
Die neue Saison des Grazer Orchesters Recreation geizt nicht mit populärer Klassik: Neun Produktionen im Stefaniensaal sind populär im besten Sinne, nicht weniger die vier Barockprojekte im Minoritensaal.
Das Grazer Orchester Recreation bleibt in der Saison 2025/26 seiner Vorliebe fürs Besondere treu: Jeder Klassikhit hat sein rares Gegenstück, wobei es wieder einmal um Komponistinnen geht, die von starken Frauen zum Leben erweckt werden. So beschwört Mei-Ann Chen am 10. November die Erotik von Bizets Carmen und die Schönheit seiner Arlesienne herauf. Zusätzlich zeigt sie mit der dritten Symphonie von Louise Farrenc, dass man im Paris der Romantik das Komponieren nicht als reine Männersache ansah. Am 27. April wagt die Chefdirigentin des Orchesters einen ähnlich imposanten Vergleich: Sie stellt die Sinfonischen Tänze von Rachmaninow der Dance Card von Jennifer Higdon gegenüber.

Foto: Hannah Friedl
Die italienische Dirigentin Nil Venditti überlässt den großen Stil der russischen Musik nicht Tschaikowski allein, sondern schlägt eine Brücke zu Galina Ustwolskaja, die Komponistin aus dem Ural mit ihrer Orchestersuite über olympische Sportarten. Die Geigerin Alexandra Tirsu spielt im letzten Programm der Saison am 8. Juni Tipping Points von Rachel Portman. In dieser Suite huldigt die Oscar-Preisträgerin den vier Elementen im Breitwandformat ihrer Filmmusiken – ein Stück Hollywood in Graz.
Solisten spielen Raritäten
Bernd Glemser spielt am 9. Februar kein Klavierkonzert von Beethoven, sondern das maßlos unterschätzte Konzertstück f-Moll von Carl Maria von Weber. Klezmer-Star David Orlowsky stellt sein Klarinettenkonzert Shadow Dancer in Graz vor (18.5.) und der junge Wiener Dominik Wagner beweist, dass man als Kontrabassist die Konkurrenz der Cellisten nicht zu fürchten braucht (16.3.).

Foto: Werner Kmetitsch
Das Besondere an Mozarts Oboenkonzert mit Katharina Kratochwil ist der Klang der Wiener Oboe – eine Rarität für sich und zu erleben im Eröffnungskonzert am 6. Oktober. Michael Hofstetter dirigiert im Stefaniensaal den ersten Teil von Händels Messiah plus Halleluja (15. & 21.12.) und im barocken Weihnachtskonzert vergleicht Michael Hell Händels Hirtenmusik mit Bach und Telemann (1. & 2.12.). Die junge Cellistin Ursina Braun wirft am 20. & 21. Oktober ihr Können für eines der großen Cellokonzerte von Carl Philipp Emanuel Bach in die Waagschale, wobei der „Berliner Bach“ mit seinem Vater und seinem Bruder Friedemann in den Ring steigen muss. Lina Tur Bonet, die furiose Barockgeigerin aus Spanien, wird ein virtuoses Vivaldi-Programm gestalten (2. & 3.3.), während sich Alfredo Bernardini den Spaß macht, Suiten und Konzerte für mehrere Barockoboen und Streicher in musikalische Komödien zu verwandeln (4. & 5.5.).

Foto: Marco Borggreve
Das ganze Programm, Karten und Hinweise zu Ermäßigungen im Styriarte-Kartenbüro, Palais Attems, Sackstraße 17, 8010 Graz (Tel.: 0316 825 000) sowie unter www.styriarte.com