Der Südosten Sloweniens gilt unter Foodies und Kulturreisenden als Geheimtipp. Abseits der bekannten Hotspots wie Ljubljana oder der Küste warten hier grüne Hügel, historische Stätten und kulinarische Entdeckungen – eine Region für Genießer mit Sinn für das Besondere.
Text: Stefan Zavernik
Kultur und Natur in der Dolenjska
Rund 60 Kilometer südöstlich von Ljubljana liegt die Region Dolenjska, auch Unterkrain genannt. Die liebliche Hügellandschaft lädt zu Wanderungen und Radtouren ein – und zur kulturellen Einkehr. In Kostanjevica na Krki befindet sich mit der Galerija Božidar Jakac ein Kunsthighlight Sloweniens. Das Museum ist im gotischen Zisterzienserkloster aus dem 13. Jahrhundert untergebracht und beherbergt die größte Sammlung slowenischer Kunst des 20. Jahrhunderts. Im weitläufigen Skulpturenpark verschmelzen Architektur, Kunst und Natur zu einem beeindruckenden Gesamterlebnis.

Foto: Stefan Zavernik
Namensgeber Božidar Jakac, ein Pionier des slowenischen Expressionismus, prägte das Haus maßgeblich. Neben seinen Werken findet man Arbeiten weiterer bedeutender Künstler – viele davon persönliche Schenkungen. Die Galerie zeigt zehn Dauerausstellungen, ergänzt durch drei Wechselausstellungen mit zeitgenössischer Kunst. Ein Abstecher in Jakacs Geburtsstadt Novo Mesto lohnt: Dort widmet sich ein kleines Museum dem Künstler. Kulinarisch lockt nahe Novo Mesto das Restaurant Hiša Fink von Tanja und Damjan Fink: italienisch inspirierte Fischküche mit regionalem Fokus, begleitet von einer exzellent kuratierten Weinkarte – ein Geheimtipp auch für Wein-Liebhaber.

Statt großer Hotels punktet die Region mit familiären Unterkünften – etwa dem Hof der Familie Šeruga. In einer umgebauten alten Mühle, umgeben von Wäldern, bieten Eva Šeruga und ihre Familie seit über 40 Jahren naturnahe Gastfreundschaft. Der Biohof ist Rückzugsort, Wirtshaus und Kraftplatz in einem. Gekocht wird mit Produkten vom eigenen Feld, der Wein kommt aus der hofeigenen Kellerei. Pool, Sauna und das leise Rauschen der Mühlräder komplettieren das entschleunigte Erlebnis.

Foto: Stefan Zavernik
Posavje: Schlösser, Kunst und Gourmetküche
In der angrenzenden Region Posavje reihen sich historische Schlösser aneinander. Besonders lohnenswert ist ein Besuch in Brežice. Das dortige Schloss beherbergt das größte Regionalmuseum der Gegend. Ein Höhepunkt ist der barocke Rittersaal, der auch als Konzertsaal dient. Für Gourmets ist Brežice ein Muss: Das Debeluh von Jure Tomič gehört zur kulinarischen Spitze Sloweniens. Seine Gerichte sind puristische Kunstwerke – oft nicht mehr als drei perfekt aufeinander abgestimmte Komponenten pro Teller. „Irgendetwas ist immer am Köcheln“, sagt Tomič. Zum Einsatz kommen in erster Linie erlesene Produkte naher Landwirtschaften. „Oft ist die Zusammenarbeit mit den Produzenten eine große Herausforderung, die beste Qualität wird in der Regel nur in kleinen Mengen hergestellt.“ Gäste wählen à la carte oder genießen ein Degustationsmenü mit bis zu zehn Gängen.

Produzenten mit Weltformat
Auch abseits der Restaurants bietet der Südosten Sloweniens kulinarische Entdeckungen. So etwa beim Unternehmen Biosing von David Lesar, dem Macher der vielleicht exklusivsten Salami der Welt. Spitzenköche wie Ana Roš oder René Redzepi schätzen seine Produkte. Ihre intensive, fast käseartige Reife macht die Würste einzigartig – besonders in Kombination mit Wein. Verkostet wird im eigenen Weinkeller, in dem über 14.000 Flaschen lagern. Lesars Philosophie orientiert sich an jener der Natural-Wine-Bewegung: handwerklich, naturnah, kompromisslos.

Der Prophet des Naturweins
Der Weinbau im Südosten hat viele Gesichter – das eigenwilligste gehört Aci Urbajs. In den Hügeln von Rifnik produziert er radikal naturnahe Weine. Maschinen sucht man bei ihm vergebens. Selbst Schwefelzusatz lehnt er ab. Seine Arbeitsweise erinnert mehr an Alchemie als an klassische Önologie. Wer ihn auf seinem abgeschiedenen Hof besucht (nur nach Voranmeldung), erlebt mehr als eine Verkostung: Es ist ein Blick in eine andere Welt. Urbajs nennt sich selbst nicht Winzer. Vielmehr sei er jemand, der „dem Wein hilft, er selbst zu werden“.

Foto: Zavernik
Fazit
Der Südosten des Landes ist eine Region für alle Sinne. Ob im Gespräch mit einem Winzer-Philosophen, beim Dinner im Sternerestaurant oder bei einem Ausstellungsbesuch – hier ist Slowenien ein vielfältiges Gesamterlebnis.
Reiseinfos: www.slovenia.info