Start Featureshome Eine Betrachtung aus dem „kommunistischen“ Graz

Eine Betrachtung aus dem „kommunistischen“ Graz

Alfred Haidacher und Agnes Julia Redl Foto: Wegscheidler

Alexander Kropsch inszeniert in „Bachmann in Leningrad“ mit historischen Personen zwei parallele Handlungen voller enttäuschter Hoffnungen und Poesie.

Text: Wolfgang Pauker

Noch bis zum 5. Februar gibt es die Möglichkeit, das Erfolgsstück Bachmann in Leningrad im TiK zu besuchen. Um das Jahr 1970 lässt Katharina Tiwald darin ihre Begegnung von Ingeborg Bachmann mit der russischen Dichterin Olga Berggolz, die während der Blockade von Leningrad im Radio zur Stimme der Stadt geworden war, stattfinden. Mit dabei bei diesem fiktiven Besuch sind die österreichischen Kommunisten Fritz Fuchs, ein gutmütiger, ein wenig naiver Mann, und Ernst Fischer, nach dem Krieg österreichischer Unterrichtsminister, Dichter und Journalist. Das Besondere an Alexander Kropschs Inszenierung: Er lässt Fischer als Erzähler der beiden parallel ablaufenden Begegnungen agieren, sodass dieser zwei Jahre später Genia Quittner, einer zu diesem Zeitpunkt bereits desillusioniert aus der Partei ausgetreten österreichischen Kommunistin, vom Treffen der Dichterinnen erzählt. Ein Stück vollgepackt mit Ideologie, enttäuschten Hoffnungen, aber vor allem Poesie, Dichtung und vom Schreiben als Berufung.

Alfred Haidacher, Petra Pauritsch, Gerd Alois Wildbacher und Eva Weutz (v. l.) in Bachmann in Leningrad
Foto: Wegscheidler/TiK

Der Beobachter

Ab Mitte März darf man sich auf Sabine Lorenz’ Der Beobachter freuen, einer Bearbeitung des norwegischen Kultfilms Kitchen Stories. Das Stück spielt im Schweden der 1950er Jahre, wo – um den Werbefeldzug für die moderne Küche einleiten zu können – vom Forschungsinstitut für Heim und Haushalt eingehende Studien zum Verhalten von Hausfrauen und männlichen Junggesellen vorgenommen werden. Um letztere Zielgruppe zu analysieren, bekommt Folke den kauzigen Isak zugeteilt. Doch Folke gerät auf dem schmalen Grat zwischen Beruflichem und Privatem ins Stolpern: Isak lässt sich einfach nicht objektiv beobachten und trotz Kontaktverbots entwickelt sich zwischen den beiden eine bedeutungsvolle Freundschaft. Es kommt zu Saufgelagen, Übernachtungen in fremden Betten und dem Tausch von Katzenschals. Als sich zum Ende hin die Ereignisse zuspitzen, liegen plötzlich Glück und Leid ganz nah beieinander, Schweden und Norwegen auf einer Linie und die Nerven der Protagonisten blank.

Foto: Wegscheidler/TiK

Bachmann in Leningrad
Vorstellungen noch am 3., 4., 5. Februar, jeweils 20 Uhr

Der Beobachter
Vorstellungstermine und weitere Informationen in der nächsten Ausgabe

Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz

www.tik-graz.at