Start Kunst & Kultur Das TiK würzte den Hochsommer

Das TiK würzte den Hochsommer

Alfred Haidacher rockt als Elvis die Bühne.

Die heurige Sommerproduktion des TiK „Kochen mit Elvis“ von Lee Hall erwies sich als voller Erfolg.

Text: Bettina Leitner

Eine tragische Ausgangslage, schwärzester Humor und eine unerträglich platte Auflösung sind die Ingredienzen des diesjährigen Sommerstücks und begeisterten unzählige Besucher. „Es gibt nichts, wofür wir uns schämen müssen“, behauptet die bulimische Mutter gegenüber ihrer molligen Tochter Hermine, die permanent von hochkalorischen Leckereien schwärmt. Eine geschmorte Wachtel in Johannisbeersauce oder schlicht ein Eintopf erwärmen das Herz – und den Magen – des hungrigen Single-Teenagers. Doch während ihr Sprössling darüber nachdenkt, was er als Nächstes kredenzen wird, gibt sich die besoffene Mutter lieber dem „Kuchenheinzi“ hin, ihrem attraktiven Liebhaber und Hausfreund. Die Ausgangslage ist Chaos pur!

Durch dick und Dünn – Familienidylle mal anders.

„Vielleicht ist niemand glücklich?“

Diese hochphilosophische Frage stellt sich die hungrige Hermine, wenn sie die Geburtstagsvorbereitungen für ­ihren querschnittsgelähmten Vater, einem früheren Elvis-Imitator, trifft. Vielleicht haben Menschen einfach nur eine tiefe Sehnsucht? Eine Sehnsucht – nach einem saftigen Stück Steak oder Kutteln? Doch dann eskaliert die Situation, als die Mutter eine Anspielung auf Hermines ­Figur macht und wie immer wird der sabbernde Vater wortwörtlich im Zubau verstaut, den die Krankenkasse finanzierte. Bald wirft die gut gepolsterte Hermine ein Auge auf den dümmlichen, aber höchst attraktiven „Kuchenheinzi“ namens Leo, der zu all dem noch bei seiner Mama wohnt und nun im Zwiespalt steht, da er sich zwischen der daueralkoholisierten Bulimikerin und der Hobbyköchin mit einem Faible für in ­Rosen gekochte Kamelfüße entscheiden muss. Der singende Elvis aus dem Schrank wirft auch immer wieder seine Misere ein, denn „es ist nicht leicht, der King zu sein!“ Nun gipfelt der Sarkasmus darin, dass sich die übergewichtige Hermine aus Liebeskummer die Pulsadern aufgeschnitten hat und von ihrer mageren Mutter gefunden wurde, die jedoch durch ihre Bulimie zu schwach war, ihr Kind ins Krankenhaus zu bringen. Und der Vater? Sitzt dauer­erigiert und sabbernd im Zubau, wie immer. Alles nimmt jedoch einen guten Ausgang und löst sich zum Wohle aller auf.

Chaos pur im Hause Elvis

4 gewinnt!

Mit nur 4 grandiosen Schauspielern auf der Bühne und einem motivierten Technik-Team ist es dem Theater im Keller wieder gelungen, ein würziges Stück auf die Bühne zu bringen, bei dem für jedermanns Geschmack etwas dabei ist. Die zahlreichen verbalen Schmankerln kommen durch die dialektal-geprägte Sprache besonders zur Geltung. Gerade der Kärntnerbursche Leo (Christian Krall) entzückt Hermine (Katrin Ebner) und ihre Mutter (Eva Weutz) mit seinem charmanten Ton und auch die Pop-Ikone Elvis (Alfred Haidacher) wirkt authentisch durch seinen American-Slang. Nicht nur sprachlich mundet dieses Stück, sondern der erstklassige Gesamteindruck wird ebenso durch das moderne Bühnenbild ergänzt. Auch auf das leibliche Wohl wurde bei dieser Open-Air-Veranstaltung geachtet und so versüßte eine kleine Bar den Kulturgenuss mit Bier, Bowle und Sekt. Alles in allem lieferte das Theater im Keller mit dieser Sommerproduktion wieder eine Kostprobe seines Könnens und unterhielt das Publikum auf delikate Weise. Ein humorvolles, schwarzes Stück für einen lauen Sommerabend.

Auch junge Liebe geht durch den Magen.

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