Der RING AWARD feiert nach fünfjähriger Pause ein fulminantes Comeback mit einem Fest der Kreativität und des künstlerischen Mutes.
Kann ein tausende Jahre alter Mythos auf einer Opernbühne so erzählt werden, dass er das Publikum in seiner heutigen Lebensrealität berührt? Diese Aufgabe stellte der RING AWARD Wettbewerb für Regie, Bühne und Kostüm in seiner zehnten Auflage mit der Wettbewerbsoper L’Orfeo von Claudio Monteverdi. Die Barockoper aus dem Jahr 1606 greift den noch viel älteren Mythos rund um einen Musiker, der seine Geliebte aus der Unterwelt befreien möchte, auf. Wie aktuell der Orpheus-Mythos ist, bewiesen die drei Final-Teams eindrucksvoll mit ihren je 40-minütigen Ausschnitten aus L’Orfeo auf der Bühne des Schauspielhaus Graz. Drei völlig unterschiedliche Interpretationen und Bühnenbilder entführten das Publikum in ein überflutetes Wohnzimmer, ein durchgestyltes Tonstudio und ein erinnerungsschweres Altersheim. Eindringlich verhandelten die Final-Teams Themen wie Erinnerung, Vergänglichkeit und soziale Dynamiken.

Foto: Susanne Hassler-Smith
Gewonnen hat den RING AWARD schließlich ein italienisches Team um den Regisseur Giorgio Pesenti, mit der berührenden, gesellschaftskritischen Darstellung eines alten Orpheus, der versucht, dem Pflegeheim, wo er medikamentös sediert wird, zu entfliehen, um seine Eurydike zu finden. Aus der Jurybegründung: „Ebenen von Alltag, Traum, Demenz und Einsamkeit werden auf berührende Weise miteinander verflochten. Elemente der Klarheit treffen auf Momente des Unvorstellbaren und des Traumes. Humor steht neben Tragik, Mythos neben Alltag.“ Der anhaltende Applaus nach der Vorstellung zeigte, wie einig Jury und Publikum in dieser Entscheidung waren. Das siegreiche Team erhielt einen Inszenierungsauftrag an der Oper Graz und wird somit in der Spielzeit 2026/27 ebendort zu erleben sein.

Foto: Susanne Hassler-Smith
Alle drei Final-Inszenierungen können noch bis Ende des Jahres 2025 auf OperaVision nachgesehen werden.