Kleine weiße Dörfer, traumhafte Landschaften und süditalienische Küche – Apulien hat sich in den letzten Jahren zu einem Sehnsuchtsziel entwickelt.
Text: Stefan Zavernik
Die Hauptstadt Apuliens ist weit mehr als ein Durchreiseort zu den Stränden der südlichen Adria. Wer in Bari mit dem Flugzeug ankommt, beginnt seine Reise durch Apulien mitten im echten, lebendigen Süden Italiens. Ihre Altstadt ist ein Erlebnis aus jahrhundertealtem Sandstein, an dem unzählige Epochen der Menschheitsgeschichte ihre Spuren hinterlassen haben. Zwischen Sehenswürdigkeiten wie der Basilica san Nicola oder dem Piazza del Farese sitzen Frauen vor ihren Wohnungen und rollen frische Orchiette Pasta. Die engen Gassen der Altstadt mit ihren quer über die Häuserwände gespannten Wäscheleinen gleichen einem Labyrinth. Alles wirkt friedlich und unverfälscht, es scheint, als wäre man hier an einem Stück unberührten Italiens angelangt, das vom Massentourismus noch nicht vollends erfasst wurde. Aus kulinarischer Sicht ist Bari auch eine Reise wert. Seit einigen Jahren wandelt sich mit den Spaghetti Assassina ein Hype unter Foodies zum neuen Kultgericht der Hauptstadt. Es handelt sich dabei um Pasta al Pomodoro, allerdings gegrillt statt gekocht, mit reichlich Chili. Die knusprig gebratenen Nudeln schmecken rauchig, leicht angekohlt und entfalten bereits auf den ersten Bissen ihr Suchtpotenzial.

Foto: Stefan Zavernik
Postkartenstädte am Meer
Rund um Bari gibt es viel zu sehen und zu erleben. Etwa eine halbe Stunde entfernt liegt die kleine Stadt Pogliano al Mare. Die Heimatstadt des Sängers Domenico Modugno, der mit Volare weltberühmt wurde, ist ein einziges Instagram-Motiv. Seine Altstadt thront hoch oben über dem Meer in dramatischer Klippenlage und belohnt seine Besucher mit spektakulären Terrassen und unzähligen Aussichtspunkten. Die kleinen Gassen erstrahlen in weißem Kalk, an den Häuserwänden haben sich Poeten verewigt. Das große Highlight ist Lama Mochille. Sie zählt zu den ikonischsten Badebuchten in ganz Italien, der kleine Stadtstrand ist von Klippen kunstvoll eingerahmt.

Foto: Rocco Forte Hotels
Authentisches Alltagsleben am Meer ohne großen Touristenansturm gibt es nur wenige Fahrminuten weiter entlang der wunderbaren Küstenstraße im Städtchen Monopoli. Alles läuft hier wesentlicher gemütlicher ab als im kleinen, hochfrequentierten Nachbarstädtchen. Warum, scheint eigentlich unerklärlich, Monopoli ist nicht nur eine Postkartenstadt, sondern bietet auch traumhafte Bademöglichkeiten und tolle Restaurants. Zu den ganz großen Highlights für viele Apulien-Reisende zählt die Città Bianca. Ostuni steht auf mehreren Hügeln, etwa 8 km im Landesinneren. Seine weiß getünchte Altstadt funkelt in der Sonne und verleiht ihr eine nahezu mystische Aura. Besucher genießen einen spektakulären Panoramablick über uralte Olivenhaine bis hin zur Adria.

Foto: Rocco Forte Hotels
Apulien-Feeling im Olivenhain
Apulien war auch vor 500 Jahren ein außergewöhnlich schönes Land. Aber man musste sich zu verteidigen wissen. Invasoren fielen regelmäßig ein und plünderten. Großbauern errichteten aus diesem Grund ihre Landgüter wie Festungen, mit Aussichtstürmen und hohen Mauern. So konnten sie ihre Leute und ihre Ernte vor Überfällen schützen. Was damals überlebensnotwendig war, ist heute eine Chance für Reisende. Viele dieser für Süditalien so traditionellen, oftmals jahrhundertealten Bauwerke aus Trockenstein stehen bis heute.

Sie wurden liebevoll renoviert, befinden sich inmitten von Olivenhainen und zählen zu den charmantesten Unterkunftsmöglichkeiten für einen Apulien-Urlaub. Auch in kulinarischer Hinsicht ist der Aufenthalt auf einer Masseria ein authentisches Erlebnis. Viele der Landgüter werden landwirtschaftlich betrieben, es gibt hauseigenes Olivenöl und hervorragende Küche. Eine der schönsten Masserien Apuliens steht in Savelletri di Fasano, in der Region Valle d’Itrea, wenige Kilometer vom Meer entfernt, und wird seit etwas mehr als 7 Jahren von Rocco Forte Hotels betrieben. Das Landgut aus dem 16. Jahrhundert liegt inmitten endlos weiter Olivenhaine, wurde mit viel Geschmack saniert und als luxuriöses Hotel neu gedacht. Seinen Gästen fehlt es an nichts, um sich mühelos dem Dolce Vita hinzugeben und sich durch den Tag treiben zu lassen. Ob am großzügigen Pool, im Spa oder auf dem Golfplatz, Alltagssorgen wirken wie ausgelöscht. Die Natur hat das Anwesen einer Leinwand gleich in ein prachtvolles Gemälde verwandelt. Wohin der Blick fällt, wachsen Pflanzen. Ein Meer aus leuchtend-pinkem Bougainvillea erstreckt sich über die weißen Hauswände. Kunstvoll zurechtgeschnittene, riesige Rosmarinsträuche verströmen ihren mediterranen Duft.

Die Inneneinrichtung der Masseria wurde von Olga Polizzi entworfen, ihr Design ist eine Hommage an das ländliche Lebensgefühl Apuliens. Handgefertigte Möbel von lokalen Herstellern, luxuriöse Textilien und Naturstein aus Trani treffen auf hochmodernen Komfort. Das genussvolle Epizentrum der Masseria ist das hauseigene Restaurant. Hier wird apulische Küche unter den genialen Vorgaben von Fulvio Pierangelini dargeboten. Der gebürtige Römer gilt in Italien als intellektuelles Kochgenie. Seine Spaghetti al Pomodoro fresca umgibt ein Mythos. Heute ist er der leitende Küchenchef sämtlicher Rocco Forte Hotels. Viele Produkte, wie frische Kräuter und Gemüse, die im Restaurant zum Einsatz kommen, stammen aus den Gärten der Masseria. Auch Olivenöl wird heute noch am Anwesen produziert, aus der Ernte der eigenen Olivenbäume.

Foto: Zavernik
Fazit: Neben Apuliens sehenswerten Dörfern, den traumhaften Stränden ist es auch das ländliche Lebensgefühl mit seiner großartigen Küche, das eine Reise in dieses Stück Süditalien zu einem Erlebnis machen.

Foto: Rocco Forte Hotels
Ideale Reisezeit: Juni, Sept., Okt.
Anreise: Flüge von Graz über Wien direkt nach Bari, dann empfiehlt sich ein Mietauto
Unterkunft: Masseria Torre Maizza; www.roccofortehotels.com
Essen & Trinken
Bari – Spaghetti Assasina: Urban L’Assaserina Urbana, www.urban.bio
Monopoli – Fischküche: Il Guazzetto www.ristoranteilguazzetto.it
Savelletri di Fasano – High-End: Carosello, www.roccofortehotels.com
Fasano – Slow Food: Masseria Narducci
www.masserianarducci.it