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Wir Günther Domenig – Eine Korrektur

Ein verzweifelter Versuch noch zu Lebzeiten dem Denken Günther Domenigs auf die Spur zu kommen: Kunst am Bau Projekt von Dietmar Tanterl für das LKH Bruck an der Mur, 1992

Zehn Jahre nach Günther Domenigs Tod wird seinem Werk, seiner Persönlichkeit und seinem „Netzwerk“ in einer Ausstellung im kunsthaus muerz gedacht.

Der von Günther Domenig gegenüber der Öffentlichkeit inszenierten Figur eines kompromisslosen, geradezu besessenen Einzelkämpfers, der die Architekturgeschichte hinter sich lässt, seine Ideen ganz allein aus sich selbst, aus eigener Kraft und allen Widrigkeiten zum Trotz gegen eine Vielzahl an Widerständen durchzusetzen imstande war, soll in der Ausstellung Wir Günther Domenig im kunsthaus ­muerz eine andere Erzählung entgegengesetzt werden. Denn auch wenn das Wort „Wir“ im Sprachgebrauch von Günther Domenig nicht existierte, war der Künstlerarchitekt keineswegs alleine und isoliert. Günther Domenig waren viele: über seine offiziellen Büropartner Eilfried Huth, Hermann Eisenköck und Gerhard Wallner hinaus konnte er auf ein breites Netzwerk aus Unterstützer*innen (Beamt*innen, Bauherr*innen, Baumeister*innen, Sammler*innen), Kommunikator*innen (Kritiker*innen, Autor*innen, Kurator*innen), hervorragenden Bauunternehmer*innen und – vor allem – Mitarbeiter*innen setzen: in der Arbeit in den Architekturbüros ebenso wie an der TU Graz.

Spurensuche mittels Interviews

Die von Michael Zinganel kuratierte Ausstellung bietet eine fragmentarische Biografie und Werkgenese, die indirekt über die Erfahrungen und Erzählungen jener rekonstruiert wird, die zur Umsetzung der Projekte maßgeblich beigetragen haben, die von Günther Domenigs Arbeit inspiriert worden sind, sich aber auch von ihm abgewandt haben oder von ihm verstoßen wurden. „Günther Domenigs herausragendes Talent komplexe skulpturale Architekturen zu erfinden, seine Obsession zur totalen Raumbeherrschung, seine Kampfkraft diese Ideen durchzusetzen – Kollateralschäden inklusive – soll hier nicht in Frage gestellt werden“, so Zinganel.

Günther Domenig & Eilfried Huth, Wettbewerb Universität Wien, 1974
Foto: François Lauginie / Collection Frac Centre-Val de Loire

Die Schau zeigt Ereignisse und Begegnungen, die das sich wandelnde Werk beeinflusst haben, wie und mit wessen Unterstützung die einzelnen Projekte – im Sinne eines Making-of – zustande kamen und umgesetzt wurden. Während Günther Domenig gegenüber einer breiten Öffentlichkeit (bei Eröffnungen, in TV-Beiträgen und Publikationen) den rüpelhaften genialischen Rebellen zu Schau trug, der Einflüsse dritter als Infragestellung seiner genialischen Potenz zurückgewiesen hätte, zeigte er in seinen Vorlesungen im geschützten Raum der Universität ein breites visuelles Panorama an architektonischen und künstlerischen Positionen – aus der Geschichte und Gegenwart – sowie einen hohen Grad an Informiertheit und Reflexionsfähigkeit. Hier scheute er sich nicht, Inspirationen durch andere und die Beiträge seiner Mitarbeiter*innen konkret zu benennen.             

Eröffnung: Sa, 22.10.2022, 19 Uhr
Zu sehen bis 5.2.2023
Wiener Straße 35, 8680 Mürzzuschlag
www.kunsthausmuerz.at