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Tradition trifft auf Innovation beim internationalen Musikfest ARSONORE

Foto: Hannes Loske

Martin Gölles, Generaldirektor der HYPO Steiermark, und ­Markus ­Schirmer, künstlerischer Leiter des internationalen Musikfestes ­ARSONORE, im Gespräch über Vertrauen in einer Kulturpartnerschaft, Mut zu neuem Denken und den Weg zum Erfolg.

Text: Wolfgang Pauker

ARSONORE ist die jüngste von zahlreichen Kulturpartnerschaften im Portfolio der HYPO Steiermark. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Martin Gölles: Die HYPO Steiermark war offen für eine zusätzliche Kulturpartnerschaft und es war klar, dass es ein Projekt sein muss, dem wir zu 100% vertrauen. Gemacht von jemandem, der, wenn er etwas Neues beginnt, es auch durchzieht – und zwar mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Hier ist schnell der Name Markus Schirmer gefallen, der aufgrund seiner Expertise und seiner Lehrbeauftragung an der Kunstuniversität Graz prädestiniert ist, eine neue Bühne zu erschließen. Eine Bühne vor einem Publikum, das groß und erfahren ist und dem man etwas bieten möchte, das herausragend ist. Und die Kombination aus vielversprechenden Talenten und arrivierten Musikern im außergewöhnlichen Ambiente ist wahrlich etwas Besonderes.

Das Festival ist ein mutiger Mix aus Tradition und Innovation. Wie schwierig war es zu Beginn der Partnerschaft, sich zu finden?

Martin Gölles: Ich kann mich noch gut an das erste Gespräch erinnern, wo wir uns ganz klar der Schwierigkeit dieser Thematik bewusst waren. Die Eggenberger Schlosskonzerte als Vorgänger wurden auch deshalb eingestellt, weil das Besondere, das Exquisite, das Einzigartige fehlte. Markus Schirmer hat uns mit seinem mutigen Konzept aber rasch überzeugt. Vertrauen war hier sicherlich ein wichtiger Faktor und bis heute habe ich noch keine Sekunde bereut.

Markus Schirmer: Einen Sponsor zu haben, der finanziell unterstützt, ist die eine Sache. In der Beziehung zur HYPO Steiermark als Hauptsponsor geht es aber um viel mehr. Deshalb gefällt mir auch das Wort Kulturpartnerschaft so gut, weil es auf den Punkt bringt, dass man nicht nur in monetären Dimensionen denkt. In dieser Partnerschaft ist man zu gleichen Teilen daran beteiligt, etwas Nachhaltiges aufzubauen und etwas zu präsentieren, das einem etwas wert ist. Nur wenn das zu gleichen Teilen erkannt wird, kann etwas wachsen, etwas entstehen, etwas aufblühen. Dieser Begriff des Wertes, der für ein Bankhaus ja geradezu der wichtigste Begriff überhaupt ist, lässt sich mühelos übertragen auf ARSONORE.

Martin Gölles: Die erste Ausgabe 2015 war natürlich besonders spannend, weil nicht klar war, wie dieses einzigartige Festivalformat angenommen wird. Denn die Akzeptanz des Publikums kann man natürlich nie vorausplanen. Aber wir haben in unserem Haus ja schon eine beträchtliche Anzahl an Partnerschaften, auch und vor allem im Bereich der Kultur – wie beispielsweise mit dem Meistercellisten Friedrich Kleinhapl oder mit der ­styrianARTfoundation in der bildenden Kunst – und sie alle haben einen langfristigen Charakter. Ganz einfach deshalb, weil wir, wenn wir uns für etwas entschieden haben, es auch wirklich von A bis Z mitbegleiten wollen.

Martin Gölles und Markus Schirmer bereiten die Bühne für aufstrebende Talente und internationale Größen beim Musikfest ARSONORE
Foto: Hannes Loske

Erlaubt ein solches Grundvertrauen eine noch mutigere Herangehensweise in künstlerischen Belangen?

Markus Schirmer: Natürlich! Die Eggenberger Schlosskonzerte existierten immerhin fast 45 Jahre und sind immer unter demselben Muster abgelaufen. Aber diese durchaus renommierte Konzert­serie hat irgendwann die Veränderungen der Zeit nicht mehr erkannt, und wenn man den Fokus nicht ständig darauf legt, Dinge auch immer wieder neu zu denken, dann verpasst man den Anschluss. Und genau das habe ich versucht zu tun: die Eggenberger Schlosskonzerte völlig neu zu denken. Natürlich auch mit mutigen Zugängen, denn wir haben schließlich fast alles verändert. Es war ein Wagnis, und ein Sponsor, der kulturell nicht so interessiert ist, wäre vielleicht, wenn sich nicht gleich der gewünschte Erfolg einstellt, auch wieder abgesprungen. Aber das ist eben das Großartige an dieser Partnerschaft, denn sie gab von Anfang an die Sicherheit, dass sich das Festival entwickeln kann. Weil so etwas eben eine Anlaufphase braucht.

Martin Gölles: Dieser Entwicklungsprozess ist normal und wenn man sich zu einer langfristigen Zusammenarbeit entschließt, dann ist er auch gut so. Man kann das durchaus mit dem Daily Business eines Bankhauses vergleichen: Nehmen wir beispielsweise die Kreditvergabe als eines unserer Geschäftsfelder – hier geht es auch darum, einer Idee zu vertrauen. Wenn diese am Anfang vielleicht nicht so läuft, wie es am Papier steht, dann ist eine Partnerschaft davon geprägt, auch die Adaption zuzulassen. Wichtig ist das Grundvertrauen, auch durch schwierige Phasen zu gehen. Ich habe gerade im Bankgeschäft gelernt, dass es Nachhaltigkeit, Wertschätzung, Vertrauen und auch ein gewisses Maß an Mut braucht – und wenn man diese Eigenschaften auf eine Kulturpartnerschaft umlegt, dann findet man sie in der Partnerschaft mit ­ARSONORE auf alle Fälle. Wichtig – und das hat von Anfang an gepasst – war die musikalische Qualität. Auch das Feedback des Publikums war von Beginn an positiv, weil ­ARSONORE eben besonders ist, weil es einzigartig ist und weil es ein Festival ist, wie es so noch nicht existiert hat.

Markus Schirmer: Was wir hier gemeinsam kreieren konnten, ist sehr speziell. Das wird mir bei meinen Teilnahmen als Musiker bei anderen Festivals immer mehr bewusst. Hier ziehen alle – von der Veranstaltungsorganisation rund um Werner Schrempf, der Kunstuniversität, dem ORF und der HYPO Steiermark als Kulturpartner – gemeinsam mit mir als künstlerischem Leiter an einem Strang.

Sie erwähnten den Faktor Publikum. Wie hat es dieses neuartige Festivalformat angenommen?

Markus Schirmer: Wir sind einen Weg gegangen, in dem wir uns ein Publikum quasi anerzogen haben – auch wenn das jetzt nicht so schön klingt. Aber gemeint ist damit ein Publikum, das uns auf unserem Weg folgt, neugierig ist und sich gerne überraschen lässt. Das war am Anfang naturgemäß ungewöhnlich, weil wir eben nicht nur die bekannten Faserschmeichler spielen. Das tun wir zwar auch, aber wir setzen immer einen Kontrast dazu. Und genau dann wird es spannend. Für die Musiker wie für das Publikum.

Martin Gölles: Ich erlebe immer wieder, dass die Konzerte und die Veranstaltungen für unsere Kunden, die wir parallel dazu veranstalten, zu Gesprächen ­führen. Und ich möchte an dieser Stelle auch ganz klar betonen: Es muss nicht immer allen alles gefallen! Ich bin überzeugt davon, dass Kritik etwas Positives beinhalten kann, wenn sie fundiert ist und man sie weiterverfolgen kann. Und diese Kritikfähigkeit ist etwas, das uns in der Gesellschaft auch guttut. Weg vom klassischen Konsumieren, wo man es sich nur bequem macht und etwas, das man schon gehört hat, immer wieder hört. Hin zum Sich-Erarbeiten von Themen, indem man von bekannten Komponisten etwas ganz Neues hört. Hier ist es spannend zu beobachten, wie begeistert die Menschen das mittragen und auch Experimente eingehen mit Stücken, die sie vielleicht überhaupt noch nie gehört haben. Denn wir wollen Entwicklungsarbeit im positiven Sinne leisten und überraschen. Indem man Dinge anders macht, als man es gewohnt ist. Und das betrifft sowohl die Kunst als auch das Bankgeschäft.

V. l.: Bernhard Türk (Vorstandsdirektor HYPO Steiermark), Werner Schrempf (Festivaldirektion ARSONORE), Markus Schirmer (künstlerische Leitung ARSONORE) und Martin Gölles (Generaldirektor HYPO Steiermark)
Foto: Hannes Loske

Das Festival ist mittlerweile erwachsen geworden. Auf was darf man heuer gespannt sein?

Markus Schirmer: ARSONORE ist ein Musikfest der Überraschungen und wir werden heuer auch ein bisschen in diese Richtung gehen. Denn es ist ganz wichtig für den klassischen Musikbetrieb zu überraschen. Damit wollen wir in weiterer Folge neues und auch jüngeres Publikum gewinnen und die Musik in ihrer Natürlichkeit erlebbar machen. Ganz ohne Scheuklappen und ohne Schwellenangst.

Martin Gölles: Ich wäre ehrlich gesagt enttäuscht, wenn ich im Programm von ARSONORE nicht immer Überraschungen erleben würde, denn genau das war ja stets der Anspruch. Wenn ich Klassik-Konzerte erleben will, wie man sie überall erleben kann, muss ich nur in die großen Häuser gehen und dort höre ich Dinge, die ich bereits kenne. Da wird dann aber irgendwann die Geschichte der Kunst aufhören, sich zu entwickeln. Sie wird stagnieren. Und deshalb ist es so wichtig, ein Programm zu machen, in dem verschiedene Disziplinen wie Literatur und bildende Kunst mit Klassik verwoben und neue Stücke präsentiert werden. Von aufstrebenden Talenten in Kombination mit den Stars der Szene. Und da vertraue ich auf Markus Schirmer, dass er weiß, was er dem Publikum zumuten kann. Der Gradmesser ist immer das Lächeln im Gesicht der Besucher und der frenetische Applaus im Anschluss an die Konzerte. Da lügt das Publikum nicht.

Neben dem Publikum profitieren besonders auch die jungen Musiker …

Markus Schirmer: Die Qualität der jungen Musiker ist unglaublich und das sieht auch jeder, der das Festival besucht. Gerade die Preisträgerinnen und Preisträger, die von der Kunstuniversität kommen und im Zuge von ARSONORE mit arrivierten Musikern gemeinsam konzertieren, haben absolutes Spitzenniveau. Diese Tatsache dem Publikum zu präsentieren, ist eine der Hauptaufgaben des Festivals, denn es ist unglaublich wichtig, jungen Ausnahmetalenten ein entsprechendes Podium zu bieten, um sich zu präsentieren. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und laden Weltstars ein, um diese mit den jungen Menschen zusammenzuspannen. Hier kommt auch wieder der Vorteil dieser Kulturpartnerschaft zum Tragen, denn die HYPO Steiermark ist ein Partner, der Ungewöhnliches und Überraschendes nicht nur toleriert, sondern forciert, jungen Leuten gegenüber aufgeschlossen ist und die Weitsicht besitzt, dass auch Spitzentalente einmal eine erste große Bühne betreten müssen, bevor sie selbst zu Stars werden können.

Martin Gölles: Wir leben in der Steiermark in einem Land, das von der Kultur geprägt ist. Wir haben in Graz eine Musikuniversität, die von absolut internationalem Format ist. Und was wären wir für eine Gesellschaft, wenn wir unsere Talente nicht fördern würden? Ich sehe das ganz klar als unseren Auftrag, als ein Bekenntnis zur Kultur in einem Land, das für Kultur steht.

Markus Schirmer: Auch wir Künstler, die schon lange auf der Bühne stehen, sind immer wieder inspiriert von der Frische und der Unmittelbarkeit, vom neuen Zugang zu Meisterwerken, den junge Menschen haben. Von diesem klanglichen Austausch können alle lernen und profitieren. Das ist befruchtend in alle Richtungen. Die Älteren lernen von der Frische der Jungen und die Jungen von der Erfahrung der Älteren. Und das Publikum lernt natürlich auch, weil es dieses Wache und Lebendige sofort mitbekommt.  

ARSONORE

Internationales Musikfest Schloss Eggenberg Graz

In ARSONORE treffen herausragende Musikerinnen und Musiker der internationalen Klassikszene auf vielversprechende Nachwuchskünstler aus aller Welt, die in der Kunstuniversität Graz eine Heimat gefunden haben. Es gilt, die großen Talente in den internationalen Musikbetrieb einzubinden und die Möglichkeit zu eröffnen, mit den Besten ihres Fachs zusammenzuarbeiten. Außergewöhnliche Spielorte wie der Planetensaal des Schlosses Eggenberg oder die Helmut-List-Halle bilden die Bühne für einmalige Konzerterlebnisse. Die HYPO Steiermark begleitet das Festival seit Anbeginn als Hauptsponsor.

9.–13. September 2020 (vorbehaltlich behördlicher Verordnungen)

www.arsonore.at