Start Kunst & Kultur Kulturzentrum bei den Minoriten: Mit der Kunst auf Spurensuche

Kulturzentrum bei den Minoriten: Mit der Kunst auf Spurensuche

Dorothee Golz, Maria mit den rotblonden Haaren, 2010 C-Print, Diasec 80 x 53 cm Courtesy die Künstlerin

„reliqte, reloaded“ schlägt eine Brücke der Gegenwartskunst zwischen Relikten und Reliquien. Sie stellt nicht nur die Frage, welches Erbe christlicher Bilderwelten geblieben ist, sondern macht sich auch auf die Suche nach Ikonografien in der künstlerischen Gegenwart. Die Ausstellung ist noch bis zum 24. Jänner zu sehen. Künstlergespräche und Führungen geben Interessierten darüber hinaus die Möglichkeit, Kunst unkompliziert vermittelt zu bekommen.

reliqte, reloaded, das große Ausstellungshighlight in den Minoriten, war Teil des Programms des steirischen herbstes 2015 und zugleich künstlerischer Höhepunkt anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Kulturzentrums. Gezeigt werden rund 100 Werke mit einem äußerst breiten Spektrum, in dem höchste malerische Meisterschaft und radikale Bildverweigerung dicht nebeneinander stehen. Eindrucksvolle Malerei, Installationen, Videokunst und Performances schenken der Ausstellung eine erfrischende Aktualität und eine Vielzahl an Zugängen. Mehr als 30 künstlerische Positionen wurden von Kurator Johannes Rauchenberger zu einem großen Ganzen verknüpft, in dem die Ikonografie der christlichen Bilderwelt mit Werken der Gegenwartskunst betrachtet werden. Ein missionarischer Eifer fehlt, an seiner Stelle stehen Ironie, Leichtigkeit und Phantasie. Die Ausstellung wird in unterschiedlichen Formaten vermittelt – als Miniführung, als Künstlergespräch, als Schwerpunkt oder als Kuratorenführung.

Relikte der Geschichte vor dem horror vacui
Am 17.12. laden die beiden Kuratoren Johannes Rauchenberger und Alois Kölbl den Künstler Michael Triegel zum Gespräch. Dessen in der Ausstellung präsentiertes Werk zeigt die Madonna vor einer Schreibmaschine der Marke „Ideal“ sitzen – doch diese produziert keinen Text mehr. In altmeisterlicher Könnerschaft malt der zur „Leipziger Schule“ zählende Maler die wiedererkennbaren Zeichen, Symbole und Figuren aus der Bilderwelt des Christentums als Relikte der Geschichte, die vor dem „horror vacui“ aufgestapelt sind. Wann? 17. Dezember 2015; Beginn 17 Uhr.

Aus dem Küchenschrank Gottes
Das neue Jahr beginnt mit dem Künstlergespräch mit Alois Neuhold. In der Ausstellung „Reliqte reloaded“ ist seine Installation „Aus dem Küchenschrank Gottes“ zu sehen. Der Künstler stellte ein ganzes Heer leuchtender Becher hin. P1040902 (Medium)Alle unnützbar und leer, weil deren Inhalt das Füllbare nicht ausfüllen kann und darf. Es sind „Gefäße für die Nützbarkeit einer himmlischen Hochzeit. Im Ensemble sind es trotzende Öffnungen für das Nichtgreifbare und Hoffnung für ein Getränk unstillbaren Genusses. Das Bilderverbot ist das Zentrum dieser Behälter und doch ist die Inkarnation des Lichts in der Farbe seine dialektische Durchkreuzung.“ Wann? 7. Jänner 2016; Beginn 18 Uhr.

Matri Mitram
Für das letzte Künstlergespräch im Rahmen der Ausstellung lädt Johannes Rauchenberger den Künstler Norbert Trummer in die Minoriten. HP-MATRI-MITRAM_01 (Medium)Der in Wien lebende Künstler hielt anlässlich eines Restaurationsprojektes in der barocken Wallfahrtskirche in Frauenberg bei Admont fest, was nur aus nächster Nähe sichtbar ist: auch ein Engel erschrickt. Trummer ließ seine Gegenüber in schwindelerregende Höhe des Baugerüstes und bei eisiger Strahlungskälte der alten Gemäuer durch den Zeichnungsprozess lebendig werden. Das Gespräch wird mit einer Lesung von Bodo Hell abgerundet. Wann? 20. Jänner 2016; Beginn 18 Uhr.

Themenführungen

Johannes Rauchenberger, 2015 Foto: J.J.Kucek
Johannes Rauchenberger, 2015
Foto: J.J.Kucek

Anhand konkreter Bilder der Ausstellung spricht Kurator Johannes Rauchenberger in dieser Reihe über christlich inspirierte Bildlichkeit und lädt dazu bildtheologisch versierte Gäste ein.
9.1.2016: „Das Erbe des Angesichts“ (Gast Univ.-Prof. DDr. Thomas Macho)
16.1.2016: „Das Erbe des Kreuzes“
23.1.2016: „Das Erbe der Gotteskritik“ (Gast Univ.-Prof. DDr. Kurt Appel)

Die Ausstellung ist von Di–So auch in den Weihnachtsferien geöffnet, geschlossen ist sie vom 24–26. Dezember und am 31.Dezember/1. Jänner.

Fernsehtipp: Am 4. Adventsonntag, den 20. Dezember, um 12.30 Uhr gibt es auch eine Fernsehsendung in ORF 2 über die Ausstellung zu sehen (Gestaltung: Christian Rathner).