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Michael Schickhofer: „Kunst darf alles und muss gar nichts“

Foto: Christoph Huber

Michael Schickhofers Büroräume ziert ausschließlich steirische Gegenwartskunst. Grund genug, um mit dem steirischen SPÖ-Chef abseits der politischen Themen ein Gespräch über Kunst & Kultur zu führen.

Aktuell scheinen der Politik auf viele Fragen die Antworten zu fehlen. Kann die Kunst Antworten liefern?

Vielleicht sind es Werte wie Toleranz, Unvoreingenommenheit und eine gewisse Form von Freisein, die man von der Kunst auf die Politik übertragen kann. Nicht stereotype Meinungen als Maßstab politischen Handelns zu nehmen, sondern frei und offen auf Menschen zuzugehen und Probleme anzupacken. Ich bin überzeugt, dass Politik durchaus manchmal Anleihen an der Kunst nehmen kann.

Wie politisch darf oder muss die Kunst Ihrer Meinung nach sein?

Kunst darf alles und muss gar nichts – immer vorausgesetzt, dass die Rechte und Würde anderer nicht verletzt werden. Wenn wir die Kunst reglementieren wollen, dann erstickt sie. Sie soll sich frei von Vorgaben – erst recht von politischen – entfalten und entwickeln können und sie hat auch ein Recht darauf, nicht gefallen zu müssen.

Michael Schickhofer vor einer Arbeit aus dem Zyklus "Aschebilder" des Weizer Künstlers Hubert Brandstätter.
Michael Schickhofer vor einer Arbeit aus dem Zyklus „Aschebilder“ des Weizer Künstlers Hubert Brandstätter.

In Ihrem Büro und den Empfangsräumen findet sich ausschließlich steirische Kunst. Wonach wählen sie die Arbeiten aus, die Sie ständig umgeben?

Für mich als gebürtigen Weizer stand am Beginn meiner Funktion als Landeshauptmann-Stellvertreter fest, dass ich den Künstlern aus meiner Region eine Plattform bieten will. Zurzeit finden sich Werke von Hubert Brandstätter, Prof. Hannes Schwarz und Hans Wilhelm, meinem Schwiegervater, aber auch von Günter Brus in den Räumlichkeiten meines Büros.

Welchen Stellenwert messen Sie der Kultur in der Steiermark bei?

Kultur ist das, was unser Sein und Werden größtenteils ausmacht. Sei es nun die Volkskultur mit ihrer Musik, den einzelnen Trachten und den regional unterschiedlichen Bräuchen, über das Schauspiel, die Oper bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Jede und jeder von uns kann sich mit dem einen mehr, mit dem anderen weniger identifizieren. Aber Kultur lässt einen niemals „kalt“, sie weckt Emotionen, positive und negative. Im nächsten Jahr beispielsweise feiert der steirische herbst bereits seine 50. Veranstaltung. Was gingen da im Laufe der Jahre für Aufschreie durch die Gesellschaft, die sich durch vermeintliche Skandale provoziert sah? Nach knapp einem halben Jahrhundert ist der steirische herbst ein kulturelles Vorzeigeprojekt von internationaler Bedeutung – ein Event, auf das wir wie auf die gesamte steirische Kulturszene stolz sein können.

Seit 15 Monaten führen Sie gemeinsam mit LH Hermann Schützenhöfer die Koalition.Zukunft.Steiermark. an. Ihre bisherige Bilanz?

Wir haben uns vor mehr als einem Jahr das Motto „Kräfte bündeln – Regionen stärken“ gegeben und konnten in dieser Zeit massive Investitionen auf Schiene bringen. In Spielberg haben wir mittlerweile mit den absoluten Zugpferden Formel 1 und nun auch Moto GP ein hervorragendes Veranstaltungszentrum. Durch das „Zentrum am Berg“, wo unlängst der Baubeginn erfolgte, erlangt die Region um Eisenerz internationale Bedeutung im Bereich Katastrophenschutz bei Tunnelanlagen. Kurz: Wir arbeiten mit aller Kraft an der Weiterentwicklung des Erfolgsstandorts Steiermark!

Foto: Markus Schuster
Foto: Markus Schuster

Die Kultur des Miteinanders der steirischen Koalitionspartner gilt als österreichweit vorbildlich. Braucht es nicht kritische Reibungspunkte?

Die politische Zusammenarbeit von SPÖ und ÖVP in der Steiermark bedeutet nicht, dass es keine Reibungspunkte gibt. Bei der Erarbeitung des Koalitionspapiers hat es intensive Diskussionen gegeben, die mit Leidenschaft und Emotion geführt wurden. Aber wir haben uns letztlich geeinigt und werden unseren gemeinsamen Plan für die Steiermark umsetzen. Wir sind dafür da, um zu arbeiten und die Dinge auf den Boden zu bringen.

Sie sehen sich als Finanzvorstand des Unternehmens Steiermark. Wie steht es eigentlich um die steirischen Finanzen?

Die Steiermärkische Landesregierung hat erste umfangreiche Einsparungsziele im Rahmen von rund 150 Millionen Euro festgelegt. Wir müssen in unserer politischen Arbeit einen Zahn zulegen und somit eine gute Basis des Vertrauens bei den Bürgerinnen und Bürgern legen. Mit unserem Programm wollen wir den Standort stärken, die Lebensqualität erhöhen und die Finanzen in Ordnung bringen, denn wir sind gewählt, um zu gestalten und nicht um zu verwalten! Das Ziel ist ein Nulldefizit bis 2020, aber Arbeitsplätze kommen vor Maastricht-Fetischismus. Es geht um die Menschen in diesem Land – Wir wollen Jobs schaffen, die beste Gesundheitsversorgung, soziale Sicherheit in Stadt und Land, für Arm und Reich. Bei der Energie Steiermark sind wir wieder „Herr im eigenen Haus“ und werden ein 600-Millionen-Euro-Investitionspaket für die Zukunft initiieren. Dazu zählen die geplante Umsetzung des Murkraftwerks, eine groß angelegte Breitbandinitiative sowie die Forcierung der E-Mobilität.