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Sinnbilder unseres Zusammenlebens

Alice in Crazyland

Zwei Premieren im Theater im Keller: Auf den allerersten Online-Stream folgt mit „Lost in Communication“ die erste Produktion des Jahres – nach Möglichkeit vor Livepublikum.

Text: Wolfgang Pauker

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, und deshalb zeigt das Theater im Keller sein fertig inszeniertes und bereits mehrfach im Zuge der Lockdowns verschobenes Stück Alice in Crazyland aktuell im Online-Stream. Die Inszenierung aus der Reihe Flisar Complete, in dem das TiK in einem Langzeitprojekt sämtliche Stücke des zeitgenössischen slowenischen Erfolgsautors Evald Flisar in deutscher Sprache auf die Bühne bringen will, ist angelehnt an Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Die gesellschaftskritischen Themen, die Flisar darin behandelt, verpackt er in ein Märchen und macht die komplizierten Hintergedanken damit leicht zugänglich. Inhaltlich dreht es sich um ein hochintelligentes 12-jähriges Mädchen, das ihren Onkel als Assistentin nach Trinidad und Tobago begleiten soll. Doch ein Sturm weht die beiden auf der Anreise nach Toneronien – eine Insel, deren Bewohner alle natürlichen Ressourcen ausgebeutet haben und alles, was sie brauchen, notgedrungen aus Ton herstellen. Dieses tönerne Leben ist nur allzu zerbrechlich, denn die wichtigsten Abbauminen befinden sich unter der Hauptstadt, die einzustürzen droht. Da kommen die beiden gerade recht: Der weltberühmte Professor soll den Zusammenbruch verhindern und Alice zum jugendlichen Gesicht der Regierungspropaganda werden.

Alfred Haidacher

Doppelte Zuschreibung im TiK

Die im Online-Stream gezeigte Aufführung in der Regie von TiK-Mastermind Alfred Haidacher ist zugleich auch der Auftakt zu einer neuen Reihe, die die Vorteile der „doppelten Zuschreibung“ nutzen will. Unter Werken mit „doppelter Zuschreibung“ verstehen sich solche, die keine eindeutige Publikumsvorschreibung bedienen. Es handelt sich im Theaterbereich damit um Stücke, die durch Plot und Inszenierung sowohl einem jungen als auch einem traditionellen, älteren Kulturpublikum „zugeschrieben“ werden können. Teil dieser Reihe ist auch das nächste Stück, das im April wieder vor Live-Publikum zur Uraufführung gelangen soll: Andreas Thalers Lost in Communication. Unter der Regie von Alexander Kropsch gehen Ninja Reichert, Isabella Albrecht und Luise Marie Frank darin Fragen nach wie: Warum kommt uns unser Leben oft vor wie eine Reihe von Missverständnissen und warum beherrscht uns das Unausgesprochene so sehr, wo man doch auch meinen könnte, wir sollten uns ganz ohne Worte verstehen können? Gefühle zum Ausdruck zu bringen und anderen mitzuteilen, ist eben gar nicht so einfach. Wie das gelingt, oder wie uns das gerade nicht gelingt, damit setzt sich das Stück auseinander. Ein Sinnbild unseres Zusammenlebens, unserer Beziehungen, das sich stark zwischen den Worten bewegt und nach dem nicht Gesagten forscht.  

www.tik-graz.at