Ui-Kyung Lee erhielt für „Nachhall“ den Opernkompositionspreis des Landes Steiermark, nun bringt die KUG sein Werk in Kooperation mit dem ORF musikprotokoll zur Uraufführung.
Was ein „Leichenfundortreiniger“ tut, ergibt sich recht deutlich aus seiner Berufsbezeichnung. Der Name „Tatortreiniger“ ist da schon weniger eindeutig. Dass hinter diesen Wörtern tatsächlich eine real existierende Profession steckt, ein Mensch, der genau das tut, ist vor allem durch die legendäre, auch von der BBC kopierte NDR-Comedy-Serie Der Tatortreiniger bekannt.
Das Putzen der Häuser der Toten
Mit der Oper Nachhall von Ui-Kyung Lee, die nun als Siegerprojekt des Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionspreises des Landes Steiermark an der KUG zur Aufführung kommt, tritt der Tatortreiniger auch in die Welt der Oper ein: Die Inspiration für Nachhall findet sich im Essayband Das Putzen der Häuser der Toten von Kim Wan, der in Korea tatsächlich als Leichenfundortreiniger arbeitet.
Klanglandschaft der Objekte
In der Oper wird eine verlassene Wohnung zum Gedächtnisraum für das, was von einem Menschen bleibt. Der Leichenfundortreiniger betritt diesen scheinbar toten Ort, unter dessen Oberfläche alles weiterlebt: Erinnerungen, Klänge, Fragmente einer Existenz. Der Raum offenbart immer neue Perspektiven. Figuren und Objekte tauchen auf wie aus den verborgenen Speichern eines Bewusstseins: grotesk, zärtlich, unheimlich. Zwischen Realität und Traum, zwischen dokumentarischer Präzision und surrealen Bruchstücken entwickelt sich die Reise des Protagonisten – eine langsame Identifikation mit dem Vergessenen und eine poetische Reflexion über das, was bleibt, wenn alles andere vergangen ist. Nachhall will, so die Jury, „als Objekt-Soundscape-Oper konzipiert werden, die den Dingen lauscht, die die Toten hinterlassen haben.“ Dieser „Klanglandschaft der Objekte“ begegnet die Komposition mit Ambience Music.

Foto: Jinwook Kim
Ui-Kyung Lee – Komponist & Sound Artist
Der 1984 in Seoul geborene Ui-Kyung Lee ist Komponist und Sound Artist. Er studierte in Südkorea und Japan sowie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. In seiner Arbeit versucht er, Klänge, Aktionen, Bewegungen und Organisationsformen stets als historisch, gesellschaftlich, aber auch ästhetisch vorgeformt und in sich vielschichtig zu betrachten.
Für Nachhall kooperierte er mit der deutschen Performance- und Multimediakünstlerin Jasmin Schädler, von der das Libretto dieser Oper stammt, dirigiert wird die Uraufführung von KUG-Professorin Claire Levacher, es inszeniert sie Lars Marcel Braun in einem Raum von KUG-Studentin Elisa Weiß.
Nachhall von Ui-Kyung Lee (UA)
Preisträgerwerk des 9. Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerbs
Kammeroper für verstärktes Ensemble, vier Sänger*innen und Elektronik
Inspiriert von dem koreanischen Essay „Das Putzen der Häuser der Toten“ (죽은 자의 집 청소) von Kim Wan
Libretto: Jasmin Schädler
Musikalische Leitung: Claire Levacher
Inszenierung: Lars Marcel Braun
Bühne und Kostüm: Elisa Weiß (Studierende Bühnengestaltung)
Gesangsstudierende der Studienrichtungen, PPCM Vokal und Musiktheater, Studierende PPCM Instrumental
So, 5., Mo, 6., Mi, 8., Do, 9.10.2025
jeweils 18 Uhr
MUMUTH, György-Ligeti-Saal