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TiK: „Hasta la vista, Muchachos!“

Nach dem mehr als gelungenen Sommerstück 2019 „Adios, ­Muchachos!“ von Michael Weger legt das Theater im Keller heuer nach und präsentiert im Hof des Landesarchivs die brisant-komische Fortsetzung des Erfolgsstücks.

Text: Bettina Leitner

Als eine Glorifizierung des Machotums kann man auch die Fortsetzung Hasta la vista, Muchachos! des letztjährigen Sommer­stückes wohl kaum bezeichnen, zumal die beiden Obermachos Norbert und Karl-Egon auch in diesem Stück wieder an ihrer „pragmatischen“ Einstellung zu Frauen und ihrem eigenen Charakter scheitern: Enttäuscht von der Frauenwelt haben sie beschlossen, schwul zu werden. Da das mit dem Schwul-Sein doch nicht so einfach ist, versuchen sie – vorzugsweise nachts – Lösungen zu finden: „Wollen wir doch heiraten? Heiraten, gut gegen Sex!“ Aber auch das scheint nicht des Rätsels Lösung zu sein, genauso wenig wie Norberts verzweifeltes Hilfsangebot, den Notstand seines Partners beheben zu wollen: „Jetzt spreiz dich doch nicht so. Seit Tagen überlege ich mir, den Escortservice anzurufen – als Alternative für deine Antidepressiva. Vielleicht fehlt dir einfach nur Sex.“ Als ihr Plan im Begriff ist zu scheitern, beschließen die beiden Testosteronbomben, sich wieder eine Frau ins Haus zu holen, denn schließlich müsse ihre Bleibe wieder einmal ordentlich geputzt werden. Aber um sicherzugehen, dass die Frau ihre Beziehung nicht noch weiter auf die Probe stellt, soll erstmal eine mit Schleier verhüllte Putzfrau her. Dass sich diese als absolut emanzipierte Frau erweist, selbstbewusst mit den Klischees spielt und die beiden Versager für ihre intriganten Zwecke verwendet, lässt Norbert und Karl-Egon auf erbärmliche Art definitiv scheitern. Doch es kommt noch schlimmer …

Cis, Trans und Religion

Auf den ersten Blick wirkt die Themenwahl etwas gewagt, aber Michael Weger, der zudem auch als Persönlichkeitstrainer arbeitet, greift die Thematiken bewusst auf. „Nicht die Homosexualität ist das Problem, sondern wie sich die beiden Machos diese vorstellen. Schwul zu werden aus Frauenhass heraus, sozusagen als trotzige Alternative, kann nicht funktionieren. Schwul wird man nicht, schwul ist man“, betont Alfred Haidacher, künstlerischer Leiter des TiK. Das Stück soll aufzeigen, wie stark und unreflektiert sich Klischees in den Köpfen der Menschen eingebrannt haben, was besonders anhand der beiden Männer ad absurdum geführt wird, da diese eigentlich Homosexuellen gegenüber überhaupt nicht tolerant sind. Auch das personifizierte Klischee einer Muslima lässt der Autor bewusst auftreten, um damit zu spielen. „Die Frau, die sich die beiden Frauenhasser ins Haus holen, gibt sich als Muslima aus, ohne dass sie eine ist, denn genau vor so einem Typ Frau mit acht Brüdern – so das Klischee – haben die Männer Angst“, so Haidacher. Das Thea­ter im Keller nutzt in diesem, extra für das TiK adaptierten Stück die Möglichkeit, diese Klischees auf spritzig-lustige Weise aufzubrechen und dem Publikum an manchen Stellen vielleicht sogar einen Spiegel vorzusetzen. Es fühle sich ertappt, wer möchte …

Premiere „Die Vertriebenen“

Nach dem heurigen Sommerstück, welches im August das Publikum erfrischt, soll Ende September H. C. Artmanns Erlaubent, Schas sehr heiß bitte! wieder aufgenommen werden, da die Aufführungsreihe aufgrund der Corona-Pandemie nach der Hälfte abgebrochen werden musste. Freuen darf man sich auch auf die Premiere von Die Vertriebenen, die am 18. Oktober in einer Privatwohnung zur Aufführung kommen wird. Für den November ist außerdem der Start einer neuen Linie geplant: Evald Flisars ökologische Farce Alice in Crazyland, in der aktuelle Bedrohungen thematisiert, aber zugleich auch märchenhaft und mit viel Humor ausgestaltet werden. Ein Programm für Jung und Alt.      

Premiere: Do, 6.8.2020 um 20 Uhr

Weitere Vorstellungen: Fr, 7.8., Mo, 10.8., Di, 11.8., Mi, 12.8., Do, 13.8., Fr, 14.8., Sa, 15.8., Di, 18.8., Mi, 19.8., Do, 20.8., Fr, 21.8., Sa, 22.8., Di, 25.8., Mi, 26.8., Do, 27.8., Fr, 28.8. und Sa, 29.8.2020 ­jeweils um 20 Uhr

Hof des Steiermärkischen Landesarchivs, Karmeliterplatz

Tickets unter 0664 973 31 84 oder auf www.tik-graz.at