Start Kunst & Kultur Jukebox. Jewkbox! – Erinnerungsspuren auf Schellack und Vinyl

Jukebox. Jewkbox! – Erinnerungsspuren auf Schellack und Vinyl

Foto: Lena Prehal

Mit „Jukebox. Jewkbox!“ bringt das GrazMuseum noch bis 23. ­April eine Ausstellung in die Steiermark, die den jüdischen Beitrag zum Jahrhundert der globalen Populärmusik beleuchtet.

Text: Teresa Guggenberger

Von Folksongs bis zum Musical, von Kantoren bis zu Punkrockern, vom Grammophon bis hin zu YouTube-Channels: Der jüdische Beitrag zur Entwicklung einer musikalischen Populärkultur, wie wir sie heute kennen, ist groß. Schon die Erfindung des Grammophons, des ersten Massenmediums für die Verbreitung von Musik, geht auf den deutsch-jüdischen Erfinder Emil Berliner zurück. Von diesem Ausgangspunkt aus erzählt die Ausstellung im Graz­Museum die Geschichte der Populärmusik vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum heutigen Tag nach.

Foto: Lena Prehal

Musikalischer Start ins Gedenkjahr

Die Ausstellung Jukebox. Jewkbox! Ein jüdisches Jahrhundert auf Schellack und Vinyl, die 2014 vom Jüdischen Museum Hohenems konzipiert wurde, rückt einen bisher im Dunkeln gelassenen Teil der jüdischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, nämlich den Beitrag von Jüdinnen und Juden zur globalen Populärmusik, in den Fokus. Musik von Jüdinnen und Juden war nicht ausschließlich „jüdische“ Musik, aber immer geprägt von jüdischer Geschichte und Erfahrungen. „Nostalgie und Melancholie sind dabei natürlich die Hintergrundfarben dieser fröhlichen Ausstellung“, so Museumsdirektor Otto Hochreiter, der betont, dass Jukebox. Jewkbox! einen würdigen Start in das Gedenkjahr 2018 bietet.

Foto: Lena Prehal

Eine Reise durch jüdische Musikgeschichte

BesucherInnen der Ausstellung, die bereits in Städten wie London, Amsterdam oder Frankfurt zu sehen war, können in fünf Ausstellungsräumen die jüdische Geschichte der Popkultur erleben. Der erste Teil bietet die Gelegenheit, in die Welt der Abspieltechnik, der Tonträger und der Plattenlabels einzutauchen. In einem weiteren Teil der Ausstellung wird nostalgisch an der Theke eines Plattenladens Platz genommen, jüdische Musik aus mehreren Jahrzehnten gehört und den Erzählungen verschiedener Personen gelauscht, die schildern, wie eine einzige Musikplatte ihr Leben verändern konnte. Ein besonderes Highlight ist die Lounge, die die Möglichkeit bietet, in gemütlicher Atmosphäre verschiedenste Musikvideos am Jew­Tube-Kanal aufzurufen.

Foto: Lena Prehal

Robert Stolz – Musik und Widerstand

Herzstück der Ausstellung ist der eigens konzipierte Raum mit Grazbezug. Ergänzend zur globalen Geschichte der Populärkultur wird hier der Frage nach jüdischen Musikschaffenden in der steirischen Landeshauptstadt nachgegangen. Besonderes Augenmerk gilt in diesem Teil der Ausstellung dem nicht-jüdischen Dirigenten und Komponisten Robert Stolz, der seine Musik nicht von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließ. Fast alle Texte seiner weltbekannten Lieder stammen von jüdischen Librettisten wie Gustav Beer oder Arthur Rebner. Darüber hinaus hat er vielen seiner jüdischen Kollegen und Freunden zur Flucht und Emigration verholfen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das Robert-Stolz-Museum, das im Frühjahr 2019 eröffnet werden soll. Jukebox. Jewkbox! liefert übrigens auch Musik von Robert Stolz – namensgerecht – in einer eigenen Jukebox, die dem Künstler gewidmet ist.

Ein widerständiger Komponist: Robert Stolz

Jukebox. Jewkbox! bietet die Möglichkeit, mit populären Klängen in die Musikgeschichte einzutauchen und damit die jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts aus einem völlig neuen Blickwinkel heraus zu betrachten.

Ausstellungsdauer: bis 23.4.2018

Rahmenprogramm:

KLEZ! Wo der Klezmer herkommt und wo er hingeht. Ein „beschwingter“ Vortrag mit Helene Maimann (Historikerin, Autorin und Filmemacherin in Wien): 5.3., ab 18 Uhr

Osterferienprogramm für Kinder: 29. & 30.3., 10–15 Uhr

Jukebox meets Turntables (Tanzabend): 5.4., ab 18 Uhr

Alle Termine finden Sie online: www.grazmuseum.at/programm/veranstaltungen

Foto: Lena Prehal