Ende Mai feierte die Hofgalerie im Steiermarkhof mit einer großen Sammelausstellung. Wir sprachen mit Johann Baumgartner, dem Leiter der Hofgalerie, über Kunstvermittlung, steirische Gegenwartskunst und Künstlerpersönlichkeiten.
Sie bieten mit der Hofgalerie seit mehr als 20 Jahren einen kostenlosen und niederschwelligen Zugang zur Kunst – warum braucht es einen solchen?
Die Vermittlung zwischen Kunstschaffenden und Interessierten abseits von Kultur, Hautfarbe, Religion oder politischer Einstellung ist mir ein großes Anliegen. Über eine Million Menschen, die sich in den letzten 20 Jahren im Steiermarkhof weitergebildet haben, wurde ein niederschwelliger Zugang zur Kunst ermöglicht. Die Kulturveranstaltungen sind für alle Menschen – unabhängig von ihrer sozialen Stellung – kostenlos zugänglich.
Aus dem engagierten Kulturprogramm in einer Bildungseinrichtung wurde mit der Hofgalerie nahezu eine eigenständige Kultureinrichtung. Welche Rolle spielt die Hofgalerie heute für den steirischen Kulturbetrieb?
Ich denke, dass die Hofgalerie im Steiermarkhof für die steirische Postmoderne eine wichtige Rolle spielt. Es ist uns gelungen, mit steirischen Gegenwartskünstlern eine Lücke im gesamten Ausstellungsspektrum zu schließen.
Über 200 Ausstellungen wurden in den letzten 20 Jahren in der Hofgalerie gezeigt. Nach welchen Kriterien werden Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die gezeigt werden?
Es ist ein „Steirischer Mischsatz“. Unser Kunst- und Kulturprogramm setzt auf Qualität in der formalen Umsetzung. Inhaltliche Fragestellungen, aktueller Bezug und kritische Themen waren und sind wichtige Faktoren für die Erstellung des Jahresprogramms. Für die Realisierung, Förderung und Darstellung stehen wir immer im Diskurs mit einer breiten Öffentlichkeit.
Ob Günter Brus, Hermann Nitsch oder Christian Ludwig Attersee, in den letzten zwei Jahrzehnten sind Ihnen Ausstellungen mit einer Reihe an großen Kunststars in Österreich gelungen. Welche Künstler möchten Sie in Zukunft noch für Ausstellungen gewinnen?
Es gibt noch sehr viele spannende Künstlerpersönlichkeiten, ich führe gerade einige Gespräche. Neben vielen jungen Künstlern würde natürlich gut Arnulf Rainer oder Wolfgang Hollegha ins Portfolio passen.
Seit 2021 Jahr zeigt die Hofgalerie eine große Jahresausstellung der Grazer Künstlervereinigungen. Ist die Hofgalerie das neue Grazer Künstlerhaus?
Nein, wir wollen keine bessere Galerie sein, mein großes Ziel ist, Menschen niederschwellig an Kunst und Kultur heranführen.
Wie kam es zur aktuellen Ausstellung „Die Kraft der Weiblichkeit“ in der Hofgalerie?
Frauen wurden in der Kunstgeschichte immer benachteiligt, in der Ausstellung Die Kraft der Weiblichkeit geht es auch um das Selbstverständnis sowie um gesellschaftliche Positionen von Frauen in der Kunst. Für die Hofgalerie ist es mir wichtig, die künstlerischen und kulturellen Leistungen von Carola Deutsch, Tamara Kolb und Marion Rauter aufzuzeigen und ihnen eine Plattform zu geben.
Sie haben in den letzten 20 Jahren vermutlich über eine Million Menschen mit Ihren Kunstveranstaltungen erreicht – welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Ein großes Ziel ist eine Kooperation mit dem Alpe-Adria-Raum. Mit diesem gemeinsamen gewachsenen Kulturraum mit etwa 40 Millionen Einwohnern sehe ich das größte Potenzial für die Kunst in der Steiermark.