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Das Glück liegt auf der Straße

Follow the Rabbit

„Das Glück liegt auf der Straße“ heißt es bei La Strada seit 25 Jahren. Seinen Namen hat das Straßenkunstfestival bei Federico Fellini abgeschaut. Zum Jubiläum gibt’s als Eröffnung eine Hommage an Fellini und Rota.

Text: Sigrun Karre

La Strada ist in einem Vierteljahrhundert nicht nur ordentlich gewachsen, sondern hat auch eindrücklich an Persönlichkeit gewonnen und ist, mit seiner Tendenz, die Fühler international auszustrecken und zugleich steirischen ­Nachwuchskünstler*innen Raum und Zeit einzuräumen sowie künstlerische regionale Verortungen vorzunehmen, heute sicher einer der relevanten „Motoren“ im steirischen Kulturgeschehen. Unterhaltsam, familienfreundlich, sinnlich und breitenwirksam sind viele der Programmpunkte nach wie vor, insbesondere die Community-Art-Projekte beweisen jedoch, dass Fantasie nicht die Abkehr von sozialen, gesellschaftlichen Fragen, sondern vielmehr Teil der Lösung sein muss. So wird das längerfristige, vielschichtige Projekt Signal am Dachstein noch bis 2024 den Klimawandel in seinen verschiedenen Aspekten künstlerisch erforschen. Die Arbeiten von Künstler*innen wie Stefanie Weberhofer, Christoph Szalay, Katharina Pfennich, Marie-Theres Härtel und Christoph Huber werden in Form einer Installation vom 30. Juli bis 6. August im Naturkundemuseum für Besucher*innen zugänglich gemacht. Auch das KUNSTLABOR Graz beschäftigte sich intensiv mit der Thematik: Im Klimagwandl. ist eine vielstimmige Performance ohne erhobenen Zeigefinger.

Intendant Werner Schrempf
Foto: Nikola Milatovic

Zukunft denken

In Kooperation mit dem europäischen Netzwerk IN SITU werden Kunstprojekte rund um drängende Zukunftsfragen zu Stadtentwicklung, Digitalisierung, Privatisierung von öffentlichem Raum, Entwicklung ländlicher Regionen etc. realisiert. Auch alte La-Strada-Weggefährten*innen kommen zu Besuch, etwa das Ensemble Fanfare Jo Bithume. Die Musiker*innen nehmen das Jubiläum zum Anlass für eine Re-Formation und werden u. a. am 30. Juli die Kaiserfeldgasse mit Spielfreude in eine stimmungsvolle Open-Air-Tanzfläche verwandeln. Innovatives lässt ein Projekt von Perkussionist Günter Meinhart erwarten: „Es gibt rund 400 Blaskapellen in der Steiermark, für viele Musiker*innen, so auch für mich, begann die Laufbahn in einer solchen. Mit diesem traditionellen Klangkörper wird aber nicht progressiv gearbeitet, das habe ich vermisst.“ Also hat Meinhart sich mit den beiden Komponisten Christian Tschuggnall und Raphael Meinhart (seinem Sohn) zusammengetan und sich nach Waldbach, an den Ort seiner Jugendzeit, begeben, wo neben dem Weizer Hauptplatz und dem Grazer Brauhaus Puntigam ein Konzert von 40 Blasmusiker*innen erklingen wird.

Circus Ronaldo
Foto: Joke Van Den Heuvel

Opernhaus und Tümpelspiele

Einen ersten Höhepunkt des diesjährigen Festivals gibt’s bereits bei der Eröffnung am 29. Juli in der Oper Graz zu erleben: La Melodia della Strada nennt sich das Auftragswerk, das niemand Geringerer als der Ausnahmekünstler und Grenzgänger zwischen den Genres Christian Muthspiel komponiert hat: „Neun oder zehn Monate lang habe ich mir sämtliche Filme von Fellini angesehen“, erzählt er über die intensive Vorbereitung für sein „Theaterkonzert“ als „assoziative Hommage“ an Regisseur Federico Fellini und den Komponisten Nino Rota. Ein Herzensprojekt für Muthspiel, der seinerzeit in den 1980er Jahren ins Grazer Rechbauer-Kino „gepilgert“ ist, um „DEN Fellini zu sehen“. In Analogie zu Fellinis Filmsprache wird er den „Spot“ auf einzelne Musiker*innen seines ORJAZZTRA VIENNA richten, sie so aus dem Kollektiv heraus- und wieder zurücktreten lassen. Für den dramaturgischen Teil des spannenden musikalischen Abends zeichnet Thomas Sobotka verantwortlich, der mit seinem Off-Theater-Kollektiv theater t’eig 10 Jahre lang innovatives Theater gemacht hat. Stichwort innovatives Theater: Das findet im Rahmen von La Strada z.B. auch in Form einer komisch-düsteren „Elektro-Oper“ inmitten fast archaischer Natur, nämlich am Teich im Park beim E-Werk Gösting, statt. Zur Komposition von Robert Lepenik performt das Grazer Kollektiv Follow the Rabbit unter der Regie von Simon Windisch mit Akrobatik, Schauspiel und Gesang an fünf Abenden eine Menschheitsgeschichte als Frauengeschichte, oder andersrum. Geheimtipp!                                    

Orchstre International du Vetex
Foto: Piotr Spigiel

www.lastrada.at