
Ingeborg Strobls und Edda Strobls Arbeiten erzählen in der Kunsthalle Graz – präsentiert von der Steirischen Kulturinitiative – mit scharfem Blick von Tieren und Wesen.
Schönes/edles/gebrauchtes/getötetes Tier ist der Titel der neuen Ausstellung der Steirischen Kulturinitiative mit Arbeiten von Ingeborg Strobl und Edda Strobl in der Kunsthalle Graz. Kuratiert von Nicole Pruckermayr zeigt die Schau (Eröffnung am 9. September) das Schaffen einer ganz großen Künstlerin. Ingeborg Strobl, die aus Schladming stammte, arbeitete konzeptionell mit den Medien Grafik, Fotografie, Aquarell und Skulptur. Ihr Œuvre umfasst zahllose Werke – darunter Collagen, Objektkunst, Künstlerbücher und „Kunst im öffentlichen Raum“-Projekte. Sie lebte und arbeitete ab 1967 in Wien, später einige Jahre in London. Die tiefe Auseinandersetzung Strobls mit ihrer Umwelt und vor allem der Tierwelt prägte ihr Schaffen. Darstellungen von Tieren wurden ihr Markenzeichen, sie verstand Tiere dabei als Synonyme für gesellschaftliche Entwicklungen.
Mit ungeschöntem Blick
„Es ging ihr um das idealisierte, verfälschte, verklärte Tierbild, welches sich die Gesellschaft aneignet. Im breiten Spektrum der Beziehung Mensch und Welt der Tiere ist zwischen mystisch, angehimmelt-kuschelig und beinhart bis verachtet, gebraucht und getötet werden alles dabei, was man sich vorstellen kann“, so Nicole Pruckermayr, Kuratorin und Geschäftsführerin der Steirischen Kulturinitiative. Dabei zeigt sich, dass das Tierwohl und die Rechte von Tieren für manche Gattungen mancherorts unumstritten zu sein scheinen, andere Arten hingegen fristen ein elendes und großteils kurzes industrielles Leben. Eine offene Diskrepanz. „Strobl zeigte, was ist. Ungeschönt und ohne einen abfedernden Filter. Sie brach mit Erwartungshaltungen. Ihre Arbeiten sind entselbstverständlicht. Ihr Blick auf ihr Umfeld, auf das, was ‚am Weg liegt‘ – ein Zitat nach Ingeborg Strobl –, war ein mäandrierendes Suchen und Finden von all den Widersprüchen, die uns umgeben“, so Pruckermayr. Das Verstehen wurde irritiert und fordert noch immer heraus.

Foto: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner; Bildrecht, Wien, 2025
Wie gehen wir miteinander um?
Es waren stets Umbrüche auf globaler Ebene, aber auch soziokulturelle Verschiebungen, die Ingeborg Strobl interessierten und die sie in ihren Arbeiten thematisierte. „Sie bezeichnete sich selbst als unrealistische Idealistin und hatte, obwohl Ökologie und Tierwohl gedanklich noch in den Kinderschuhen steckten, in vielen ihrer Arbeiten einen ganz besonders geschärften Blick für ökologische Ausdünnung und Diskrepanzen, in welchen wir leben“, erklärt Pruckermayr. Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Der Vogel aus dem PHOTO Roman 2004 zeugt etwa von diesem aufmerksamen Blick, der genau das zeigt, was ist. Wie gehen wir miteinander um? Wir Wesen, ob wir Tiere oder auch Menschen sind. Zu sehen sind Ingeborg Strobls Arbeiten in der Kunsthalle Graz in Kombination mit Werken ihrer Nichte, der Künstlerin, Comiczeichnerin und oftmaligen Begleiterin Edda Strobl, geboren 1962. Damit zeigt die Ausstellung eine große Breite Strobl’schen Schaffens.

Vom Zustand der Welt
Edda Strobl arbeitet seit den 1990er Jahren intensiv in den Bereichen Comic, Zeichnung, Montage, Malerei, Performances, Installationen oder Musik. Gleich wie ihre Tante sammelt sie reale Gegenstände, Zeitzeugnisse, genauso wie Eindrücke zum Zustand der Welt. Ihre Arbeiten erzählen ohne Anklage vertiefte Geschichten zu gesellschaftlichen Gegebenheiten – oft mit einer widerständigen Kernaussage. In ihrer Arbeit Schweineproduktion in Steiermark aus dem Jahr 2012 wird dies spürbar. „In ihren utopischen und dystopischen Welten sitzt jeder Strich und jedes Wort. Manchmal sind Worte aber auch überflüssig, wie dies die Werkreihe SELTENE SORTEN – Dessin automatique auf Schabkarton (2025) genauso zeigt wie auch 30000 Jahre Koexistenz (2022)“, so Pruckermayr. Es ist ein Kosmos, der zeigt, was Wesen verbindet. Oder auch trennt.

„Schönes/edles/gebrauchtes/getötetes Tier“Ingeborg und Edda Strobl
Eine Ausstellung der Steirischen Kulturinitiative mit u. a. Leihgaben der Sammlung der Neuen Galerie Graz/Universalmuseum Joanneum
Eröffnung: Di, 9. September, 18 Uhr
Zu sehen bis 15. Oktober 2025 (Di–Fr, 16–20 Uhr)
Kunsthalle Graz, Conrad-von-Hötzendorf-Straße 42a, 8010 Graz
Rahmenprogramm:
Di, 16. September, 19–20 Uhr: Führung mit Nicole Pruckermayr
Di, 7. Oktober, 18–19.30: Monika Grossmann (Obfrau Verein Kleine Wildtiere in großer Not) u. a. im Gespräch mit Nicole Pruckermayr
Mi, 15. Oktober, 18–19.30 Uhr: Edda Strobl im Gespräch mit Marlies Schöck (Kunsthistorikerin)