit Manuela Schlossinger über das kommende Ausstellungshighlight ihrer Galerie.

Interview: Stefan Zavernik

Wie kam es zur Idee für die Ausstellung?

Bei der Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern unserer Galerie hat sich vielfach gezeigt, dass Papier für viele von ihnen ein wichtiges Trägermaterial ist. Sie nutzen es nicht nur, um Arbeiten vorzubereiten und zu skizzieren, sondern setzen sich mit diesem Material grundsätzlich auseinander. Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, eine Ausstellung zu diesem Thema zu bringen.

Was macht Papier als Material so vielseitig und reizvoll?

Papier hat den großen Vorteil, dass es nicht nur Trägermaterial sein kann, sondern auch raumgreifend zu nutzen ist. Mit Papier kann man genauso Skulpturen und Objekte herstellen, wie man darauf ein Gemälde oder eine Grafik fertigt. Das macht dieses Material für Künstlerinnen und Künstler so ungemein spannend.

Katharina Grosse

Wie hat sich die Kunstwelt in Bezug auf Papierarbeiten und die Wertschätzung dieses Mediums in den letzten Jahren verändert, und wie spiegelt sich dies in dieser Ausstellung wider?

Das ist von Künstler zu Künstler unterschiedlich. Es gibt solche, bei denen Papierarbeiten eine große Rolle spielen, wie etwa die Druckgrafiken von Arnulf Rainer oder die überdimensionalen Bilder von Herbert Brandl. Es handelt sich um eigene Werkkomplexe die nicht nebenbei entstehen, sondern ein wesentlicher Teil ihrer Werkgeschichte sind. Andere Künstler nutzen Papier, um ihre Arbeiten vorzubereiten oder damit zu experimentieren. Auch hier zeigen wir spannende Positionen.

Das gezeigte Aquarell von Herbert Brandl wirkt gigantisch. Wie groß ist es?

Es hat eine Länge von mehr als zwei Metern. Herbert Brandl gehört zu den wenigen Künstlern, die großformatige Papierarbeiten produzieren. Was wir von Herbert Brandl kennen, wenn es um seine monumentalen Gemälde auf Leinwand geht, setzt sich bei Papier fort, auch hier scheut er das große Format nicht. Die Arbeiten sind zumeist auf sehr schwerem, handgeschöpftem französischen Papier gefertigt. Dieses Material ist enorm saugfähig, Brandl arbeitet mit chinesischer Tusche und Aquarellfarben in Kombination. Die Arbeiten haben eine enorme Energie.

Herbert Brandl

Wie steht es um die Wertigkeit von Papierarbeiten im Verhältnis zu Öl oder Acrylarbeiten auf Leinwand?

Meist sind Papierarbeiten wesentlich billiger als Ölgemälde. Und so hat man als Sammler die Möglichkeit, für etwas weniger Geld großartige Arbeiten zu bekommen, die Unikate sind. Papierarbeiten gehören aus meiner Sicht auch genauso in eine gute Sammlung wie Leinwandarbeiten.

Papierarbeiten können eine Vielzahl von Formen annehmen. Könnten Sie uns etwas mehr über die Bandbreite der präsentierten Werke und Techniken erzählen?

Wir zeigen von der klassischen Grafik über Radierungen und Lithografien bis hin zu Gemälden in kleinen und großen Formaten eine bewusst große Bandbreite. Genauso präsentieren wir Objekte von Jirí Kolár, den wir immer wieder beobachten und der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzigartige Objekte aus Papier geschaffen hat. Weiters zeigen wir Arbeiten von Josef Pillhofer, welche die Entwicklungspunkte vom Entwurf bis hin zum fertigen Werk zeigen.

Levente Szuecs

Gezeigt werden Werke von 21 Künstlerinnen und Künstlern, nach welchen Kriterien wurden die Arbeiten ausgewählt?

Wir sind vom Künstlerstamm unserer Galerie ausgegangen. Die Arbeiten, die wir zeigen, sind sehr divers. Ergänzt haben wir diese Positionen mit Arbeiten von Künstlern, die wir persönlich sehr schätzen und von denen man nicht erwarten würde, dass es dermaßen starke Papierarbeiten von ihnen gibt. Zum Beispiel von Richard Serra, der für seine großen Skulpturen bekannt ist, der aber auch wunderbare Monotypen auf Papier geschaffen hat.

Gibt es eine spezielle Botschaft oder ein Thema, das die verschiedenen Werke in der Ausstellung miteinander verbindet?

Im Grunde genommen soll die Ausstellung einen guten Überblick darüber geben, was mit Papier alles möglich ist. Der alles miteinander verbindende Faktor ist die Lust der einzelnen Künstler sich mit dem Material Papier auseinanderzusetzen.

Christoph Schmidberger

Auch Positionen von Franz West werden gezeigt – was gibt es zu sehen?

Gezeigt werden Kunstplakate, die Franz West für andere Künstler, mit denen er befreundet war, gestaltet hat. Er hat diese Dinge gern gemacht, da er sich dadurch abseits von seinem eigenen Werk mit anderen Positionen und einem lachenden Auge auseinandersetzen konnte. Darüber hinaus zeigen wir sein Passstück aus Papiermaschee.

Das Motiv der Ausstellung ist ein Werk von Katharina Grosse, das in der Ausstellung gezeigt wird. Welche Idee steckt hinter der Arbeit?

Die Arbeit stammt aus einem sehr spannenden Werkzyklus. Sie wurde stark von der Graffiti-Kunst der 80er Jahre in Ostdeutschland geprägt. Die Farben und unterschiedlichen Schichten des Graffiti macht sie immer wieder zum Thema. Wir zeigen eine Papierarbeit, die überaus raumgreifend ist. Sie leuchtet jeden Raum, in dem sie hängt, komplett aus. Schon alleine diese Arbeit wird Grund genug sein, um die Ausstellung zu besuchen.

Hubert Schmalix

Könnten Sie uns noch einige Highlights aus der Ausstellung nennen, die besonders hervorstechen?

Aus meiner Sicht gibt es viele Highlights. Wirklich herausragend ist aus meiner Sicht unter anderem das Triptychon von Fritz Panzer. Es dokumentiert den Herstellungsprozess seiner Arbeiten. Die Zeichnungen im Raum und jene am Papier sind bei ihm eigentlich nicht zu trennen. Das wird eine spannende Dualität zwischen Skulptur und Papierarbeit.

Paper Works!
Eröffnung: 17.11.2023, 19 Uhr
Galerie Reinisch Hauptplatz Graz
Aussellungsdauer bis 22.12.2024

Das Team der Galerie Reinisch

www.reinisch-graz.com