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Staunen. Lachen. Augen machen.

FLIP Fabrique Foto: Emmanuel Burrie

Mit FLIP Fabrique aus Québec und Circa aus Brisbane werden zwei Top-Compagnien beim Cirque Noël zu sehen sein. Intendant Werner Schrempf verrät, worauf sich das Publikum freuen kann.

Interview: Wolfgang Kühnelt

Euer Festival rund um den Jahreswechsel gibt es seit 2008, wie hat es sich entwickelt?

Cirque Noël ist aus La Strada heraus entstanden, aus der Sehnsucht, mehr vom neuen spannenden Zirkus in Graz zu zeigen. Heute freuen wir uns, dass viele international renommierte Compagnien mit uns zusammenarbeiten möchten. Da wir auch als Produzenten und Koproduzenten aktiv geworden sind, hat dieses Interesse immer weiter zugenommen. Es ist schön, zu beobachten, dass unser Publikum diese Begeisterung teilt.

Diesmal werden FLIP Fabrique aus dem kanadischen Québec und Circa aus Brisbane in Australien im Orpheum Graz zu sehen sein. FLIP Fabrique war schon bei La Strada. Aber Circa ist neu hier, oder?

Nicht ganz. Wir haben gemeinsam mit Circa an einer großen Produktion mit australischen und österreichischen Akteurinnen und Akteuren gearbeitet. Dann kam Corona dazwischen, und die internationalen Künstlerinnen und Künstler konnten nicht einreisen. So hat Circa-Regisseur Yaron Lifschitz das Projekt The Cube Studies in Fern-Regie mit heimischen Akrobatinnen und Akrobaten erarbeitet. Im Sommer 2020 wurde es in der Grazer Oper uraufgeführt. Wir blieben weiterhin in engem Austausch und so können wir Anfang Jänner ihr neuestes Stück Wolf beim Cirque Noël zeigen. 

Werner Schrempf
Foto: Nikola Milatovic

Wie wählt ihr aus? Müssen die Stücke auf irgendeine Art dann doch zu Weihnachten passen?

Wenn man Weihnachten als Zeitraum für Freunde und Familie sieht, dann versuchen wir das zu berücksichtigen. Es sollen drei Generationen gemeinsam etwas erleben können, an das sie sich noch lange erinnern.

Wie unterscheiden sich die beiden Stücke?

Während Circa sehr puristisch arbeitet und im Wesentlichen Musik und die Kunst der Körper in den Mittelpunkt stellt, fasziniert FLIP Fabrique neben akrobatischen Höchstleistungen mit unbändiger Spielfreude und mitreißendem Humor. Das diesjährige Programm des Cirque Noël spiegelt den Facettenreichtum des Neuen Zirkus in besonderer Weise wider.

Wieso habt ihr unter allen Veranstaltungsorten, die ihr schon bespielt habt, gerade das Orpheum zu eurer Heimat gemacht?

Die Zusammenarbeit mit dem Team des Orpheums, auch mit der Leitung der Theaterholding und dem Ticketzentrum, ist geprägt durch eine besondere Wertschätzung. Auch das Verhältnis zwischen der Menge des Publikums und der Nähe zur Bühne ist ideal und alle kennen den Ort. Zugleich muss ich aber sagen: Wir könnten uns schon gut vorstellen, auch im Winter das Opernhaus zu bespielen. Denn es gibt natürlich Produktionen größeren Bühnenformates, wie man es ja immer wieder bei La Strada erleben kann.

Circa
Foto: Andy Phillipson

Kommen wir wieder zu den aktuellen Compagnien: Welche Charakteristiken, welche Zugänge haben die beiden Künstlergruppen? Kanada und Australien sind ja auch sehr verschiedene Länder.

Das sind zwei Hotspots für die professionelle Ausbildung in der Zirkusartistik. In Kanada ist – ausgehend von einem einzigen Clown – eine ganze Industrie entstanden, die inzwischen auch stark universitär geprägt ist. Wir hatten das Glück, erst nach dem ersten großen kommerziellen Hype des Neuen Zirkus aktiv zu werden. Wir konnten sehr gute Kontakte zu den besten Compagnien knüpfen, die aus dieser industrialisierten Kommerzialität ausbrechen wollten, wie beispielsweise den 7 Fingers. Diese Künstlergeneration in Kanada setzte ganz deutlich auf Storytelling. In der Geschichte des australischen Zirkus finden wir eher das Körperliche mit puristischen Bühnenbildern – hier spielen Licht und Musik oft eine bedeutende Rolle. Die australischen Gruppen haben es außerdem geschafft, intensive Kooperationen zu ihren Festivals aufzubauen.

Warum passt zeitgenössischer Zirkus so gut zu Weihnachten?

Ich glaube, das ist deswegen so, weil sich die Menschen gerade zu dieser Zeit freuen, etwas außergewöhnlich Berührendes zu erleben. Das war ja auch beim traditionellen Zirkus schon so. Und wir wollten immer antizyklisch ein Angebot machen. Daher haben wir für unser Festival La Strada den Hochsommer gewählt und mit dem Cirque Noël die Weihnachtszeit.

Was wünscht sich denn der Intendant zu Weihnachten, was das Festival betrifft?

Dass die Atmosphäre so ist wie schon bisher. Dass die Menschen das zu schätzen wissen, was wir ihnen quasi auf den „Gabentisch“ legen. Es ist ja auch so, dass unsere Tickets ein häufiges Geschenk sind. Und ich ganz persönlich? Es gab bei uns Stücke, wo ich jeden einzelnen Abend Lust hatte, mir das anzuschauen und ich wirklich jedes Mal hinten im Saal stand. Es wäre schön, wenn es mir auch diesmal wieder so ginge.       

Circa
Foto: Andy Phillipson

FLIP Fabrique (Kanada): „Six°“ 
20.12.–28.12.2025, Orpheum Graz
Empfohlen ab 6 Jahren
Dauer: 70 Minuten (keine Pause)

Circa (Australien): „Wolf“ 
3.1.– 10.1.2026, Orpheum Graz
Empfohlen ab 12 Jahren
Dauer: 100 Minuten (inklusive Pause)

Alle Informationen zum Programm: www.cirque-noel.at