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Franz Kerber über Nährstoffe für eine offene Gesellschaft

Franz Kerber Foto: Christian Jungwirth

Kulturförderung gilt seit jeher als fixer Bestandteil der Steiermärkischen Sparkasse. Anlässlich des kürzlich in Graz abgehaltenen Mountainfilm-Festivals gibt Franz Kerber, Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter, Einblick in die Förderphilosophie des Unternehmens. Ein Gespräch über den Wert von Kunst und Kultur für die Entwicklung der Gesellschaft.

Text: Pia Moser / Stefan Zavernik

Bereits seit 14 Jahren unterstützt die Steiermärkische Sparkasse das Mountainfilm-Festival als Hauptsponsor. Was macht dieses Festival für Sie so bemerkenswert?

Es gibt viele gute Gründe, warum das Mountainfilm-Festival mittlerweile zum fixen Bestandteil unseres Sponsorings zählt. Das Festival bietet mehr als nur Filme: Es ist ein echter Kulturbeitrag und als international anerkanntes Festival auch eine vielbeachtete Plattform für Filmschaffende in diesem Genre. Darüber hinaus deckt es unsere Zielgruppen und potenziellen Kunden sehr gut ab – es ist für jeden etwas dabei. Für eine nachhaltig denkende Bank ist es ein sehr stimmiges Sponsoringprojekt. Denn es handelt von Menschen, die an sich glauben, mit Engagement und Leidenschaft an ihre Grenzen gehen und sich mit aktuellen Themen wie Klimawandel oder Erderwärmung auseinandersetzen. Ein Festival, das mit seinen bewegten Bildern weit mehr transportiert, als tausend Worte es können.

Sind sich Bergsteigen und Banking schlussendlich näher, als man auf den ersten Blick vermuten möchte?

Als leidenschaftlicher und begeisterter Bergsteiger kann ich sagen: Bergsteigen und Banking verbindet die spürbare und notwendige Leidenschaft. Denn Bergsteigen ist mehr als nur ein Sport und Banking ist mehr als nur ein Geschäft. Die Motivation, einen Berg zu erklimmen, und das Erfolgserlebnis, am Gipfel angekommen zu sein, ist vergleichbar mit einem abgeschlossenen Bankgeschäft und zufriedenen Kunden. Auch wenn es kitschig klingt: Die spektakuläre Aussicht vom Gipfel schafft neue Perspektiven. Berge können Neuland sein, die selbst mutige Bergsteiger vor Herausforderungen stellen. Genauso wie etwa die Digitalisierung die Bankenwelt verändert. Wir sehen die digitale Gratwanderung als eine große Chance, die bis dato vielleicht noch unentdeckten, digitalen Gipfel zu erklimmen und dabei neue Perspektiven für unsere Kunden zu schaffen.

Free Solo feierte am Mountainfilm-Festival 2018 seine Europa-Premiere.

Wieso ist es gerade der Steiermärkischen Sparkasse so wichtig, im Kunst- und Kulturbereich Verantwortung zu übernehmen?

Kunst und Kultur spielen eine wichtige Rolle in einer Gesellschaft und sind so etwas wie der Humus bzw. die Nährstoffe für eine offene Gesellschaft, zu der wir uns bekennen und diese auch fördern. Als größtes steirisches Finanzinstitut möchten wir einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten. Warum Kultur einen gewissen Sonderstatus besitzt? Weil sie bestimmte Freiheiten genießt. Das kann einem gefallen oder nicht. Jedoch ist es gerade diese Freiheit, die der positiven Entwicklung einer offenen Gesellschaft zuträglich ist. Jedes erfolgreiche Unternehmen hat als Erfolgsfaktor eine ausgeprägte und positive Unternehmenskultur. Für die Gesellschaft gilt dasselbe: Eine lebenswerte und erfolgreiche Gesellschaft ist eine offene Gesellschaft. So braucht es für eine offene Gesellschaft auch eine ausgeprägte Kulturszene.

Wo ziehen Sie die Grenze zwischen Sponsoring und Werbung, speziell mit Blick auf Ihr Engagement im Kulturbereich?

Der Unterschied liegt in der Erwartungshaltung des Sponsors. Im Gegensatz zur bezahlten Werbung, die kalkuliert und fokussiert ist, fehlt im Kultursponsoring der Faktor des Berechenbaren. Gerade der Kulturbereich besitzt eine gewisse Sonderstellung: Das finanzielle Engagement in diesem Bereich geschieht in erster Linie aus Imagegründen und vor allem, weil man sich als Sponsor mit dem entsprechenden Projekt identifizieren kann. Natürlich möchte man als Sponsor im Kulturbereich auch wahrgenommen und transportiert werden. Es soll aber stimmig sein und dem Unternehmen und seiner Identität entsprechen. Wir sind davon überzeugt, dass gerade der kulturelle Aspekt sehr gut zu unserer Marke passt. Unsere Projektpartner unterstützen wir also aus voller Überzeugung. Eines von mehreren guten Beispielen ist das Diagonale- Filmfestival, das wir auch im Jahr 2019 als Hauptsponsor wieder unterstützen werden. Mit unserem Engagement möchten wir dabei helfen, den österreichischen Film noch sichtbarer zu machen.

Diagonale – Festival des österreichischen Films.
Foto: Paul Pibernig

Welche Kriterien geben generell den Ausschlag für ein Sponsoring im Kulturbereich?

Man kann sich als Bank in unzähligen Bereichen engagieren. Deshalb haben wir durchaus konkrete Leitplanken gesetzt und konzentrieren uns ausschließlich auf die Förderung von Vereinen, Institutionen und Projekten in der Steiermark bzw. in den Ländern der Westbalkanregion. Wir fördern keine Einzelpersonen. Inhaltlich geht es stets darum, dass die zu unterstützenden Projekte, Institutionen und Vereine einen Mehrwert für die Gesellschaft bzw. unsere Kunden erbringen sollen.

Wie viele Projekte wurden 2018 unterstützt?

2018 haben wir über 80 namhafte Projekte im Kunst- und Kulturbereich – von La Strada, über die Jeunesse bis hin zum Diagonale-Filmfestival – sowie eine Vielzahl von kulturellen Veranstaltungen in den Regionen unterstützt.

Opernhaus Graz

Wie groß ist Ihr Engagement im Kultursponsoring im Jahr 2018?

In Summe besuchten fast eine Million Menschen Veranstaltungen und Initiativen, die von uns finanziell unterstützt wurden. Das Spektrum der Zielgruppen ist sehr ausdifferenziert.

Die Unterstützung von Kunst- und Kultureinrichtungen, Festivals und Projekten aus dem Kulturbereich hat bei der Steiermärkischen Sparkasse eine lange Tradition …

Das Sponsoring von Kulturprojekten ist für uns in der Tat kein Neuland: Die gesellschaftliche Verantwortung ist seit ihrer Gründung 1825 fixer Bestandteil der Sparkassen-DNA. Wir leben diese Gemeinwohlorientierung nicht nur im täglichen Bankgeschäft, sondern liefern mit der Unterstützung von sozialen und kulturellen Projekten regelmäßig ein klares Bekenntnis zu gesellschaftlicher Verantwortung. Warum? Weil wir davon überzeugt sind, dass es unsere Aufgabe als großes steirisches Unternehmen ist, den Menschen im Lande etwas zurückzugeben und ihren Alltag durch unser Engagement lebenswerter zu gestalten. Die Menschen sollen spüren, dass die Steiermärkische Sparkasse nicht nur in Finanzierungsangelegenheiten ein verlässlicher und weltoffener Partner für sie ist.

Wird es 2019 neue Sponsoring-Partnerschaften der Steiermärkischen Sparkasse im Bereich Kunst und Kultur geben?

Derzeit gibt es dazu keine neuen Entscheidungen. Unsere bestehenden Partnerschaften evaluieren wir regelmäßig. Zu den altbewährten Partnern – wie dem Mountainfilm-Festival, der Diagonale, dem Musikverein für Steiermark oder der Oper Graz – besteht eine sehr enge Bindung. Natürlich stellt man sich als Förderpartner die Frage: Machst du es dir bequem und unterstützt nach dem Gießkannenprinzip alle gleichermaßen im geringeren Ausmaß? Oder hast du den Mut, dich auf ausgewählte Projekte zu stützen? Wir haben den Mut und fokussieren uns auf ausgewählte Projekte, das ist auch eine der Voraussetzungen, um die Qualität sicherzustellen. Budgets, ob für Werbung oder Sponsoring, werden immer knapp sein, das liegt in der Natur der Sache und der Vielfalt an Möglichkeiten, die es gibt, um sich zu präsentieren, positionieren und transportieren. Dieser Aspekt kann den eigenen und auch den lokalen Handlungsspielraum einschränken. Damit wären wir wieder bei der Notwendigkeit, Kunst zu fördern und Kultur zu bewahren: Jeder Mensch hat das Recht, mit Kultur zu leben und diese auch zu erleben.

Stephaniensaal
Foto: Robert Illemann