Start Kunst & Kultur „Das Publikum ist der Traumdeuter des Traumes eines anderen!“

„Das Publikum ist der Traumdeuter des Traumes eines anderen!“

Mit „Siedende Gehirne“ präsentiert das Theater im Keller das erste große Stück der neuen Saison und schreibt damit die erfolgreiche Reihe „Classics in the Basement“ fort.

Kaum zu glauben, dass die Phrase „siedende Gehirne“ aus der Feder des wohl bedeutendsten englischen Poeten stammt. „Lovers and madman have such seething brains“, steht es in Shakespeares Sommernachtstraum geschrieben und genau diese Wendung inspirierte Günter Eichberger für seine neue dichterische Komödie, eine ­Dekomposition des englischen Klassikers, welche er speziell für das Theater im Keller geschrieben hat. „Dabei ist das Publikum der Traumdeuter eines Traumes eines anderen“, erklärt Alfred Haidacher, künstlerischer Leiter und selbst Schauspieler am TiK. „Es ist der Traum eines Menschen, der aus sich selbst heraus seine Sehnsüchte, Wünsche und Beziehungsvorstellungen imaginiert. Dabei wächst das geistige Gebrodel sukzessive an, steigt zum Höhepunkt und fällt schließlich rapide wieder ab“, fährt Haidacher fort. Zwei Darsteller alias zehn Personen spielen in und mit den Gedanken einer einzigen, drehen und wenden sie, bis schließlich alles in der Frage gipfelt „Und wenn da niemand wäre?“. Daran entzündet sich die gesamte Handlung, dadurch kochen die Ideen auf und das Gehirn beginnt zu „sieden“.

Traum und Wirklichkeit

Durch das gedankliche Gebrodel verschmelzen Illusion und Wirklichkeit zu einer neuen Wahrheit; einer geistigen Realität im Gehirn des Träumenden. „Das, was die Zuschauer als Träumende erleben, ist real und irreal zugleich; es ist nicht fassbar, sondern nur erlebbar und vor allem nicht erklärbar“, ergänzt Protagonist Bernd Sracnik. „Es ist wie das Leben, es gibt keine Erklärung, es geschieht einfach. Das ‚Warum?‘ ist die falsche Frage.“ In diesem Stück ist somit alles möglich. Günter Eichberger spielt in diesem dramaturgischen Setting mit zahlreichen Querverweisen und Anspielungen auf philosophische Fragen, aber auch mit sogenanntem „Nerdwissen“: Griechische Mythologie trifft Absurda ­Comica.

„Es ist, was es ist.“

„Der Inhalt ist der Satz von Sinowatz: Es ist alles sehr kompliziert!“, so Haidacher. Herr Hinterer, eine Persiflage auf Shakespeares Mr. Bottom, stolpert desorientiert auf die Bühne und trifft auf Sequenz, die von Hinterer fortan unterhalten zu werden wünscht. Währenddessen flackert fernab aller Romantik auf der Leinwand Shakespeares Sommernachtsalbtraum, in dem die Protagonisten mit verstümmelten Namen wie Tita und Oboe ihr Liebes- und Intrigenspiel treiben, bis die Herzen brechen und Rachegelüste aufkommen. Dass das Begehren im Kern einem (unausgesprochenen) Machtanspruch folgt, wird hier auf mehreren Ebenen vorgeführt. Der Mythos der Amazonenkönigin, die in einer Version von Herakles erschlagen, in einer anderen – wie in Shakespeares Stück – nach ihrer Niederlage von Theseus geheiratet wird, bildet den Hintergrund. „Hippo möchte ihren unfreiwilligen Gatten zu einer Teilhabe an seiner Herrschaft überreden, wovon dieser jedoch nichts wissen will. Es bleibt offen, ob sie ihn in einem günstigen Moment beseitigen wird, um seinen Platz auf dem Thron einzunehmen. Tita und Oboe inszenieren ihre Entzweiung wie eine Schlacht, mit ihrem engeren Umfeld als Heerschar. Und bei Sequenz und Hinterer wird der Kampf der Geschlechter zur unverhüllt sadomasochistischen Inszenierung mit wechselnden Rollen.“, so der Autor selbst zu seinem Stück. – Kurz: „Es ist, was es ist!“    ´

Premiere: Do, 7.11.2019 um 20 Uhr

Weitere Termine: Sa, 9.11., Mi, 13.11., Do, 14.11., Fr, 15.11., Sa, 16.11., Mi, 20.11., Sa. 23.11., Mi, 27.11., Do, 28.11., Fr, 29.11., Mi, 4.12., Do, 5.12. und Fr, 6.12.2019 jeweils um 20 Uhr

Tickets unter: 0664 97 33 184 oder auf

www.tik-graz.at