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Tschäss ohne Gnade

„Anonymer“ Straßenmusiker: Nicht einmal die Fotografin erkannte Johannes Hödl

Trotz gekürzter Förderungen geht das Dixie- & Swingfestival Weiz 2025 über die Bühne – mit viel Eigeninitiative, musikalischem Herzblut und einem Blick in die Zukunft. Wir sprachen mit Organisator Johannes Hödl.

Interview: Stefan Zavernik

Herr Hödl, das Dixie- & Swingfestival Weiz findet heuer trotz drastisch gekürzter Förderungen in einer „Mini-Ausgabe“ statt. Wie ist es gelungen, das Festival dennoch über die Bühne zu bringen – und was hat Sie dazu bewogen, es nicht einfach ausfallen zu lassen?

Zu meiner Überraschung – und da habe ich die Wertschätzung für dieses Festival wirklich unterschätzt – haben mich sowohl Musiker wie auch Unternehmer und Verantwortliche der Stadt Weiz angerufen und mich animiert, doch etwas zu machen und auch Unterstützung signalisiert. Johann König vom Kunsthaus Weiz, die Familie Harb vom Autozentrum Harb, Andreas P. Tauser (Dixie Factory), Roman Ackerl (SOKO Dixie) und Miloš Milojević kann man an dieser Stelle ruhig nennen.

Das diesjährige Programm bietet Highlights wie das New Orleans Straßenmusikfest in der Altstadt von Weiz und das „Swingende Almfrühstück“ in Heilbrunn. Welche besonderen Akzente wollten Sie 2025 setzen – und worauf dürfen sich die Besucher besonders freuen?

2026 besteht die „Old Stoariegler Dixielandband“ unfassbare 50 Jahre. Ich habe die Band 1976 als junger Musikstudent in Fürstenfeld gegründet. Beim Festival starten wir die Jubiläumstour, die ihren Höhepunkt beim Jubiläumsfest am 14. März 2026 in der Stadthalle Fürstenfeld findet. Das sommerliche Festival-Highlight ist jedoch das „New Orleans Straßenmusikfest“. In chilliger Atmosphäre schattiger Gastgärten der Weizer Altstadt bekommt man nicht nur Aperol- oder Sommerspritzer serviert, sondern erstklassige Musiker zu ebener Erd’, Aug in Aug und zum Angreifen nahe. Beispielsweise Miloš Milojević und das Zoran Schmitz-Trio, Swing Soleil, SOKO Dixie und die Dixie Factory.

Foto: Reithofer Media

Ein Aushängeschild des Festivals ist auch der Jazz-Workshop in Ilz. Was ist das Besondere an diesem Angebot – und warum liegt Ihnen gerade die Förderung von kleinen Ensembles so am Herzen?

Als ich in Fürstenfeld aufgewachsen bin, gab es kein Jazz-Angebot für Anfänger, Amateure oder etablierte Musiker anderer Genres wie Klassik oder Blasmusik. Es gab auch keine Vorbilder wie es sie etwa in der Rockmusik (Magic, STS, Opus, Boris Bukowski) gab. Man hatte weder Gelegenheit noch Vorbilder, um wenigstens ansatzweise den Jazz zu touchieren. Mit diesem Workshop in der wundervollen Musikschule Ilz geben wir musikalischen Menschen abseits von Kunstuniversität und Profijazz eine Möglichkeit zum „Jazz-Probieren“. Wir haben ein unglaublich gut aufgestelltes Team an Dozenten, etwa mit der renommierten Jazzsängerin Univ.-Prof. Ines Dominik-Reiger, mit Mátyás Bartha, der am Tiroler Landeskonservatorium Jazzpiano unterrichtet, mit den beiden Wiener Jazzgrößen Herbert Swoboda und Karol Hodas u.v.m. Unsere Teilnehmer kommen aus ganz Österreich, sogar aus dem Ausland, sind zwischen 11 und 75 Jahre alt und mega motiviert. Und man kann sich sogar noch anmelden.

Was unterscheidet das Dixie- & Swingfestival in Weiz Ihrer Meinung nach von anderen Jazzfestivals?

Hier geht es nicht ums große Geld, es geht um unvermitteltes musikalisches Erleben, die Nähe zu den Künstlern ist extrem. Ich persönlich mache das ehrenamtlich, Intendanten, Präsidenten und andere kostspielige Machtpositionen gibt es bei uns nicht, nur Leute, die anpacken. Zudem ist das Kulturverständnis der Stadtpolitik und des Publikums hier in Weiz ungewöhnlich stark ausgeprägt. Das Kunsthaus ist ein perfekter Ort für qualitatives Kulturerlebnis. Weil die Stadt viele große Industrie- und Forschungsbetriebe hat, ist es hier weniger provinziell, internationaler als anderswo. Außerdem ist das Dixie- & Swingfestival Weiz Österreichs einziges Festival für traditionelle Jazzmusik. Deshalb kommen auch viele Gäste aus Wien, Niederösterreich und Kärnten zu uns.

Workshop für traditionellen Jazz: Musiker aller Generationen haben den Swing im Blut
Foto: Bobrov

In Zeiten von Förderkürzungen und wirtschaftlicher Unsicherheit: Wie sehen Sie die Zukunft des Festivals – und was braucht es, damit Formate wie dieses weiterbestehen können? Gibt es bereits konkrete Pläne für 2026?

Wir stellen das Festival für 2026 völlig neu auf, planen weitgehend ohne Landesförderung und werden auch eine Plattform gründen, die das Festival dauerhaft in Weiz verankert.

Am 13. August startet Ihre Band, die „Very Old Stoariegler Dixielandband“, ihre große 50-Jahr-Jubiläumstour. Was bedeutet dieses Jubiläum für Sie persönlich – und was erwartet das Publikum bei diesem ganz besonderen Auftaktkonzert?

Für das Publikum heißt das „Tschäss ohne Gnade“, um den Titel unserer ersten LP zu zitieren. Es werden Jazz-Arrangements von Johann Strauss, von den US-Jazzgiganten Mickey Katz und Spike Jones, alle wichtigen Dixieland-Ohrwürmer von „Icecream“ über „Struttin’ with Some Barbecue“ bis „Oh When The Saints“ und die besten Songs von Luis Armstrong, Chris Barber, Sidney Bechet oder Louis Prima auf die Bühne gezaubert. Für mich bedeutet das: Ich lebe noch, was für drei unserer Gründungsmitglieder nicht gilt. Ich kann Musik machen, das zählt.      

Der „Streetview Dixieclub“ macht beim Swingenden Almfrühstück in Heilbrunn aus Milch Sahne
Foto: SVDC

Dixie- & Swingfestival Weiz 2025

8.–10.8.
Workshop für traditionellen Jazz im Rahmen des Festivals
Anmeldung Workshop: www.dixie-swingfestival.at/workshop

Mi, 13.8., 19.30 Uhr
Tourneeauftakt 50 Jahre Very Old Stoariegler Dixielandband
„Wie damals im John Bull …“
Autozentrum Harb, Werksweg 108, 8160 Weiz, Tickets: Ö-Ticket, Abendkasse

Sa, 16.8., 9.30–13 Uhr
New Orleans Straßenmusikfest
Altstadt Weiz

So, 17.8., 9–12 Uhr
Swingendes Almfrühstück mit „Streetview Dixieclub“
Bratl Wirtin Heilbrunn, Naintsch 89, 8172 Heilbrunn

Infos und Tickets: www.dixie-swingfestival.at