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Eintauchen in den Fluss der Zeit

Foto: Hannes Loske

Das FRida & freD hat das Coronajahr 2020, das von langen Schließungen geprägt war, für das Entwickeln neuer digitaler Formate genutzt und die beiden Ausstellungen zum Thema „Zeit“ in die zweite Runde geschickt.

Text: Wolfgang Pauker

Seit rund einem Jahr stellt uns die Covid-19-Pandemie nun schon vor große Herausforderungen – und wird es wohl auch noch eine Zeit lang tun. Doch was ist eigentlich Zeit? Diese abstrakte, weder sicht- noch greifbare Sache, die, wenn sie einmal vergangen ist, niemals wiederkehrt? Fakt ist, dass sie uns Menschen nicht unendlich zur Verfügung steht. Umso mehr sollte man lernen, damit umzugehen – und zwar so früh wie möglich. Denn die Zeit läuft!

Zeitlose Schauen in Verlängerung

Auch wenn die Uhren 2020 gefühlt anders tickten als gewohnt, so bahnt sich langsam wieder Normalität an. Im FRida & freD beispielsweise, wo die beiden Schauen Das kleine Städtchen Jederzeit (für Kinder von 3 bis 7 Jahren) und Der Uhr auf der Spur (ab 8 Jahren) seit gut einem Monat wieder besucht werden können und auch bis Ende Februar 2022 verlängert wurden – wodurch es heuer zu keiner weiteren Schließzeit aufgrund eines Ausstellungsumbaus kommt. „Wir freuen uns, den Kindern endlich wieder eine aufregende Ablenkung im Corona­alltag bieten zu können“, sagt Jörg Ehtreiber, Geschäftsführer und Intendant des Grazer Kindermuseums, in dem die beiden interaktiven Schauen – ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung und entwickelt in Kooperation mit dem Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim – in unserer schnelllebigen Zeit weiterhin die Möglichkeit bieten, innezuhalten und sich mit diesem komplexen Thema auseinanderzusetzen.

In der Ausstellung „Der Uhr auf der Spur“ tauchen die Forscherinnen und Forscher in eine große Zeit-Expedition ein
Foto: Hannes Loske

Hierfür nähern sich die beiden Schauen auf über 600 m² Ausstellungsfläche auf zwei Geschoßen dem Thema auf unterschiedliche Weise an und laden das junge Museumspublikum in bewährter Manier dazu ein, mit den Exponaten in Kontakt zu treten. Der abstrakte Begriff „Zeit“ ist dabei in Geschichten verpackt, die von Menschen erzählt werden, und in Handlungen eingefangen, die der Zielgruppe geläufig sind. So kann Zeit sichtbar und der Umgang mit ihr auch den jungen Besucherinnen und Besuchern vertraut gemacht werden.

Besucht werden kann das Grazer Kindermuseum während eineinhalbstündiger Time Slots, die unter www.fridaundfred.at reserviert werden können
Foto: Hannes Loske

Wer hat an der Uhr gedreht?

In der Mitmach-Ausstellung Das kleine Städtchen Jederzeit wird anschaulich vermittelt, dass Zeit zwar überall ist, sie aber jeder für sich selbst erfahren muss. Sie versteckt sich an den unterschiedlichsten Stellen: im Weltraum, im Körper, in der Kunst, der Natur, der Vergangenheit und der Zukunft. Um das herauszufinden, steckt die Schau voller Abenteuer, durch welche Kinder ein Gefühl entwickeln können, mit ihr umzugehen und sich mit ihr nach Lust und Laune zu beschäftigen. Das passiert konkret am Beispiel verschiedener Berufe, mittels derer Kinder verstehen, wie vielfältig sie eigentlich ist. In jedem Ausstellungsbereich hängen Uhren, die der Zeit in dem jeweiligen Berufsbild entsprechen – so geht der Zeiger beim Dirigenten etwa im ¾-Takt, während er sich bei der Archäologin gegen den Uhrzeigersinn dreht. Pro Beruf und Station wird detailliert auf einen bestimmten Zeit­aspekt eingegangen, beim Gärtner die Jahreszeiten, beim Fischer die Geduld oder bei der Wetterexpertin die Zukunft.

Foto: Hannes Loske

Der rote Faden, der sich durch die zweite Ausstellung Der Uhr auf der Spur zieht, ist eine große Zeit-Expedition. Die jungen Forscherinnen und Forscher besuchen verschiedene Orte – vom Urwald bis zum Raumschiff – und lernen unterschiedliche Menschen kennen – von der Laborantin bis zum Uhrmacher. So bemerken sie die Diversität des Themas, das sich in der Natur, der Kultur und den physischen Menschen betreffend unterscheidet. Um herauszufinden, was Zeit ist, begegnen sie auch verschiedenen Sichtweisen, springen von einem Gedankenexperiment zum nächsten und erarbeiten sich im eigenen Tun und Handeln die Themen, die so vielseitig sind wie die Antworten auf die aufgeworfenen Fragen. Zum Abschluss des Ausstellungsbesuchs erhalten sie eine persönliche U(h)rkunde mit im Zuge der Expedition selbst angefertigten Fotos.

In der Schau „Das kleine Städtchen Jederzeit“ lernen Kinder, dass Zeit zwar überall ist, sie aber jeder für sich selbst erfahren muss
Foto: Hannes Loske

Auch im Forschungslabor (für Kinder ab 8 Jahren) dreht sich alles um das Thema Zeit: Die neugierigen Köpfe begeben sich auf eine Reise in die unendlichen Weiten des Universums und suchen nach Antworten auf Fragen zu Planeten, Raketen, Umlaufbahnen und werden an unterschiedlichen Stationen selbst aktiv.

Im Forschungslabor geht es auf eine Reise in die unendlichen Weiten des Universums
Foto: Hannes Loske

Museum in Zeiten der Pandemie

Das lange Warten auf die Wiedereröffnung nach dem Lockdown wurde vom Team des Kindermuseums sowohl für umfassende Schutz- und Hygienekonzepte wie auch das Entwickeln neuer digitaler Formate genutzt. Um einen absolut sorgenfreien Besuch für die gesamte Familie zu gewährleisten, wurde etwa ein Online-Buchungssystem installiert, mittels dem man sich auf der Homepage des Grazer Kindermuseums (www.fridaundfred.at) vorab einen eineinhalbstündigen Time Slot (Zeitfenster) für den Besuch reservieren muss, sodass sich nie zu viele Personen gleichzeitig in den Ausstellungen befinden. Ab 14-Jährige besuchen das Kindermuseum mit einer FFP2-Maske, ab dem 6. Geburtstag reicht ein Mund-Nasen-Schutz und Kinder unter 6 Jahren sind von der Maskenpflicht befreit. Zwischen den Time Slots wird das FRida & freD umfassend desinfiziert.

Foto: Hannes Loske

Rahmenprogramme und Theatervorstellungen im Knopftheater finden zurzeit nicht statt. Dafür hat sich das Kindermuseum in den digitalen Raum erweitert und neue Formate etabliert. Das Besondere daran: Die Besucherinnen und Besucher waren nicht nur dabei, sondern konnten aktiv in das Geschehen eingreifen. Stattgefunden haben interaktive Theaterstücke, Workshops und Expertengespräche. Neben diesen wechselseitigen Tätigkeiten wurden die Theaterhungrigen auch mit exklusiven ­Online-Streams versorgt und weitere Formate auf Schiene gebracht, die auch nach der von Covid-19 geprägten Zeit beibehalten werden sollen. Neu sind etwa die monatlichen LIVE-TALKS zu Elternthemen auf Facebook (sie haben bisher 3-mal stattgefunden) und die „FRida & freD-AusZEIT“ auf YouTube (https://youtu.be/53kCMuTVjtI), ein viertelstündiges Yogaformat für Kinder und Familien, das thematisch ebenfalls an den Zeit-Themen der Ausstellungen andockt.

Ein architektonisches Juwel: Das Grazer Kindermuseum FRida & freD am Rande des Grazer Augartens
Foto: Harry Schiffer

FRida & freD – Das Grazer Kindermuseum
Öffnungszeiten: Mo–So 10–17 Uhr, Di immer geschlossen
Friedrichgasse 34, 8010 Graz

www.fridaundfred.at