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Der Doyen der abstrakten Malerei

Gerhard Lojen (1935-2005) zum 20. Todestag und 90. Geburtstag: KULTUMUSEUM im Spiegelgitterhaus Gleisdorf, 17. Oktober 2025 bis 17. Jänner 2026 Kurator: Johannes Rauchenberger

Anlässlich seines 90. Geburts- und 20. Todestages zeigt das KULTUM im Spiegelgitterhaus eine Auswahl bedeutender Werke des steirischen Architekten und Künstlers Gerhard Lojen.

Text: Wolfgang Pauker

Gerhard Lojen (1935–2005) zählt zu den prägenden Figuren der steirischen Moderne, sein Name ist eng verbunden mit der Entwicklung der abstrakten Malerei in Österreich. Werner Fenz, 2016 verstorbener Kunsthistoriker, Kurator und langjähriger Leiter der Neuen Galerie Graz, bezeichnete den Architekten und Künstler einmal als „Doyen der abstrakten Malerei in der Steiermark“. Eine Charakterisierung, der Johannes Rauchenberger beipflichtet, der die aktuelle Ausstellung im KULTUM im Spiegelgitterhaus Gleisdorf kuratiert. Gezeigt wird eine Auswahl von Gerhard Lojens Arbeiten aus der Sammlung Wolf sowie aus dem Nachlass des Künstlers, der von seiner Frau Erika Lojen verwaltet wird. „Gerhard Lojen hat maßgeblich zur Entwicklung der abstrakten Kunst und der Avantgarde nach 1945 beigetragen. Nach seiner großen Retrospektive in der Neuen Galerie Graz im Jahr 2001 ist es höchst an der Zeit, dem Werk dieses bedeutenden Künstlers wieder eine große Bühne zu bieten“, so Rauchenberger.

Arbeiten aus der Sammlung Wolf und dem von Erika Lojen verwalteten Nachlass des Künstlers geben einen tiefen Einblick in das bedeutende Werk des „Doyens der abstrakten Malerei in der Steiermark“
Foto: Johannes Rauchenberger

Ein Meister der Abstraktion

Lojen experimentierte mit Techniken, dachte in Materialien, Bildern und Formen. Seine Arbeiten oszillieren zwischen Malerei, Objekt und Skulptur. In ihren geometrischen Setzungen, klaren Kompositionen und reduzierten Farbflächen spiegelt sich der Zeitgeist einer sich wandelnden Moderne. „Gerhard Lojen wählte einen Weg, der nicht die Naturabstraktion, sondern die Abstraktion als solche zelebrierte. Die Materialästhetik, in der die reliefartige Struktur der aufgetragenen Farbe zum Stilmittel wird, ist etwas, das seine Kunst durchzogen hat“, so Rauchenberger über den Mitbegründer der Gruppe 77. „Lojen ist deshalb in der Entwicklung der abstrakten Malerei so bedeutend, weil er die Formen der Materialästhetik und des Zeichenhaften letztendlich versöhnt hat“, erklärt er. Sein Schaffen ist auch durchzogen von konstruktivistischen Einflüssen, ebenso wie von Impulsen der französischen Avantgarde – lesbar wie ein offenes Archiv künstlerischer Strömungen und ihrer Transformation. Diese Form des Verbundenseins zeigt sich auch in seiner Lehrtätigkeit an der Ortweinschule Graz, wo er von 1987 bis 2000 die Meisterklasse für Malerei leitete. Für Lojen war Kunst nie ohne Geschichte denkbar – sie war ihm Ausgangspunkt, Resonanzraum und Gegenüber.

Gerhard Lojen am Strand von Stavanger, Norwegen
Foto: Leiv Nes

Prototyp der Steirischen Moderne

„Letztendlich ging es Gerhard Lojen immer um die Transzendierung von Raum. Um ein Bild im Bild. Man sieht in seinen Werken nicht im Entferntesten die Abbildung einer Landschaft, vielmehr breiten sich seine Bilder im Horizont aus – und dadurch brechen sie auch die Immanenz. Für mich ist Gerhard Lojen ein Künstler, der in Dialog tritt mit einer buchstäblich anderen Welt, die aber im Medium der Malerei, nämlich der abstrakten Malerei, über Jahrzehnte ergangen wurde. Er sagte vor seinem Tod einmal: ‚In meinen Bildern soll der Besucher spazieren gehen. Sie sind nur ein Angebot. Leben und Kunst sind verwoben, Malen und Lebenssicht eine Nudel, ein Teig. Es geht um die Tiefenschärfe, die immer neu eingestellt wird. Kunst darf nicht in enge Kistendeckel eingegrenzt werden. Man verliert nichts, gewinnt nur‘“, so Rauchenberger. Oder um Werner Fenz (1944–2016) noch einmal zu zitieren: „Das Œuvre von Gerhard Lojen, das er bis zum Ende seines Schaffens mit neuen Arbeiten angereichert hat, markiert als Kontinuum einiger folgerichtig entwickelter und daher seine Malerei bestimmender Größen sowie in der Konsequenz der Umsetzung eine – und das sei mit einem klaren Blick auf die künstlerischen Profile nicht nur seiner Generation festgehalten – einzigartige Position innerhalb der österreichischen Kunst.“  

Gerhard Lojen, „Wieder mit einem helleren Quadrat II“, 1977
Foto: Gerhard Wolf

Gerhard Lojen
Zu sehen bis 17. Jänner 2026
Fr, 17–19 Uhr & Sa, 10–12 Uhr oder auf Anfrage: 0664 221 81 84

Spiegelgitterhaus
Kernstockgasse 28, 8200 Gleisdorf
www.kultum.at/spiegelgitterhaus