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Auf der Suche nach der Landschaft im Kopf

Die Kollektion der Bilder steht im Dialog mit den Naturabstraktionen von Katsushika Hokusai

Die sehr umfangreiche Schau „BILD:WIRKLICHKEIT Eine Annäherung“ im kunsthaus muerz begibt sich auf die Suche nach der Schnittstelle zwischen fertigen Bildern im Kopf und dem, was vor den Augen zu sehen ist.

Text: Lydia Bißmann

„Aktiv schauen“ lautet der Appell, den Kurator und Maler Helmut Swoboda an die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung BILD:WIRKLICHKEIT Eine Annäherung richtet. Anstelle einer Einzelschau wollte er lieber eine Ausstellung „von einem Maler für an Malerei Interessierte“ gestalten. Swobodas Arbeiten, der in Wien an der Akademie der bildenden Künste die Meisterklasse von Wolfgang Hollegha besuchte und dessen Arbeiten unter anderem auch in der Sammlung Liaunig, den Sammlungen von Stift Admont, der Neuen Galerie Graz oder dem Landesmuseum St. Pölten zu finden sind, beschäftigen sich fast durchgehend mit dem Spannungsfeld zwischen Landschaft und Abstraktion. Im kunsthaus muerz nähert er sich nun anhand sehr, sehr vieler Arbeiten von Kolleginnen und Kollegen diesem Thema an.

Helmut Swoboda wollte eine Ausstellung „von einem Maler für an Malerei Interessierte” gestalten

Neue Räume im Kopf

Ausgangspunkt für den Dialog, den die Bilder, Fotografien, Grafiken und Installation hier miteinander eingehen, sind Farbholzschnitte des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai (1760–1849). Mit seinen Darstellungen des Berg Fuji aus immer anderen Perspektiven, in denen er bewusst auf Licht- und Schatten-Modulationen verzichtete, definierte er schon vor 170 Jahren einen neuen, zeitlosen, sehr modernen Kunstbegriff. Seine Art, Räume darzustellen, beeinflusste zahlreiche Interpreten der Moderne wie Paul Gauguin, Paul Klee, Vincent van Gogh oder auch Gustav Klimt. Er selbst sah sich nicht nur als Künstler, sondern auch als „Landarbeiter“. Um das Erarbeiten von Landschaften in mehr oder weniger abstrakten Darstellungen von Herbert Brandl, Hubert Schmalix, Helmut Swoboda selbst, Max Weiler und vielen mehr geht es bei BILD:WIRKLICHKEIT. Wie definieren sich Räume, wie ist das Sichtbare, wie das Unsichtbare? Wahrnehmung oder Wissen ohne Vereinfachung ist schon rein logistisch nicht möglich. Die Ausstellung im kunsthaus muerz, die noch bis 19. Juni zu sehen ist, will aber diese Zwischenschritte des menschlichen Erkenntnisprozesses ein wenig auflösen und sanften Anstoß zu einem innerlichen Reset geben.

Monotypien von Herbert Brandl im kunsthaus muerz

BILD:WIRKLICHKEIT. Eine Annäherung

Mit Arbeiten von Michael Biberstein, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Inge Dick, Franz Gertsch, Franz Grabmayr, Alfred Graf, Katsushika Hokusai, Gerhard Kaiser, Franco Kappl, Per Kirkeby, Alex Klein, Ian McKeever, Caitlin Lonegan, Rudolf Polanszky, Rudolfine P. Rossmann, Hubert Scheibl, Adrian Schiess, Wilhelm Friedrich Schlotterbeck, Hubert Schmalix, Helmut Swoboda, Mathias Swoboda, Johann Julian Taupe, Walter Vopava, Manfred Wakolbinger und Max Weiler. LB 

BILD:WIRKLICHKEIT Eine Annäherung
Kuratiert von Helmut Swoboda und dem kunsthaus muerz
bis 19.6.2022., Do–Sa, 10–18 Uhr, So, 10–16 Uhr, Eintritt frei
kunsthaus muerz, Wiener Straße 35, 8680 Mürzzuschlag

www.kunsthausmuerz.at