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Minoriten Graz: Sakral:Kunst

Innovative Bilderwelten seit dem II. Vatikanischen Konzil.

Ende November lädt das Kulturzentrum bei den Minoriten zu einer vielversprechenden Buchpräsentation. „Sakrale:Kunst“ widmet sich innovativen Bildorten seit dem II. Vatikanischen Konzil in der Diozöse Graz-Seckau. Zugleich stellt es die Frage, wie viel der Veränderungsprozess der letzten 50 Jahre in der Kirche bewegt hat. Wann? Dienstag, 24. November, 20 Uhr. Eintritt frei.

Flora Neuwirth, Glasfenster, 2007 Pfarrkirche Maria, Königin der Engel, Gnas
Flora Neuwirth, Glasfenster, 2007
Pfarrkirche Maria, Königin der Engel, Gnas

Vor 50 Jahren ging das II. Vatikanische Konzil zu Ende

Mit dem II. Vaticanum verbindet man den Aufbruch der Katholischen Kirche in die Moderne. Viel hat sich nicht nur in ihr, sondern auch in der Zeit verändert. Das Konzil hat aber vor allem den sakralen Raum verändert. Zu diesem Konzilsschwerpunkt wird am 24. November ein über einen langen Zeitraum vorbereitetes Buchprojekt vorgestellt, das die Auswirkungen des II. Vaticanums auf den sakralen Raum in der Diözese Graz-Seckau vorstellt. Das von der Kunstkommission der Diözese gemeinsam erarbeitete und unter der Leitung des Kulturzentrums bei den Minoriten gestaltete Buch sucht nach innovativen Bildorten der letzten 60 Jahre im sakralen Raum. Es setzt damit einen neuen Fokus, denn mit dem Konzil verbindet man die Forcierung von Gemeinde, nicht von Bildern.

Hubert Schmalix, Teppich, Altar und Ambo, 2001 Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Mutter, Weiz
Hubert Schmalix, Teppich, Altar und Ambo, 2001
Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Mutter, Weiz

Was hat den sakralen Raum maßgeblich beeinflusst?

Die Liturgiereform griff in den vorhandenen Raum ein, was rückblickend buchstäblich revolutionär anzusehen ist: Es wollte an den Anfang zurück. Wie konnte man dabei neu beginnen, wo doch die Geschichte so übermächtig ist und wie ist dies im Hinblick auf die Gegenwart gelungen, die ganz neue Fragen hat? Wie ist das gelungen in einem Land, wo so viele historische Kirchenräume anzutreffen sind? Wie kann das gelingen, wo Kunst, Gesellschaft und Kirche in der Moderne scheinbar so selten mit einer gleichen Sprache sprechen? Der einleitende Essay von Johannes Rauchenberger beleuchtet diese Fragen und bettet die vorgestellten Beispiele in einen liturgiegeschichtlichen und überregionalen Kontext ein.

Gustv Troger, Altar und Ambo, 1996, Pfarrkirche Hl. Laurentius, Übelbach
Gustv Troger, Altar und Ambo, 1996,
Pfarrkirche Hl. Laurentius, Übelbach

Moderne Sakralkunst in der Steiermark

72 innovative Bildorte werden im Buch präsentiert und mit aussagekräftigen Fotoaufnahmen für den Leser festgehalten. Darunter die Wandmalerei von Herbert Boeckl in der Engelskapelle im Benediktinerstift Seckau, die der bedeutende österreichische Künstler der Nachkriegszeit während den Jahren 1952 und 1960 realisiert hat. Die Arbeit ging aus einer Begegnung des Abtes mit dem damaligen Rektor der Akademie der bildenden Künste in Wien hervor. Boeckl ließ sich auf das Abenteuer der ihm bis dahin nicht geläufigen Freskotechnik ein und thematisierte das „apokalyptische Lamm“. Berichtet wird auch über die äußerst ungewöhnliche Kirchenfassade der Grazer Kirche St. Andrä, die 2013 vom steirischen Künstler Gustav Troger umgesetzt wurde. Troger druckte die „Adler-Farbkarte“ in Form von Worten ab und erreicht damit eine wenig vordergründige aber umso tiefergreifende Botschaft abzugeben. Zeitgenössische Kunst in sakralem Umfeld ist auch in der oststeirischen Kirche in Gnas zu finden. Flora Neuwirth nutzt die Grundfarben der digitalen Bilderzeugung und beschert der Kirche damit ein neues Farbenkleid, das gleichzeitig ein Paradebeispiel internationaler, aktueller Kirchenfensterkunst wurde. Unzählige andere Beispiele im Buch bestätigen das tiefschürfende Ergebnis des Veränderungsprozesses sakraler Bildorte.

Gustav Troger
Gustav Troger

Ein diözesaner Konzil-Schwerpunkt, weitere Projekte

Ist die Kirche selbstverliebt oder verletzbar? Ein Symposium am 24. November an der Katholisch-Theologischen Fakultät stellt sich genau dieser Frage. Konzilstexte können auch Kunstwerke sein: Am 7. Dezember gelangen styria cantat-Auftragswerke nach den Konzilstexten von LUMEN GENTIUM („Licht der Völker“) im Grazer Dom zur Uraufführung. Und wie sieht es mit der Kulturfähigkeit des Christentums in der Gegenwart aus? Die aktuelle Ausstellung im Kulturzentrum in den Minoriten reliqute, reloaded gibt darauf eine mit viel Resonanz bedachte Antwort.